Was tun, wenn der Vater oder die Mutter ein berühmter Hollywoodstar ist und man sich mit dem Schauspieler-Virus infiziert hat? Wie kann man die „großen Schuhe“ füllen? Wie sich aus dem „langen Schatten“ freispielen? Ein Blick auf die, die es geschafft haben.

Nicolas Coppola hatte den Mut, seinen Nachnamen in Nicolas Cage zu ändern – weil er wissen wollte, ob er es in Hollywood auch so schafft, auf eigenen Beinen zu stehen. Und das, obwohl sein Onkel Francis Ford Coppola mit Filmen wie „Der Pate“ (1972) und „Apocalypse Now“ (1979) schon längst einer der berühmtesten und einflussreichsten Filmemacher Amerikas war. Francis ist der Sohn des Musikers und Komponisten Carmine Coppola, der zu vielen Filmen seines Sohnes den Soundtrack beisteuerte. Francis’ jüngere Schwester, die Schauspielerin Talia Shire, hatte ihre größten Erfolge in der „Pate“-Trilogie und dem „Rocky“-Franchise. Bis heute ist sie in Film und Fernsehen tätig. Ihr Sohn Jason Schwartzman ist ebenfalls ein erfolgreicher Schauspieler und war zuletzt in „Asteroid City“ zu sehen. Nicht zu vergessen die Tochter von Francis Ford Coppola, Sofia Coppola, die ihr Vater gern in seinen Filmen als Schauspielerin unterbrachte. So auch bei „Der Pate III“ (1990). Nach verheerenden Kritiken für ihre Performance als Mary Corleone entschied sich Sofia dann dafür, doch lieber hinter der Kamera und als Drehbuchautorin zu arbeiten. Ein weiser Entschluss. Seit 25 Jahren ist sie eine erfolgreiche Regisseurin und bekam 2004 für ihr Originaldrehbuch zu „Lost in Translation“ den Oscar. „Ich bin meinem Vater sehr dankbar, dass er mich immer unterstützt und mir vor allem beigebracht hat, was ein gutes Drehbuch von einem schlechten unterscheidet. Seine Ratschläge sind für mich auch heute noch Gold wert.“
Sofia Coppola wurde Drehbuchautorin

Auch Michael Douglas hatte es anfangs nicht leicht, sich in Hollywood ein eigenes Standing zu erarbeiten. Sein Vater Kirk Douglas wurde in den 50er- und 60er-Jahren als Schauspieler und Frauenheld zur Hollywood-Legende und hatte Sohn Michael immer davor gewarnt, Schauspieler zu werden. Dieser erinnert sich: „Mein Vater war der Meinung, dass man um die besten Dinge des Lebens kämpfen muss: Frauen, Arbeit, Erfolg. Das Leben wirft einem nichts in den Schoß, war sein Credo. Was er mir aber mit auf den Weg gegeben hat, ist Selbstvertrauen, Stolz und die Zähigkeit, ein Ziel aus eigener Kraft zu erreichen. Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.“
Obwohl Michael Douglas schon in den 70er-Jahren mit der TV-Serie „Die Straßen von San Francisco“ einen großen Erfolg vorweisen konnte, war er in Hollywood lange Jahre immer nur „der Sohn von Kirk Douglas“. Ständig musste er beweisen, dass er auch selbst etwas zustande bringen konnte. „Eigentlich habe ich mich erst aus dem Schatten meines Vaters lösen können, als ich für ‚Wall Street‘ den Oscar bekam und mit ‚Eine verhängnisvolle Affäre‘ einen internationalen Kinohit hatte. Da war ich 44!“ Seit 2000 ist Michael Douglas mit der britischen Schauspielerin Catherine Zeta-Jones verheiratet. Die beiden standen im Thriller „Traffic – Macht des Kartells“ (2000) gemeinsam vor der Kamera. Im Herbst wird Michael Douglas 80 Jahre alt und ist immer noch sehr gut im Geschäft: Zurzeit kann man ihn in der Mini-Serie „Franklin“ auf Apple TV+ in der Titelrolle bewundern.
Doch der Generationswechsel geht nicht in allen Hollywood-Schauspielerfamilien so harmonisch über die Bühne, wenn sich Söhne oder Töchter gegen übermächtige Star-Väter behaupten wollen.
Bridget Fonda hat sich zurückgezogen
Bestes Beispiel: die Fonda-Dynastie. Stammvater Henry Fonda wurde mit Filmklassikern wie „Früchte des Zorns“, „Die Zwölf Geschworenen“ und „Krieg und Frieden“ bereits in den 40er- und 50er-Jahren als einer der bedeutendsten Schauspieler der Filmgeschichte gefeiert. Zu seinen Kindern Jane Fonda und Peter Fonda, die beide als Schauspieler sehr erfolgreich waren, hatte er fast sein ganzes Leben lang ein sehr angespanntes Verhältnis. Peter Fonda, der mit „Easy Rider“ (1969) zur Ikone der Hippie-Bewegung wurde, beschrieb ihn sogar als kalt. „Trotzdem habe ich – wie meine Schwester – immer um seine Anerkennung gebuhlt.“ Jane Fonda hat sich ihrem Vater ein Jahr vor dessen Tod dann doch noch angenähert und mit ihm gemeinsam den Film „Am Goldenen See“ (1981) gemacht. Peter Fondas Tochter Bridget Fonda ist auch Schauspielerin geworden und hatte ihren wohl besten Auftritt in Quentin Tarantinos Film „Jackie Brown“ (1997). Mittlerweile hat sie sich aus dem Filmgeschäft zurückgezogen.

Angelina Jolie hat sich mit ihrem Vater Jon Voight nie richtig ausgesöhnt – obwohl beide im Abenteuerfilm „Lara Croft: Tomb Raider“ (2001) gemeinsam vor der Kamera standen. Der Grund dafür liegt wohl in den traumatischen Verletzungen, die sie durch die Scheidung ihrer Eltern erleiden musste. Angelina hatte eine sehr enge Beziehung zu ihrer Mutter, der Schauspielerin Marcheline Bertrand, die 2007 starb. Laut Jolie hat ihr Vater, in den 70ern ein großer Star („Coming Home“), ihre Mutter, ihren Bruder und sie damals im Stich gelassen und sich nie mehr um seine Familie gekümmert. Heute ist Angelina Jolie eine der erfolgreichsten Filmschauspielerinnen Amerikas.
Auch Kiefer Sutherland hatte lange Probleme mit seinem Vater, der Hollywood-Legende Donald Sutherland. Als Kiefer drei Jahre alt war, ließ sich sein Vater scheiden. „Das war ein großer Einschnitt in meinem Leben. Obwohl ich noch so klein war, hat mich das tief in meiner Seele verletzt. Es hat Jahre gedauert, bis ich das verarbeitet hatte. Inzwischen kommen wir aber gut miteinander klar, obwohl wir uns nicht sehr oft sehen und auch nur ab und zu miteinander telefonieren.“
In puncto Schauspielerei hatte Kiefer aber Glück. Sein Vater ließ es nämlich ungefähr zu der Zeit langsamer mit dem Filmbusiness angehen, als Kiefer Ende der 80er-Jahre anfing, als Schauspieler durchzustarten. Unter anderen mit Filmen wie „The Lost Boys“, „Young Guns“ oder „Flatliners“. „Ich hatte also nie das Pech, immer nur als ‚Sohn von‘ apo-strophiert zu werden.“ Anfang des neuen Millenniums erlangte Kiefer Sutherland als Anti-Terror-Agent Jack Bauer in der TV-Serie „24“ sogar Kultstatus.
Meryl Streeps Kinder sind alle erfolgreich

Alle drei Söhne von Martin Sheen („Apocalypse Now) sind Schauspieler geworden: Neben Charlie Sheen auch Emilio Estevez und Ramon Estevez. Der mit Abstand erfolgreichste ist natürlich Charlie Sheen. Seit ihn Ende der 80er-Jahre Filme wie „Platoon“ und „Wall Street“ (an der Seite seines Vaters) weltberühmt machten, hat Charlie Sheen allerdings viel dafür getan, sein Filmstar-Image noch zusätzlich mit Skandalen aufzuladen. Von 2003 bis 2011 war er der Star der Kult-Serie „Two and a Half Men“. Kurz bevor er sich mit dem Showrunner Chuck Lorre überwarf und von ihm rausgeschmissen wurde, bekam Charlie 1,25 Millionen Dollar Gage pro Folge. Seitdem ist es still um Charlie Sheen geworden.
Die Kinder von Meryl Streep hatten keine Probleme, in die Fußstapfen ihrer (Über-)Mutter zu treten. Und das obwohl sie überall auf der Welt als beste Schauspielerin (21 Oscar-Nominierungen; dreimal hat sie bisher einen Oscar gewonnen) aller Zeiten verehrt wird. Ihr Sohn Henry Wolfe, 44, zunächst auch Schauspieler, hat sich dann aber vor allem als Musiker einen Namen gemacht. Ihre jüngste Tochter Louisa Jacobson, 32, hat erst vor Kurzem ihren Job als Model an den Nagel gehängt und sich als Schauspielerin versucht – und zwar sehr erfolgreich. Seit 2022 hat sie in der HBO-Serie „The Gilded Age“ eine der Hauptrollen. Tochter Grace Gummer, 37, ist schon seit über 20 Jahren als Schauspielerin überwiegend im Fernsehen tätig. Und auch Mamie Gummer, 40, hat sich als vielseitige Schauspielerin etabliert und spielte in der Komödie „Ricki – Wie Familie so ist“ (2015) sogar die Tochter von Meryl Streep.

Auch Tom Hanks kann sich glücklich schätzen, dass seine Söhne wirklich das Talent zur Schauspielerei haben. Aus erster Ehe stammt Colin, Jahrgang 1977, den Tom Hanks in seiner ersten Regiearbeit „That Thing You Do“ (1996) besetzte und der sich dabei wohl das Schauspieler-Virus einfing, wie Tom später in einem Interview verriet. Seitdem ist Colin sehr erfolgreich vor allem im amerikanischen Fernsehen unterwegs, unter anderem in Serien wie „Fargo“, „Dexter“ und „Mad Men“. Mit seiner zweiten Ehefrau, der Schauspielerin Rita Wilson, hat Tom den Sohn Truman, 28, der vor zwei Jahren in der Tragikomödie „Ein Mann namens Otto“ gemeinsam mit Vater und Mutter zu sehen war.
Eine sehr schöne Erfolgsgeschichte ist auch die von Maya Hawke, 25, Tochter von Ethan Hawke und Uma Thurman. Die 28-Jährige ist einer der neuen Stars in Hollywood. Zum ersten Mal fiel sie in der TV-Serie „Stranger Things“ (ab 2019) extrem positiv auf. Und konnte ihr Talent dann auch in Kinofilmen wie „Maestro“ und „The Kill Room“ (zusammen mit ihrer Mutter) und „Wildcat“ (unter der Regie ihres Vaters) unter Beweis stellen.
Diese Nachkommen berühmter Stars haben sich ihren Platz auf der Sonnenseite des Hollywood-Business durch harte Arbeit und vor allem durch ihr Können erworben. Und nicht etwa durch Nepotismus. Denn das gibt es natürlich auch. Aber das wäre eine ganz andere Geschichte.