Er war lettischer Nationalspieler und verpasste den Sprung in die beste Basketball-Liga der Welt, die US-Profiliga NBA, nur knapp. Nun will er als Trainer der Saarlouis Royals die Damenbasketball-Bundesliga aufmischen: Matiss Rozlapa.
Dass er ausgerechnet ins Saarland wechseln würde, überraschte nicht nur seinen bisherigen Arbeitgeber. In der vergangenen Saison führte der 32-jährige Matiss Rozlapa Ligakonkurrent Angels Nördlingen zur „Silbermedaille“ im DBBL-Pokal und damit zur erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte. Rozlapa, der auch Assistenz-Trainer der lettischen Frauennationalmannschaft und Cheftrainer der U18 Lettlands ist, schloss mit den Angels am Ende der Saison auf dem fünften Platz der Deutschen Meisterschaft ab und zog ins DBBL-Pokalfinale ein, wo er nur ganz knapp am Sieg vorbeischrammte. „Wir sind sehr enttäuscht über die Entscheidung von Matiss, Nördlingen nach nur einer Saison wieder zu verlassen. Eigentlich hatte man sich auf eine mehrjährige Zusammenarbeit committet, mit dem Ziel, den Basketball-Standort Nördlingen gemeinsam zu entwickeln“, kommentiert der sportliche Leiter Martin Fürleger den Abgang Rozlapas, der sich in Saarlouis offenbar eine wirtschaftlich und sportlich attraktivere Perspektive erhofft. Kurios: Ausgerechnet gegen die Royals und in Saarlouis setzte sich Nördlingen im Pokalhalbfinale durch.
„Ein Team mit großen Ambitionen“
„Die Royals sind ein Team mit großen Ambitionen und ich denke, dass ich ein Trainer mit großen Ambitionen bin – das passt ganz gut zusammen und so kam es, dass ich künftig der Trainer der Saarlouis Royals sein werde“, sagt Matiss Rozlapa selbst zu seiner Entscheidung, die in Saarlouis sehr freudig aufgenommen wurde: „Er hat genau das Profil, das wir als Trainer suchen: Er kann junge, talentierte Spielerinnen weiterentwickeln und kann mit erfahrenen Spielerinnen ebenso gut umgehen und alles zusammenführen. Das hat er in Nördlingen und auch schon vorher bewiesen“, lobt auch der sportliche Berater der Royals, Hermann Paar, den neuen Cheftrainer und verrät: „Wir hatten schon zu Weihnachten ein Angebot seines Agenten vorliegen und haben ihn seither beobachtet. Nachdem wir uns dann zusammengesetzt haben, waren wir uns relativ schnell einig. Er bringt alles mit, was wir als Anspruch für die Zukunft haben. Wir erhoffen uns ein längerfristiges Engagement.“
Das sieht auch der Gelobte so, dessen Einjahresvertrag eine Option auf ein weiteres Jahr bei den Royals beinhaltet. Von Anfang an habe er insbesondere zu Hermann Paar eine „wirklich sehr gute Kommunikation. Ich bin davon überzeugt, dass wir alles dafür geben werden, in der kommenden Saison erfolgreich zu sein. Wir geben jedenfalls unser Bestes“, verspricht der Matiss Rozlapa. Er weiß auch, auf was er sich eingelassen hat: „Das Umfeld in Saarlouis hat hohe Erwartungen. Aber wie schon gesagt, ist das ein Umstand, den ich mag. Ich werde alles dafür tun, diese Erwartungen zu erfüllen“, betont der künftige Chef-Trainer, ohne allerdings eine genaue Zielsetzung formulieren zu wollen. Noch nicht. „Weil ich ja die Mannschaft noch gar nicht kenne und nicht weiß, wie sie sich in der kommenden Saison zusammensetzen wird. Je näher der Saisonstart rückt und je mehr Spielerinnen feststehen, desto präzisere Ziele können wir ins Auge fassen“, sagt Rozlapa. Nur so viel: „Natürlich wird es unser Ziel sein, die Play-offs zu erreichen. Und natürlich wollen wir besser abschneiden als in der vergangenen Saison. Daran werden wir alles setzen.“
Welche Spielerinnen ihm für diese Mission zur Verfügung gestellt werden können, ist offen. Zuletzt war die Fluktuation in Saarlouis hoch. Bisher stehen erste Neuverpflichtungen fest. Neben der 21-jährigen Laura Kneip, die schon in der vergangenen Saison für die Royals auflief, wird mit der gleichaltrigen Marie Simon (kommt von BBC Grengewald/Luxemburg) eine zweite junge Spielerin mit regionalem Bezug zum Kader gehören. Beide werden nach Vereinsangaben im neu gegründeten Leistungszentrum der Royals zusammen mit dem Kooperationspartners TuS Ensdorf – weitere Vereine seien als Kooperationspartner im Gespräch – den gesamten Sommer und darüber hinaus individuell trainieren und gefördert werden. Mit der luxemburgischen Rückkehrerin Magaly Meynadier (32) gehört auch eine erfahrene Spielerin zu den neuen. „Wir sondieren den Markt“, sagt Hermann Paar und nennt klare Bedingungen, die vor einer Verpflichtung erfüllt sein müssen: „Wir haben ein paar Eckpunkte eingebaut, darunter Leistungsfähigkeit, der Charakter und Identifikation mit unseren Zielen und dem Verein. Wir brauchen Spielerinnen, die den Verein nach vorne bringen wollen und dies mit entsprechender Leistung und individueller Weiterentwicklung auch zeigen.“ Entsprechende Gespräche laufen bereits, der komplette Kader soll bis spätestens Anfang August stehen.
Umfeld mit hohen Erwartungen
Matiss Rozlapa schaut dem gelassen entgegen. Er kann sowohl mit jungen als auch mit erfahrenen Spielerinnen umgehen und kennt die Stärken und Möglichkeiten deutscher Spielerinnen. Sie entsprechen durchaus seiner Spielphilosophie: „Ich mag es, immer schnell zu spielen. Eine aggressive Defensive und eine schnelle Offensive sind die Grundpfeiler meiner taktischen Ausrichtung. Demnach sind wir bei der Zusammenstellung des Kaders auf der Suche nach Spielerinnen, die das können“, sagt er und wird konkret: „Wir brauchen sehr toughe, energische und auf dem Spielfeld hart kämpfende Spielertypen – auch um die Fans zu begeistern. Die Fans mögen es, wenn man schnell und schön Basketball spielt und bis zum Schluss alles gibt. Das wollen wir mit dem neuen Team erreichen.“
Ab August wird Matiss Rozlapa in Saarlouis wohnen. Ob er schon etwas über seine neue Heimat weiß? Die Bedeutung des Stadtnamens hat er schon mal verstanden: „Die Saar ist ein Fluss und Louis war mal König von Frankreich. Es liegt nah an Frankreich und Luxemburg und ich glaube, in der Stadt wird mancherorts auch französisch gesprochen“, gibt er zum Besten und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Das werde ich genauer herausfinden, wenn wir nach einem Sieg mal dorthin gehen werden …“