Um sie zu genießen, muss man nicht mal reisen: Viele Ingredienzen aus der kanadischen Küche kann man ganz einfach im Internet bestellen. Was die Mahlzeiten so besonders macht? Hier ein Überblick.
Kanada – dass der Staat in Nordamerika das Land der tausend Seen ist, ist bekannt. Doch das nach Fläche zweitgrößte Land der Erde hat auch eine reichhaltige Küche. Die abwechslungsreichen Genüsse finden auch bei uns immer mehr Einzug.

Ahornsirup kennt jeder
Man rührt damit seinen Salat oder Kuchenteig an, verfeinert Soßen und Desserts. Er ist das bekannteste und am häufigsten gekaufte kanadische Produkt in Deutschland. Und nicht nur das: Unser Land ist zudem der größte europäische Abnehmer dieser Spezialität. Trotzdem wissen die wenigsten, dass es vier verschiedene Ahornsirupgrade gibt, die sich auffällig in Farbe und Geschmack unterscheiden und auf jeweils sehr eigene Art zum Gelingen diverser Gerichte beitragen.
72 Prozent des weltweit vertriebenen Sirups liefern die mehr als 11.300 Produzenten aus der Provinz Quebec. Und so wird er gewonnen: Im Frühling taut der gefrorene Saft im Ahornbaum auf und will in den Stamm zurückfließen. Dazu kommt er aber nicht, weil der Baum angezapft wird, um seinen Saft über Schläuche zu ernten und zu Sirup einzukochen. Doch oft schafft er nicht mal das, denn vor 15 Jahren wurde ein Ahornfarmer während seiner Arbeit so durstig, dass er kurzentschlossen von dem frisch abgefüllten Ahornsaft trank. Anschließend kam er, der Überlieferung zufolge, dermaßen wieder zu Kräften, dass er eine Firma namens „MAPLE3“ gründete und seitdem seinen Ahornwald ausschließlich für die Saftproduktion nutzt.

Inzwischen lieben vor allem (Freizeit-)Sportler diesen erfrischenden Durstlöscher, der, wie man mittlerweile weiß, 46 bioaktive Nährstoffe, Mineralien und Elektrolyte enthält. Mehrere deutsche Internetshops haben sich bereits auf die Nachfrage eingestellt. Bei ihnen und im Feinkosthandel kommen auch die Ahornsirup-Liebhaber, die es besonders süß mögen, mit einer puren Ahorncreme namens „La Ferme Martinette“ für Brot oder Brötchen voll auf ihre Kosten. Und wer einen schnellen Energieschub nötig hat, greift zu „Mawoo Maple Shot“, einem kleinen Päckchen, gefüllt mit „Dark, robust taste“-Ahornsirup, reich an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralien wie Mangan und Kupfer.

Ohne es zu wissen, essen wir hierzulande häufig kanadische Produkte als Zutat in deutschen Lebensmitteln: Hülsenfrüchte, Tiefkühl-Blaubeeren, Nussmischungen mit Cranberries oder Senf mit kanadischer Senfsaat. Auch Tims kanadische Backwaren gehören längst zum Sortiment vieler Cafés und etlicher Supermärkte wie Edeka, Alnatura oder Rewe. Hergestellt werden Tim Coughlins Cookies, Brownies, Muffins und vieles mehr übrigens nach Originalrezepten seiner Familie in Berlin. Mit seiner Übersiedlung und Geschäftsgründung gehört er zu den 19.000 in Deutschland registrierten kanadischen Staatsbürgern.
Nationalgericht Poutine
Es gibt nicht wirklich „die“ kanadische Küche, da in der Kulinarik des Landes traditionell Einheimisches (First Nations und Inuit), Britisches und Französisches und die Vorlieben zahlreicher Einwanderer aus der ganzen Welt zusammenflossen. Dominierte zu Beginn Britisches und Französisches, wurde das schmackhafte Durcheinander später auch asiatisch gewürzt.

Trotzdem darf man behaupten: Was dem Deutschen die Currywurst, ist dem Kanadier die Poutine. Und die erobert, ebenfalls aus Quebec kommend, gerade hierzulande Streetfood-Stände und Bars. Dieser berühmte Imbiss besteht lediglich aus Pommes frites, Käsebruch und Bratensauce. Aber diese Zutaten haben es in sich! Die Kartoffeln sind gröber und oft ungeschält geschnitten als normale Pommes und kommen zweimal in die Fritteuse, um besonders kross zu werden. Darüber werden Cheese Curds verteilt, das sind Stücke noch nicht gereiften Käses aus der Vorstufe der traditionellen Cheddar-Herstellung. Weich und federnd wie sie sind, müssen sie beim Kauen quietschen. Erst mit diesem Geräusch bestehen sie den Qualitätstest. Komplett wird der Imbiss mit einer gepfefferten und kräftig gewürzten vegetarischen Bratensoße (Gravy).

Diese Mischung kann man auch zu Hause ausprobieren, denn „The Poutine Kitchen“ beliefert uns mit allem, was für eine authentische Zubereitung benötigt wird. Zu verdanken haben wir das dem Berliner Unternehmer Holger Böckner, der in einem kleinen Imbiss in Montréal der Kombination aus French Fries, Cheese Curds und Gravy dermaßen verfiel, dass er beschloss, Poutine-Botschafter in Deutschland zu werden.
Um alles über die Herstellung der benötigten Zutaten zu lernen, recherchierte er in Restaurants und bei Käseherstellern in Quebec und Ontario. Mit dem erworbenen Wissen suchte er regionale Hersteller für den speziellen Käse und die Soße und arbeitete so lange an der Rezeptur, bis die Produkte wie das Original schmeckten. „The Poutine Kitchen“ war geboren und begeisterte als Streetfood-Projekt und mit einem Restaurant in der Berliner Arminiusmarkthalle immer mehr Feinschmecker.
Doch dann kam Corona, mit verheerenden Folgen auch für die Gastronomie. Um den Appetit der gewachsenen Poutine-Fan-Schar dennoch weiterhin stillen zu können, entstand der Webshop mit allem, was zum Selbstkochen benötigt wird. Neuerdings gehört selbst echter Käsebruch aus Kanada zum Angebot.
Der Geschmack Kanadas
Dass inzwischen so viele anadische Produkte in unserem Land bekannt und erhältlich sind, ist auch der Kampagne „Taste of Canada“ zu danken. Initiiert von der kanadischen Regierung, lädt sie seit einigen Jahren mit Informationen, einem virtuellen Marktplatz und inspirierenden Rezepten zu einer kulinarischen Entdeckungsreise ein, um uns die Vielfalt der Esskultur des zweitgrößten Landes der Erde näherzubringen. Allein ein Gang durch Geschäfte, ob analog oder digital, zeigt: Der Plan ist bestens aufgegangen.