Im bulgarischen Albena am Schwarzen Meer trainieren Meer, Wind, Sonne und Natur unsere Abwehrkräfte. Heilpflanzen wachsen im Wald, in der Umgebung sprudelt warmes, heilendes Quellwasser aus dem Boden. Vom Strandsee Tuslata kommt heilender Schlamm.

Es ist alles da für ein gesundes Reizklima am Schwarzen Meer. Allerdings sollte man es langsam auf sich wirken lassen. „Am intensivsten ist ein Spaziergang am Strand, wenn der Wind von der Seeseite kommt. In der Nähe der Brandung befinden sich Salzwassertröpfchen, die Aerosole in der Luft, die dafür sorgen, dass sie wieder tief durchatmen können. Abends einen Schopska-Salat und ein kühles Bier. Danach werden Sie müde und zufrieden ins Bett fallen und tief bis zum nächsten Morgen durchschlafen." So sieht für Ognyan Softov, ärztlicher Leiter des „Medical-Spa-Komplexes" in Albena, ein gelungener Tag am Meer aus. Seit 36 Jahren leitet er das „Medical Zentrum". Während eines Rundgangs zeigt er die vielen Behandlungsräume seiner Klinik. Bei chronischen Entzündungen oder Schmerzen in den Gelenken empfiehlt der Arzt Packungen mit Bienenwachs oder Schlamm. „Unser Schlamm ist der Beste!" Es ist Heilschlamm, der aus der Nähe von Varna kommt. Dieser wird fein gesiebt und auf 43 Grad erhitzt, ehe er in einer dicken Schicht auf den ganzen Körper aufgetragen wird. Mit einem strengen Kurbetrieb kann man die Einrichtung allerdings nicht vergleichen. Es gibt viele Bäder und ein scheinbar unerschöpfliches Repertoire an Körperbehandlungen. Jeder kann spüren, wie die Ruhe auf das eigene Wohlbefinden wirkt. Nur in der Stille, sagt man, lässt es sich gut in sich hineinhorchen.
Der Strand ist ideal für Kinder

Doch nicht nur zum Kuren kommen die Gäste. Der über drei Kilometer lange Strand ist ideal für Kinder. Mit Eimerchen, Schaufel und einem Bagger ausgestattet, bauen die Kleinen mit den Eltern eine Sandburg. Baumaterial finden sie genug am Strand, der an manchen Stellen bis zu 100 Meter breit ist. Keiner denkt an die größeren Wellen, die das Schwarze Meer meist in den späten Nachmittagsstunden an den Strand schubst. Wird dann das Bauwerk weggespült, kullern keine Tränen, sondern ein paar Meter weiter wird wieder neu gebaut. Unterkünfte in verschiedenen Preiskategorien sind vorhanden. Immer mehr Hotels aus der sozialistischen Ära werden saniert und neu eröffnet. Die ursprünglichen Hotelnamen, bekannte bulgarische weibliche Vornamen, bleiben erhalten. Warum nicht mal etwas anderes probieren, dachte sich Krassimir Stanev, Leiter der „Albena Hotels". „Amelia" heißt das neu eröffnete Hotel und hat den Namen einer berühmten amerikanischen Fliegerin bekommen. Stanev ist privat leidenschaftlicher Flieger und fand die Geschichte der amerikanischen Pionierfliegerin Amelia Earhart, die 1932 als erste Frau im Alleinflug den Atlantik überquerte, tollkühn. Damals eine Sensation, dass sie als Frau eine Fluglizenz erhielt, in der die Luftfahrt noch als reine Männerdomäne galt. Während seiner vielen Recherchen über die Pilotin, die beim Versuch als erster Mensch die Erde am Äquator zu umrunden, verschollen ging, kam ihm die Idee, der Frau mit einem Themenhotel ein Denkmal am Schwarzen Meer zu setzen.

Inspiriert von ihrer Geschichte schufen die Designer von Studio Borella-France einen Teil ihrer Biografie durch die zahlreichen Details im Inneren des Hotels, die das Gefühl vermitteln, in den Himmel über dem weiten Ozean zu fliegen. Das Thema Luftfahrt zieht sich daher durch das komplette Haus. In der Lobby gibt es einen Flugsimulator. In öffentlichen Räumen hängen Fotos von der Frau mit der burschikosen Kurzhaarfrisur und dem entschlossenem Blick. Sie sitzt am Steuer eines Flugzeugs oder lacht mit Helm und hochgeschobener Brille in die Kamera. Auch die letzen Aufnahmen auf ihrer Electra, sie winkt in die Kamera, bevor sie zu ihrer Weltumrundung aufbricht, sind festgehalten. Die Lobby-Bar heißt „Canary", nach dem Flugzeug der Pilotin benannt, und das Hauptrestaurant hat ihren Spitznamen „Lady Lindy" bekommen.
Wasser aus eigenen Quellen

Albena ist von der Natur reich beschenkt, und beim Wandern kommt man ihr sehr nah. In direkter südlicher Nachbarschaft zu Albena befindet sich das knapp 18 Hektar große Naturschutzgebiet Baltata. Hier ist die Natur Natur geblieben. Im Urwald schlängeln sich Lianen mit ihren holzigen Stämmen und Stängeln kreuz und quer über den Boden und klettern an den Bäumen hoch. Silberpappeln wachsen schräg über den Fluss Batova, ihre Äste ragen weit über das sumpfige Wasser, in dem Frösche quaken und sich Schildkröten tummeln. Braun-schwarz glänzend fegt der schillernde Purpurreiher flach übers Wasser. Zum Fischen stürzt er sich von den tief hängenden Ästen. Unter den Bäumen blüht ein blauer Teppich aus wilden Hyazinthen. „Wir wollen diese einmalige Region bewahren und setzen auf erneuerbare Energie. Über 70 Prozent erzeugt das Ressort selbst mit einer hochmodernen Biogasanlage und Sonnenkollektoren", sagt Armin Jan Hofmann, Leiter für Information. Das in den Hotels, Restaurants und in den Schwimmbädern genutzte Wasser kommt aus den eigenen Quellen. Im Ort sind Elektrobusse als Shuttle unterwegs. Gäste können sich auf dem Ausflug „Unsere grüne Mission" selbst ein Bild von der Umsetzung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen in Albena machen. Im Hinterland von Albena wachsen buschige Eichen, es gibt Tomaten- und Paprikafelder. Mittendrin ein Bauernhof mit Black-Angus-Rindern. In den Gärten können die Besucher Obst selbst pflücken und kaufen. Das authentische Bulgarien ist nur acht Kilometer von Albena entfernt. Auf den Terrassen heller Kalksteinfelsen liegt Baltschik, die „weiße Stadt" und eines der malerischsten Seebäder Bulgariens. Durch Gassen führt der Weg hinunter zum Stadthafen, wo die Fischerboote parken. Viele Gäste besuchen den ehemaligen Sommersitz von Maria, Königin von Rumänien, und bewundern im Schlosspark die zweitgrößte Kakteen-Sammlung der Welt. Auch wenn der Ort ein wenig verschlafen ist und der Massentourismus die Stadt noch verschont hat: Für eine potschivka, so heißt die Pause auf Bulgarisch, ist immer Zeit in den vielen Straßencafés auf der Strandpromenade.
Fisch frisch serviert

Die Stadt Varna zeigt sich von ihrer lebhaften Seite und schafft es dennoch, dass sie gemütlich wirkt. Mit knapp 350.000 Einwohnern gilt die Hafenstadt als das Zentrum Nordostbulgariens. Bekannt ist sie für die Kathedrale Maria Himmelfahrt, eine orthodoxe Kathedrale aus dem Jahr 1896, wegen ihrer goldenen Farben und Fresken. Nicht weit von der Kathedrale entfernt ist das archäologische Museum. Thrakische Juwelen von vor 6.000 Jahren wurden in einer Nekropole gefunden und mit anderen Funden aus der griechischen, römischen und osmanischen Antike ausgestellt. Die Küste säumt der Meeresgarten oder auch Primorski Park genannt. Die Flaniermeile ist von Maulbeerbäumen gesäumt, die ihre Blätter in den blauen Himmel strecken. Vom Park aus führen mehrere Wege und Treppen hinunter zum Meer. In den Restaurants wird frischer Fisch serviert, während Möwen nach Brotkrumen jagen. Der heimliche Star ist jedoch der kräftige Rotwein der Gegend, den man in jedem der Gästehäuser im Tonkrug serviert bekommt. Sobald die letzten Sonnenstrahlen die Gebäude im Meeresgarten in warmes Orange hüllen und aus den Fontänen farbenprächtige Wasserstrahlen sprudeln, spürt man dass dieser Ort etwas Besonderes ist. An manchen Tagen wehen musikalische Klänge über den Garten. Die kommen von der Oper, die in den Sommermonaten zahlreiche Auftritte hat.