Das Museum Europäischer Kulturen zeigt in der Ausstellung „Weihnachten mit allen Sinnen“ Überraschendes aus der eigenen Sammlung. Kuratorin Jane Redlin stellt sowohl kostbare als auch kuriose Artefakte vor.
Frau Redlin, im Museum Europäischer Kulturen (MEK) steht seit Kurzem ein weihnachtlich geschmückter Tannenbaum. Wer genau schaut, findet vielleicht auch eine gläserne Gurke, die an einem Zweig hängt. Was hat es damit auf sich?
Es ist ein Brauch, der vor allem in den USA verbreitet ist und dort als typisch deutsche Tradition gilt. Wer die Gurke als erstes gefunden hat, bekommt ein kleines Extra-Geschenk oder darf mit dem Geschenke-Auspacken anfangen. Interessanterweise findet sich die Weihnachtsgurke heute auch hierzulande an manchen Weihnachtsbäumen.
Der Baum ist Teil der aktuellen Ausstellung „Weihnachten mit allen Sinnen“. Es gibt also nicht nur vieles zu sehen?
In der Ausstellung werden alle unsere Sinne wie zu Weihnachten angesprochen: Man kann Weihnachten riechen, hören und schmecken, mit den Händen etwas selber machen, also fühlen, und ausgewählte schöne und überraschende Objekte aus der Sammlung und andere Dinge sehen.
Außer der Gurke gibt es auch anderen außergewöhnlichen Weihnachtsbaumschmuck, zum Beispiel eine Pickelhaube …
Das war im Kaiserreich ein Ausdruck von Patriotismus und Stolz auf die deutsche Armee. Die Pickelhaube, ein Symbol für militärische Stärke und Einheit, spiegelte den Zeitgeist wider. Besonders in Zeiten politischer Spannungen war sie ein Zeichen nationaler Gesinnung.
Weihnachten wird also nicht nur als Fest der Liebe und Freude gefeiert?
Ein Beispiel dafür, dass es auch ein Fest der Belohnung und Bestrafung ist und gerade früher zu erzieherischen Zwecken gebraucht – oder auch missbraucht – wurde, ist die für manche furchterregend wirkende Krampus-Maske, die in der Ausstellung zu sehen ist. Das Prinzip dahinter: Die Artigen werden beschenkt, die Unartigen bestraft. In Österreich hat der Krampus den einen Part, der Nikolaus den anderen. In Deutschland übernimmt die strafende Aufgabe der Knecht Ruprecht.
Freundlichere Figuren und auch erstaunlich viele Tiere kann man in manchen Krippen entdecken. Eigentlich sind Ochse und Esel die typischen Krippentiere, oder doch nicht?
Und dazu kommen auch Schafe als Begleittiere der Hirten. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, Objekte mit Überraschungseffekt in der Ausstellung zu zeigen, zum Beispiel die Krippe des polnischen Künstlers Eugeniusz Zegadlo, in der eine Vielzahl an Vögeln zu sehen sind. Weihnachten ist ohne Überraschungen undenkbar.
Auch den „Mechanischen Weihnachtsberg“ bevölkern nicht nur die üblichen Krippenfiguren, einige davon bewegen sich sogar …
Ja, da gibt es unter anderem Schafe, die auf der Weide umherziehen, den Zug der Heiligen Drei Könige zum Stall in Bethlehem und die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten. Es sind über 300 Figuren, die die wichtigsten Stationen aus dem Leben Jesu zeigen. Der Krippenberg aus dem Erzgebirge, der auch Teil der Dauerausstellung ist, ist im 19. Jahrhundert entstanden. Er ist außergewöhnlich wegen seiner Fläche von 15 Quadratmetern, seiner thematischen Breite und des Umfangs der beweglichen Figuren, die über ein mechanisch ausgeklügeltes System in Bewegung gebracht werden und immer noch funktionstüchtig sind.
Im Rahmen der Ausstellung finden „Offene Weihnachts-Werkstätten“ statt. Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer?
An allen Adventssamstagen laden wir von 14 bis 16 Uhr dazu ein, mit farbigen Tapes, bunten Stiften und schönen Papieren einzigartige Weihnachtskarten zu gestalten. So entstehen individuelle Kunstwerke, die sich perfekt als Geschenk oder Einladung zum Fest eignen. Wir haben auch einen Weihnachtsbriefkasten, in den man Karten oder Wunschzettel an den Weihnachtsmann werfen kann.
Was steht beim MEK-Adventssonntag am 8. Dezember auf dem Programm?
Auch an diesem Tag lautet das Motto „Weihnachten mit allen Sinnen“. Besucherinnen und Besucher können von 14 bis 18 Uhr basteln, beim Speed-Dating oder gemeinsamen Adventsliedersingen neue Kontakte knüpfen oder ihre eigene Glühweingewürzmischung herstellen. Kinder bekommen Weihnachtsgeschichten vorgelesen und können den Film „Pettersson und Findus – Das schönste Weihnachten überhaupt“ sehen.
Zuletzt eine persönliche Frage: Hängt auch an Ihrem Weihnachtsbaum eine gläserne Gurke?
Ja, ich dekoriere mein Zuhause jedes Jahr weihnachtlich und dazu gehört auch die Gurke am Weihnachtsbaum.
Museum Europäischer Kulturen,
Arnimallee 25, 14195 Berlin-Dahlem,
Öffnungszeiten: 29. November – 5. Februar, Mi–Fr 10–17 Uhr, Sa + So 11–18 Uhr