Aufsteiger SV Elversberg sorgt weiter für Furore in der 2. Fußball-Bundesliga. Nach dem Sieg auf Schalke wurde ein schwacher SC Paderborn im Heimspiel mit 4:1 zerlegt.
Am Ende steht ein klarer Sieg – obwohl die Ostwestfalen überraschend in Führung gingen. Nach einem Abwehrfehler auf der linken Elversberger Seite schnappte sich Klaas den Ball, setzte ein schönes Dribbling an und überwand auch noch Keeper Nicolas Kristof. Bis dahin waren die Saarländer die klar bestimmende Mannschaft in dieser Begegnung.
Die SVE schüttelte sich kurz und fand schon bald wieder in ihren Spielrhythmus. 20 Minuten nach dem Rückstand sorgte Luca Schnellbacher, der mit einem zielgenauen Drehschuss aus 14 Metern erfolgreich war, für den Elversberger Ausgleich. Dabei blieb es bis zur Pause.
Nach dem Wechsel machte die Mannschaft von Trainer Horst Steffen dort weiter, wo sie im ersten Durchgang aufgehört hatte: mit Tempo und gut durchdachten Spielzügen. Das Tor zum 2:1 war ein blitzsauber vorgetragener Konter: Paul Stock schickte Schnellbacher steil, der nach langem Sprint zum 2:1 vollendete.
Wenige Minuten später machte es Stock dann selbst. Einen Querpass von Maurice Neubauer versenkte der Stürmer im Paderborner Tor. Stock hatte allerdings etwas Glück, sein Schuss wurde noch abgefälscht. Als Neubauer dann vier Minuten später sogar auf 4:1 erhöhte, war eine Vorentscheidung längst gefallen.
Fünfte Gelbe Karte für Sickinger
„Wir haben uns in zehn Minuten komplett überrumpeln lassen“, sagte Paderborns Trainer Lukas Kwasniok nach dem Spiel. „Das war einfach nicht gut genug.“ Gut genug war dafür die SV Elversberg: „Wir haben ein Spiel gesehen, bei dem wir viele Ansätze hatten durchzukommen“, resümierte SVE-Trainer Horst Steffen, sagte aber auch: „Wir hatten dennoch viele technische Fehler in unserem Spiel.“ So wie beim Gegentreffer, von dem die SVE sich jedoch nicht aus dem Tritt bringen ließ. Üblich für Trainer sah Steffen durchaus noch SteigerungspotenZial – musste aber am Ende doch zugeben: „Es gibt immer noch Dinge, die man verbessern könne. Die wir genauer oder besser machen können. Dennoch war das ein Topspiel, das wir heute gesehen haben.“
Dabei war vor allem die Zielstrebigkeit seiner Mannschaft überdurchschnittlich gut: „Wir haben selten so konsequent und stark gespielt wie in der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit. Am Ende bin ich sehr glücklich über die Leistung und das Auftreten der Mannschaft.“ Wenn man eine schlechte Sache an diesem Spiel finden will, dann ist es wohl die fünfte gelbe Karte für Carlo Sickinger: „Das ist sicherlich ein Wermutstropfen. Seine Leistung hat er konstant gebracht. Wir haben schon ein paar Jungs, die als Ersatz bereitstehen, aber die Entscheidung halte ich mir vor.“
Völlig bedient jedoch mit viel Lob für den Gegner teilte Kwasniok dann in der Pressekonferenz durchaus gegen seine eigene Mannschaft aus. „Sie waren pausenlos unterwegs. Das zeichnet sie auch als Mannschaft aus“, sagte er, um dann nachzuschieben: „Schnellbacher war besser als Tobias Müller. Punkt. Das muss man so auch mal in aller Deutlichkeit sagen.“ Eine deutliche Ansage an seinen Abwehrspieler.
Völlig zufrieden war auch die Leipziger Leihgabe Frederik Jäkel, der sich mittlerweile zu so etwas wie dem Abwehrchef gemausert hat.
„Das ist ein gutes Wochenende. Wir haben uns gut auf das Spiel eingestellt. Wir wussten, dass Paderborn auch einen Matchplan hat, um uns zu bespielen. Wir wussten, dass die Duelle hart werden und wir viel laufen müssen. Aber ich denke, wir haben über 90 Minuten das Spiel dominiert und hatten es unter Kontrolle“, so der Innenverteidiger. „Natürlich, wir gehen 1:0 in Rückstand. Auch etwas unglücklich. Wir haben unser Spiel dann weiter durchgespielt und dann auch verdient das 1:1 gemacht. Vielleicht hätte man vor der Pause auch das 2:1 machen können, aber mit der zweiten Halbzeit sind wir dann weiter drangeblieben und haben verdient gewonnen.“
Angesprochen darauf, dass er nur ins Saarland ausgeliehen ist, wiegelt der 22-Jährige ab: „Ich fühle mich hier wohl und möchte diese Aufgabe Elversberg zu 100 Prozent erfüllen. Was dann im Sommer ist, liegt noch in weiter Ferne.“
Keine Angst vor großen Namen
Sowieso – der Fokus liegt im Tagesgeschäft Fußball sowieso immer auf dem jetzt. Auch dafür hat Jäkel eine klare Vorstellung: „Wir müssen jetzt fokussiert bleiben und auf uns schauen und die Spiele, die noch vor uns liegen. Ich bin bis hierhin sehr stolz auf die Mannschaft.“
Das kann er auch sein. Direkt nach Abpfiff sogar auf dem Relegationsplatz, steht die SV Elversberg nach diesem Spieltag auf dem sechsten Platz. Und noch viel wichtiger: Sie hat schon 24 Punkte auf der Habenseite. Zur magischen 40 fehlen demnach nur noch 16 Punkte, und die sollten in Anbetracht der Form und des Auftretens der SVE nur eine Frage der Zeit sein. Am Sonntag geht es nun zu Hertha BSC. Dass die SVE keine Angst vor großen Namen hat, mussten schon die zumindest gefühlten Bundesliga-Clubs HSV oder auch Schalke schmerzhaft erfahren.
Einige Elversberger dürften sich bei den bisher gezeigten Leistungen weiterhin die Augen reiben – es scheint durchweg nach oben zu gehen. Erstmals seit dem Zweitliga-Abstieg des 1. FC Saarbrücken vor 17 Jahren gelang mit Elversberg wieder einem Club aus dem Saarland der Sprung ins Fußball-Unterhaus. Und mehr noch: Als erst vierter Verein nach RB Leipzig (2014), den Würzburger Kickers (2016) und Jahn Regensburg (2017) hat Elversberg den direkten Durchmarsch von der vierten in die Zweite Liga geschafft. Und spielt dort jetzt – kaum zu glauben – verdientermaßen auf den vorderen Plätzen mit. Die SV Elversberg macht derzeit vieles richtig, und es bleibt spannend wohin der Weg in dieser Saison noch führt. Denn eins ist klar: Mit dem Abstieg wird diese Mannschaft nichts zu tun haben, dafür müsste ein heftiger Einbruch kommen, der sich ganz und gar nicht andeutet. Am Sonntag geht es jetzt in das Berliner Olympiastadion – gewinnen kann die SVE dort sicherlich auch.