Der 1. FC Saarbrücken straft Kritiker und vermeintliche Experten lügen. Der Auswärtssieg bei der U23 des VfB Stuttgart zeigt, dass die Mannschaft intakt ist.
Vor einigen Wochen kam Arminia Bielefeld bei der Stuttgarter Zweitvertretung ganz böse unter die Räder. Trainer Mitch Kniat sprach anschließend davon, er habe das Gefühl gehabt, ein D-Zug sein über sein Team hinweggerast. So muss es dem FCS in der schnuckeligen Arena von Großaspach in den ersten 20 Minuten ebenfalls vorgekommen sein. Die Stuttgarter Bundesliga-Reserve führte da nach Treffern von Olivier und Boakye bereits mit 2:0. Dann passierte etwas, was möglicherweise als Schlüsselmoment in die Saison eingehen kann. Während einige „Fans“ den Kopf des Trainers fordern, schwor ein Vorsänger der organisierten Fan-Szene den Block noch einmal ein. „Die Fans haben einen großen Anteil am heutigen Sieg. Sie haben uns nach dem 0:2 nicht hängen lassen und haben gespürt, dass die Mannschaft die Moral hatte, das Spiel noch zu gewinnen“, sagte Trainer Rüdiger Ziehl nach dem Spiel.
Quasi aus dem Nichts verkürzte Sebastian Vasiliadis, der seinem Team in der schwierigen Phase Halt gab, nach gut einer halben Stunde auf 1:2. Danach waren die gelbgekleideten Molschder gut in der Partie, wurden zu wenig konkret und hätten kurz vor der Pause fast den dritten Gegentreffer kassiert. „Die ersten 20-25 Minuten waren zum Vergessen. Da hat nichts gestimmt, danach haben wir umgestellt, Mann gegen Mann gespielt und sind großes Risiko gegangen. In der Situation vor der Pause hatten wir sicher auch ein wenig Glück“, sagte Ziehl. Nach der Pause entfaltete sein Team eine nicht für möglich gehaltene Wucht. Lasse Wilhelm per Abstauber und Richard Neudecker mit einem direkt verwandelten Freistoß sorgten schließlich für den vierten Auswärtssieg im fünften Spiel.
Es war ein Ausrufezeichen des gesamten Teams gegen eine zuletzt kaum noch sachliche Diskussion. Nach zehn Spieltagen steht man mit 17 Zählern in der Spitzengruppe – trotz schwankender Leistungen. Und so platzte es aus Verteidiger Calogero Rizzuto heraus: „Die Tabelle interessiert mich einen Scheiß. Hannover 2 gewinnt 5:1 in Wiesbaden. Wenn wir dort gewinnen, heißt es, dass es kein Maßstab gewesen sei. Heute haben wir das Spiel gedreht, haben hinten raus nichts zugelassen. Das ist gar nicht schlecht für eine Mannschaft, die angeblich nicht laufen kann und nicht fit ist. Diese Leute sollten einfach mal die Schnauze halten.“
Dass sein Team so schlecht in die Partie gestartet ist, konnte sich der Routinier kaum erklären: „Wir haben den VfB genauso erwartet, aber wir waren oft einen Schritt zu spät. Aber wir haben uns irgendwann angeschaut und gesagt, dass wir uns hier nicht verarschen lassen.“
So biss sich eine angeblich zerstrittene Mannschaft ohne Bindung zum Trainer auf bemerkenswerte Weise zurück in ein totgeglaubtes Match: „Ich habe unter der Woche schon gesagt, dass gewisse Dinge Zeit brauchen. Wir müssen zusammenwachsen, auf und neben dem Platz. Wir haben einen guten Grundstock an Punkten. Es war brutal wichtig, dass wir heute wieder aufgestanden sind. Wir müssen jetzt am Dienstag gegen Rostock einfach mal ein gutes Heimspiel machen. Wenn uns das gelingt, ist wieder viel weniger Druck auf dem Kessel“, sagte der Mittelfeldspieler.
Und da war noch einer: Verteidiger Lasse Wilhelm, 21, der in Großaspach seinen ersten Drittliga-Treffer erzielte. „Ich freue mich riesig, aber für uns als Mannschaft ist es eine tolle Sache, dass wir dieses Ding gedreht haben. Stuttgart hat eine richtig gute Truppe mit vielen starken Einzelspielern. Dann sind noch ein paar Profis runtergekommen. Das ist nicht ganz so einfach“, sagte Wilhelm, der vom kurzfristigen Ausfall Boné Uaferros profitierte. „Mit zunehmender Spieldauer sind sie sicherer geworden. In der zweiten Halbzeit waren sie richtig gut“, lobte Ziehl seinen „Kinderriegel“ in der Abwehr mit Wilhelm und dem 22-jährigen Joel Bichsel. Neben Wilhelm deutete in Großaspach auch der zur Pause eingewechselte Rechtsverteidiger Philipp Fahrner an, dass mit ihm künftig zu rechnen ist. Schon beim Testspiel während der Länderspielpause im luxemburgischen Petange zählte Fahrner gemeinsam mit Wilhelm zu den Spielern, die auf sich aufmerksam machten. Ziehl hatte angekündigt, vor allem den Akteuren, die zuletzt weniger Einsatzzeit hatten, Spielpraxis zu geben. Das Resultat: Wilhelm und Fahrner erhielten ihre Chance in Großaspach. Andere enttäuschten und fanden folgerichtig keine Berücksichtigung.