06.05.2022
Maurer zurück aus dem All
Astronaut Matthias Maurer (52) denkt Anfang November 2022, ein Jahr nach dem Start zur Internationalen Raumstation ISS, wehmütig zurück an seine Zeit im All. „Ich vermisse den Blick auf unsere wunderschöne Erde“, sagt der gebürtige Saarländer, der aus Gronig bei Oberthal stammt. Er vermisse auch seine Kolleginnen und Kollegen. Und: „Natürlich denke ich manchmal daran, wie schön es jetzt wäre, schwerelos zu sein.“ Maurer war am 11. November 2021 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida mit drei Kollegen der US-Raumfahrtbehörde Nasa zur ISS abgehoben. Der Flug war mehrfach verschoben worden. „Meine Nasa-Kollegen und ich konnten es kaum fassen, als wir dann endlich unsere Raumanzüge anhatten und zur Startrampe gefahren sind“, sagte Maurer. „Daher bleibt mir dieses Datum natürlich als der Tag in Erinnerung, an dem mein Traum in Erfüllung ging.“ Der Astronaut der europäischen Raumfahrtagentur Esa war der zwölfte Deutsche im All und der vierte auf der ISS.
Nach fast einem halben Jahr im Weltraum, genauer gesagt nach 177 Tagen, war er am 6. Mai auf die Erde zurückgekehrt. „Körperlich habe ich mich voll und ganz erholt“, sagte Maurer. Er sei aber in den letzten Monaten viel unterwegs gewesen und habe wenig Zeit gehabt, Sport zu treiben. „Daher hat meine Kondition etwas gelitten. Aber ich merke, dass es von Mal zu Mal besser wird und ich meinen alten Fitnesslevel bald wieder erreicht habe.“
Ende September hatte ihm Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue in Berlin das Bundesverdienstkreuz verliehen. Gut anderthalb Monate zuvor wurde der 52-Jährige in seiner saarländischen Heimat groß gefeiert. Zwei Tage lang stieg am Bostalsee eine große „Welcome-back-Party“, und Maurer wurde auf der Bühne gefeiert wie ein Rockstar, schrieb Autogramme für alle Altersgruppen. 5.000 Fans verfolgten gebannt, wie er von seinen Erlebnissen auf der ISS berichtete. Noch immer bekomme er Gänsehaut, wenn er an den Blick auf die Erde denke.
Sein Traum vom Weltall ist mit dem Flug zur ISS aber noch längst nicht vorbei. Genau wie sein deutscher Astronauten-Kollege Alexander Gerst hofft auch Matthias Maurer, einmal zum Mond fliegen zu können. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa will mit ihrem „Artemis“-Programm in wenigen Jahren wieder Menschen zum Trabanten schicken. Die Esa hat das Ziel, mit diesem Programm bis Ende des Jahrzehnts erstmals auch eine Europäerin oder einen Europäer auf den Mond zu bringen. Beide sehen sich aber nicht als erbitterte Rivalen um einen Platz: „Vielleicht können wir ja auch beide fliegen“, betont Maurer.
0811.2022
Überraschung bei Midterms
Bei den Midterms in den USA, den Zwischenwahlen zum Senat und dem US-Repräsentantenhaus in der Mitte der Amtsperiode des Präsidenten, ist die fast schon traditionelle Abstrafung des Präsidenten und seiner Politik ausgeblieben. Zwar gewannen die Republikaner mit 221 zu 213 Sitzen das Repräsentantenhaus für sich, doch das Ergebnis fiel wesentlich enger aus als erwartet. Im Senat konnten die Demokraten ihre knappe Mehrheit sogar ausbauen. Nach der notwendig gewordenen Stichwahl in Georgia Anfang Dezember haben die Demokraten nun 51 der 100 Sitze. Ein wichtiger Erfolg für US-Präsident Joe Biden, denn die Ernennungen hochrangiger Regierungsbeamter, Richter oder Mitglieder der Zentralbank, aber auch von Botschaftern müssen vom Senat abgesegnet werden. Eine Rückkehr von Donald Trump als Präsidentschaftskandidat wird derweil immer unwahrscheinlicher. Am 19. Dezember empfiehlt der Untersuchungsausschuss im Repräsentantenhaus einstimmig eine Anklage gegen Trump wegen dessen Rolle beim unrühmlichen Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021.
08.07.2022
Shinzo Abe erschossen
Japans erzkonservativer Ex-Ministerpräsident Shinzo Abe, einer der mächtigsten und international profiliertesten Politiker seines Landes, der das vergangene Jahrzehnt in Japan geprägt hatte wie kein anderer, ist auf offener Straße erschossen worden.
Der 67-Jährige wurde während einer Wahlkampfrede in der alten Kaiserstadt Nara am 8. Juli am helllichten Tag aus unmittelbarer Nähe von hinten von zwei Kugeln getroffen. Trotz Bluttransfusionen konnten die Ärzte im Krankenhaus später nur noch den Tod des Politikers feststellen. Der geständige Täter, der 41 Jahre alte Tetsuya Yamagami aus Nara, wurde sofort von Sicherheitskräften verhaftet. Er gehörte früher der Marine an. Das Attentat löste in aller Welt Fassungslosigkeit aus.
04.10.2022
Chaos bei Twitter
Ende Oktober schließt Elon Musk den rund 44 Milliarden Dollar (44,2 Milliarden Euro) teuren Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter ab. Twitter informierte die US-Wertpapieraufsicht SEC über den Rückzug von der Börse und bestätigte damit den Vollzug der Übernahme. Seither herrscht bei Twitter Chaos. Erst feuerte Musk die Führungsetage, dann viele andere Mitarbeiter, um dann festzustellen, dass er zu wenig Personal hat. Dann sperrt er Nutzerkonten, die er für unliebsam hält, etwa von Journalisten. Viele Nutzer in aller Welt beobachten Musks Umbaupläne mit Sorge und kehren der Plattform den Rücken. Kurz vor Weihnachten ruft er die Nutzer auf, darüber abzustimmen, ob er als Twitter-Chef zurücktreten solle. Er wolle sich dem Votum beugen, versprach er im Vorfeld. 17,5 Millionen Nutzer stimmten ab. Und das Ergebnis fiel deutlich aus: 57,5 Prozent votierten für seinen Rücktritt, nur 41,5 Prozent für einen Verbleib des 51-Jährigen auf dem Chefsessel. Vieles spricht allerdings dafür, dass Musk sich schon vor der Umfrage dazu entschieden hat, sich aus dem Tagesgeschäft bei Twitter zurückzuziehen.
30.06.2022
Knast für R. Kelly
Der Sänger R. Kelly, der vor allem in den 1990er- und 2000er-Jahren mit Songs wie „I Believe I Can Fly“ Welterfolge gefeiert hatte, wird unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger einen großen Teil seines restlichen Lebens im Gefängnis verbringen müssen. Eine Jury sah es als erwiesen an, dass der 55-Jährige Sex mit Minderjährigen gehabt und Kinderpornografie hergestellt hatte. Richterin Ann Donnelly verhängte am 30. Juni an einem Gericht in New York eine Haftstrafe von 30 Jahren gegen Kelly, zudem eine Strafe von 100.000 Dollar (etwa 95.000 Euro). Die Verbrechen des Musikers seien „kalkuliert, sorgfältig geplant und über einen Zeitraum von fast 25 Jahren regelmäßig ausgeübt worden“, begründete Donnelly das Strafmaß. Es gebe „wenige Verbrechen, die schwerwiegender“ seien als die von Kelly. Mitte September wird dieser in einem weiteren Prozess erneut wegen Sexualstraftaten verurteilt und muss die Behandlungskosten mehrerer Opfer übernehmen. Zwei Opfer sollen das Geld für psychologische Behandlungen sowie für die Behandlung von Herpes-Krankheiten, die Kelly an sie übertragen hatte, erhalten.
07.08.2022
Krise beim RBB
Angesichts zahlreicher Vorwürfe tritt Intendantin Patricia Schlesinger am 7. August beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zurück. Ende Juni hatte das Magazin „Business Insider“ von fragwürdigen Beraterverträgen zu einem inzwischen auf Eis gelegten RBB-Bauprojekt, einer großen Gehaltserhöhung für Schlesinger auf gut 300.000 Euro bis zu einem zusätzlichen, zuvor öffentlich nicht bekannten Boni-System berichtet. Außerdem geht es um angebliche Essen mit sogenannten Multiplikatoren auf RBB-Kosten in ihrer Privatwohnung und einen luxuriösen Dienstwagen mit Massagesitzen, für den es einen sehr hohen Rabatt gegeben haben soll. 14 Tage später beschließt der RBB-Verwaltungsrat die fristlose Entlassung Schlesingers ohne Abfindung. Sie selbst spricht von einer Kampagne gegen sie.
07.07.2022
Regierungschef mal drei
Am 7. Juli verkündete der britische Premierminister Boris Johnson seinen Rücktritt als Parteivorsitzender der Tories, beharrte aber darauf, vorerst Regierungschef bleiben zu wollen – auch wenn viele Parteikollegen forderten, der 58-Jährige solle umgehend auch als Regierungschef abtreten. Reue zeigte er ohnehin nicht. Stattdessen kritisierte er in seiner gut sechsminütigen Stellungnahme die Rücktrittsforderungen seiner Partei als „exzentrisch“. Seine Nachfolgerin im Amt, Liz Truss, hielt sich gerade einmal sechs Wochen im Amt. Sie schaffte es, Großbritannien mit einer aberwitzigen Steuerreform weiter in die Krise zu stürzen. Das britische Magazin „The Economist“ bescheinigte ihr daher die Haltbarkeitsdauer eines Salats. Die Boulevardzeitung „Daily Star“ machte sich einen Spaß daraus und platzierte in einer Live-Übertragung einen Salatkopf neben dem Porträt der Premierministerin, um zu sehen, wer länger hält. Am 20. Oktober stellte sie fest: Der Salat hat gewonnen. Vier Tage später wird der 42-jährige Ex-Finanzminister Rishi Sunak neuer Premierminister – der dritte binnen weniger Wochen. Bislang ist er noch im Amt...
31.01.2022
Brutaler Polizistenmord
Am 31. Januar erschüttert der brutale Mord an zwei Polizisten in Kusel die gesamte Republik. Einer Streife fällt gegen 4 Uhr morgens an einer Kreisstraße nahe dem rheinland-pfälzischen Kusel ein stehender Kastenwagen auf. Der 29 Jahre alte Oberkommissar und die 24 Jahre alte Polizeianwärterin wollen die Insassen kontrollieren – und werden erschossen. Die beiden mutmaßlichen Täter werden noch am selben Tag im saarländischen Sulzbach gefasst. Auch die beiden Opfer stammen aus dem Saarland. Am Tag darauf werden die 32 und 39 Jahre alten deutschen Männer wegen des Vorwurfs des gemeinschaftlichen Mordes in Untersuchungshaft genommen. Nach rund einem Monat intensiver Ermittlungen ist die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern aber überzeugt: Nur der 38-Jährige hat geschossen. Fünfmal. Und er tötete zwei Polizisten mit Schutzwesten.
Als Ende November das Urteil vor dem Landgericht Kaiserslautern fällt, wirkt der Angeklagte wie versteinert. Keine Regung ist dem stämmigen Mann anzusehen. Lebenslange Haft wegen zweifachen Mordes und eine besondere Schwere der Schuld, so lautet die Entscheidung. Das bedeutet, dass eine vorzeitige Entlassung nach 15 Jahren unmöglich ist.
„Er hat beide Beamte erlegt, wie er sonst seine Beute erlegt“, sagte der Vorsitzende Richter Raphael Mall, der bei der Erläuterung sehr drastische Worte fand: „Der Angeklagte ist bei beiden seiner Opfer vorgegangen wie zuvor auf seinen Jagdzügen.“ Der Polizistin habe der 39-Jährige mit der Schrotflinte in den Kopf geschossen – „gemäß seinem Motto ,Kopfschuss, wie immer‘.“ Das Gesicht der jungen Frau sei „völlig zerfetzt“ worden. Ihren Kollegen habe der Hauptangeklagte „regelrecht gejagt“ und mit einem Jagdgewehr handlungsunfähig geschossen. „Dann trat er an seine Beute heran und gab dem Polizeibeamten einen letzten Fangschuss in den Kopf. Auch hier „Kopfschuss, wie immer‘“, sagte Mall. „Hier wurden aber nicht Wildtiere gejagt, sondern Menschen. Den letzten Schuss nennt man bei Menschen nicht Fangschuss, sondern Hinrichtung.“ Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.