Die Champions League legt wieder los. Die Gruppenauslosung Ende August bescherte spannende Duelle. FORUM beleuchtet die deutschen Gruppen und Gegner.
Manchester City geht erstmals als Gewinner des Henkelpotts und damit als Titelverteidiger in die neue Saison der Champions League. 2023/2024 werden letztmals vor der Reformierung der Königsklasse „nur“ 32 Vereine an den Start gehen. Bevor der Wettbewerb auf zehn Vorrunden-Duelle für jeden der dann 36 Teilnehmer aufgeblasen wird, gibt es ein letztes Mal das bekannte Schema mit der Vorrunde und acht Gruppen zu je vier Vereinen. Nach den Play-off-Rückspielen stehen nun die 32 Mannschaften fest. Die Auslosung der Gruppenphase fand Ende August in Monaco statt. Dem FC Bayern hat das Los eine machbare Gruppe beschert, Borussia Dortmund und Union Berlin haben dagegen echte Hammer-Gruppen erwischt. RB Leipzig bekommt es mit dem Titelverteidiger zu tun.
Gruppe A:
Bayern München, Manchester United, FC Kopenhagen, Galatasaray Istanbul
Der ohne Frage größte Name in dieser Gruppe ist neben dem FCB sicherlich Manchester United. Doch so wirklich Ruhe bekommt Erik ten Hag seit seiner Ankunft nicht in den Verein. Die neuesten Skandale lassen erneut die Kritiker aufhorchen. Der frühere Dortmunder Bundesliga-Profi Jadon Sancho hat sich mit deutlichen Worten gegen Kritik von Coach Erik ten Hag an seinen Trainingsleistungen zur Wehr gesetzt. „Bitte glaubt nicht alles, was ihr lest! Ich werde nicht erlauben, dass Leute komplett unwahre Dinge sagen, ich habe mich sehr gut verhalten im Training diese Woche“, schrieb der 23 Jahre alte Fußballprofi am Sonntag auf X, vormals Twitter. Ten Hag hatte dies mit der mangelhaften Trainingsleistung des 23-maligen englischen Nationalspielers begründet. „Wir haben ihn wegen seiner Leistungen im Training nicht in den Kader berufen“, sagte der Niederländer der Nachrichtenagentur PA zufolge. „Man muss bei Manchester United jeden Tag ein Level erreichen.“ Zudem wird Anthony häusliche Gewalt vorgeworfen, der Transfersommer stellte sich auch anders dar als erwartet, der Zwist mit der Glazer-Familie und den Fans dauert schon seit Jahren an – und wird wohl so schnell auch nicht beigelegt. Zudem wurde Kapitän Harry Maguire von ten Hag abgesetzt. Einiges los also in Manchester. Dennoch werden sie hinter dem FC Bayern auf dem zweiten Platz landen. Den dritten Platz machen Kopenhagen und Galatasaray unter sich aus, wobei die Türken dabei sicherlich die bessere Ausgangsposition haben. Mit Altstar Dries Mertens, der in Istanbul seinen dritten Frühling erlebt, ist „Gala“ sicher für eine Überraschung gut. Vor allem das stimmgewaltige Stadion kann dabei helfen. Zudem ist in München sicherlich mit großem Fan-Andrang zu rechnen. Dennoch: Der FC Bayern wird souverän Gruppenerster.
Gruppe C:
SSC Neapel, Real Madrid, Sporting Braga, Union Berlin
„Der heutige Tag hat nicht nur mich, sondern sehr viele Unioner glücklich gemacht“, sagte Vereinspräsident Dirk Zingler. Auch Robin Knoche zeigte sich zufrieden: „Eine tolle Gruppe mit starken Gegnern, schönen Stadien und sicherlich einer atemberaubenden Stimmung. Wir freuen uns gemeinsam mit unseren Fans auf die Spiele in der Champions League.“
Gegen den italienischen Meister SSC Neapel und den 14-maligen Champion der europäischen Königsklasse Real Madrid werden die „Eisernen“ aus Berlin erstmals spielen. Gegen Braga, den Dritten der vergangenen Saison in Portugal, hatte die Mannschaft von Union-Trainer Urs Fischer bereits in der Europa League in der Saison 2022/23 gespielt. In der Vorrunden-Gruppe D verlor Union mit 0:1 in Braga und gewann 1:0 in der heimischen Försterei. Für die Champions League wird der Verein die Alte Försterei, die Trutzburg, in der die Zuschauer dem Gegner Angst einjagen können, in das unwirtliche, aber wesentlich größere Olympiastadion im Berliner Westend ausweichen. Die Gegner sind dennoch der Wahnsinn: Der Club vom Vesuv holte in der abgelaufenen Spielzeit erstmals seit 33 Jahren den Meistertitel in Italien und war somit in Lostopf eins gesetzt, Real wurde Vizemeister und Braga Dritter. Dass Union überhaupt gegen solche Gegner spielt, ist schon ein Riesenerfolg. Der dritte Platz wäre optimal, ein Weiterkommen mehr als eine Sensation.
Gruppe F:
Paris St. Germain, Borussia Dortmund, AC Mailand, Newcastle United
Die Gruppe F der neuen Champions-League-Saison verdient die Bezeichnung Todesgruppe redlich. TV-Experte Didi Hamann sieht für den BVB schwarz, sollten sich die Leistungen nicht schleunigst verbessern. Das Star-Ensemble aus Paris, Vorjahres-Halbfinalist AC Mailand und der neureiche Premier-League-Club Newcastle United warten in der Vorrunde auf den Bundesliga-Vizemeister. Trainer Edin Terzić sprach von einer „echten Herausforderung“, Hans-Joachim Watzke betonte, dass es eine „außergewöhnliche Leistung“ brauche. Sky-Experte Didi Hamann zeigte sich weniger euphorisch. „Knüppeldick“ nannte er die Auslosung aus BVB-Sicht. „Das ist ein Brett und wirklich hart. Sie müssen nach der Länderspielpause schleunigst in die Gänge kommen, wenn sie da eine Chance haben wollen“, sagte der 50-Jährige bei Sky und spielte damit auf den holprigen Saisonstart von Borussia Dortmund an. Hamann befürchtet, dass die Dortmunder am Ende womöglich nur um Platz drei kämpfen werden. Daran ändere auch der Last-Minute-Wechsel von Niclas Füllkrug zum BVB nichts. „Füllkrug hilft ihnen bestimmt weiter, aber er alleine wird auch nicht reichen“, glaubt Hamann. Newcastle United und PSG seien super Mannschaften, so der Ex-Profi weiter. Die Stärken von Milan habe man derweil in der vergangenen Saison sehen können. Hamann befürchtet ein Vorrundenaus für den BVB: „Ich gebe ihnen eine 20-prozentige Chance aufs Weiterkommen.“ Frankreichs dominanter Club der vergangenen zehn Jahre, Paris St. Germain. Dazu einer der erfolgreichsten Fußballvereine überhaupt und Halbfinalist der vergangenen Saison, AC Mailand. Schließlich der Club, der Liverpool und Tottenham in der Liga hinter sich gelassen hat: Newcastle United FC. Die Hürden sind hoch für Borussia Dortmund in der Gruppenphase der Champions League. Von Platz eins bis vier scheint in dieser Gruppe alles möglich. „Für mich ist das Champions League“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl nach der Auslosung und versprach: „Wir werden alles dafür tun, um weiterzukommen und haben die Fähigkeiten, die es dazu benötigt. Ich denke, dass sich alle anderen Mannschaften auch nicht Borussia Dortmund als Gegner gewünscht haben.“
Gruppe G:
Manchester City, Roter Stern Belgrad, Young Boys Bern, RB Leipzig
Der amtierende Champions-League-Sieger ist zum zweiten Mal Gegner in der Gruppenphase. Bereits in der Saison 2021/22 begegneten sich beide Clubs in der Vorrunde (3:6, 2:1). In der vergangenen Saison war gegen das von Pep Guardiola trainierte Star-Ensemble im Achtelfinale Schluss (1:1, 0:7). Neben dem Sieg in der Königsklasse sicherten sich die „Skyblues“ in der vergangenen Spielzeit den Meistertitel in der Premier League und den Sieg im F.A. Cup. Somit kommt es in der Gruppenphase zum Wiedersehen mit Josko Gvardiol. Der kroatische Innenverteidiger wechselte nach zwei Jahren bei RB Leipzig im Sommer Richtung England. Belgrad ist 13-facher serbischer Meister und zum dritten Mal in der Champions-League-Gruppenphase dabei. In der Innenverteidigung ist der ehemalige Leverkusener Aleksander Dragovic eine feste Größe. Trainiert wird Roter Stern vom israelischen Coach Barak Bakhar. Der amtierende schweizerische Meister setzte sich in der letzten Gruppe der Qualifikation gegen Maccabi Haifa durch (0:0, 3:0). In den vergangenen Jahren prägte der Club eine Ära, wurde in den vergangenen sechs Jahren fünfmal Meister (2018, 2019, 2020, 2021 und 2023). Berns Trainer ist ein alter Bekannter aus der Bundesliga: Rapahel Wicky spielte von 2001 bis 2007 für den Hamburger SV. In seiner ersten Saison als Chefcoach bei den Young Boys feierte er direkt das Double aus Meisterschaft und dem Schweizer Cup. In der Defensive ist der Ex-Herthaner Fabian Lustenberger weiterhin als Kapitän gesetzt. Leipzig kann und sollte den zweiten Platz in dieser Gruppe anvisieren.