Zu Beginn des Jahres hat eine Meldung für erhebliche Diskussionen gesorgt. Das Bistum Trier wolle 100 Kitas abstoßen, korrekter: die sogenannte Bauträgerschaft abgeben. Die Aufregung war groß. Allerdings gibt es schon länger Bewegung in der Einrichtungslandschaft.
Die Katholische Kirche ist größter Träger von Kindergärten und Kindertageseinrichtungen im Saarland. Insgesamt gibt es im Bereich des Bistums Trier rund 490 katholische Kitas, knapp ein Drittel davon im Saarland. „Im Ursprung waren meistens die Kirchengemeinden die Träger, sowohl der Einrichtungen als auch der Gebäudlichkeiten“, sagt Generalvikar Ulrich von Plettenberg.
Im Jahr 2000 wurden für das Bistum drei Trägergesellschaften gegründet, die jeweils eine Region betreuen: die Katholische Kita gGmbHs für Trier, Koblenz, und eben das Saarland. Wobei die Katholische KiTa gGmbH Saarland Einrichtungen im Regionalverband Saarbrücken sowie allen Landkreisen betreibt, außer im Saarpfalz-Kreis, der zum Bistum Speyer gehört.
„Durch die Umstrukturierung zur Katholischen KiTa gGmbH ist die Betriebsträgerschaft bei dieser gGmbH verortet, die Bauträgerschaft ist in aller Regel bei den Kirchengemeinden oder den Kommunen geblieben“, so von Plettenberg. Seither hat sich die Kita-Landschaft deutlich verändert. „In den letzten Jahren ist sehr viel ausgebaut und vergrößert worden, weil sich die gesetzlichen Grundlagen geändert haben. Es gab zuerst die Aufnahme U 3, also unter Dreijährige, dann U 2, und dann gab es die Ganztagsbetreuung mit Mittagessen. Es musste also ständig ergänzt und investiert werden. Das ist meist kostenneutral für die Kirche gelaufen, das heißt die Platzerweiterungen sind aufgrund von Verhandlungen vor Ort ohne Bistumszuschuss umgesetzt worden. Was aber für die Kirche dazu gekommen ist, sind die Folgekosten“, sagt der Generalvikar. Gleichzeitig gibt es viele Kitas, die in die Jahre gekommen sind, wo viel investiert, beziehungsweise neu gebaut werden müsste.
„Die Finanzierung von Investitions- und Bauunterhaltungsmaßnahmen von Kitas ist im saarländischen Kita-Gesetz beschrieben. Von daher handelt es sich immer um eine gemeinsame Finanzierung von Land, Kreis, Kommune und Träger. Im Falle von katholischen Bauträgerschaften handelt es sich daher um eine Beteiligung aus Kirchensteuermitteln. Wir haben dann das Baubudget des Bistums den notwendigen Investitions- und Bauunterhaltskosten gegenübergestellt, also die notwendigen Gesamtaufwendungen. Die Bauunterhaltskosten übersteigen deutlich das, was wir an Budget haben und auch das, was die öffentliche Hand zur Verfügung stellen konnte. Wir müssen aber, und wollen auch, gegenüber den Kommunen verlässliche Partner sein. Deshalb haben wir gesagt: Wir versuchen zunächst auf die nächsten fünf Jahre mit einem festen Budget zu planen und damit zu haushalten.“ Zu diesem Verfahren seien die Verantwortlichen mit den Städten und Kommunen in eine entsprechende Kommunikation getreten.
Nach den Worten von Plettenbergs geht es dabei um einen Betrag seitens des Bistums von fünf Millionen Euro pro Jahr, bei einem 30-prozentigen Finanzierungsanteil der Kirche, also um Gesamtmaßnahmen in Höhe von insgesamt circa 15 Millionen Euro. „Wenn wir das aber bei weiter steigenden Baukosten dauerhaft aufrechterhalten wollen, dann müssen wir uns bei einigen Kitas von der Bauträgerschaft trennen.“ Dabei geht es im Saarland um etwa 30 Kitas, im rheinland-pfälzischen Teil des Bistums um rund 70. Hinzu kommt auch die Tatsache, dass viele ehrenamtliche Verwaltungsräte dem Bistum gegenüber deutlich rückgemeldet haben, dass sie die immer komplexer werdenden Baumaßnahmen nicht mehr verantwortlich begleiten können.
Gänzliche Trennung vom Arbeitsfeld Kitas „nicht vorstellbar“
Das aber ist ein Prozess, der schon länger am Laufen ist. Mehr als zehn Bauträgerschaften seien in den letzten Jahren im saarländischen Teil des Bistums Trier schon abgegeben worden, und mit vielen weiteren Kommunen seien die Gespräche über eine Abgabe der Bauträgerschaften schon begonnen worden. „Es gibt Einzelfälle, wo es zu Konflikten gekommen ist, wie etwa in Gresaubach, aber in vielen Fällen läuft es relativ ruhig. Ich schließe nicht aus, dass es an der ein oder anderen Stelle noch schwierig werden könnte, aber die Gespräche laufen. Ich bin mir bewusst, dass auch die Kommunen unter zurückgehenden Ressourcen leiden und ihre Haushalte langfristig planen müssen. Daher werden wir uns – beziehungsweise die Kirchengemeinden sich – nicht von heute auf morgen von der Bauträgerschaft von Kitas trennen, sondern der Prozess läuft über einen Zeitraum von mehreren Jahren.“
Zugleich sind die kirchlichen Kindereinrichtungen mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert wie alle anderen Träger. Allen voran dem Fachkräftemangel. „Es gibt zu wenige junge Menschen, die sich für den Beruf des Erziehers, der Erzieherin interessieren und sich dafür ausbilden lassen. Da klagen alle Träger, nicht nur die kirchlichen, auch die kommunalen oder freien Träger in gleicher Weise. Wir haben den Vorteil, dass wir im großen Verbund der KiTa gGmbH attraktive Konditionen bieten können, zum Beispiel unbefristete Verträge und mehr Flexibilität, also größere Bindungen“, betont von Plettenberg und verweist zugleich auf die neue Grundordnung im kirchlichen Arbeitsrecht. „Wir haben durch die neue Grundordnung einen großen Schritt nach vorne getan. Beschäftigte, die in gleichgeschlechtlichen Verbindungen leben oder geschieden-wiederverheiratet sind, brauchen keine Angst mehr zu haben, dass sie ihren Job verlieren – die Privatsphäre spielt keine Rolle mehr.“
Die Nachfrage nach Plätzen in den kirchlichen Einrichtungen sei weiter ungebrochen. „Das sehen wir sowohl bei unseren Kitas als auch bei unseren Schulen. Es gibt viele, die ihre Kinder bewusst in eine kirchliche Kita schicken, auch in der Erwartung, dass dort eine wertvermittelnde Erziehung stattfindet. Das hat eine hohe Attraktivität, übrigens auch für Eltern anderer Konfessionen und anderer Religionen. Man hört beispielsweise von muslimischen Eltern, dass sie ihre Kinder bewusst auf eine kirchliche, eine katholische Kita schicken, weil sie auf eine Wertevermittlung hoffen, auf eine religiöse Vermittlung, auch auf den Respekt vor dem anderen Glauben.“ Gerade im städtischen Bereich gebe es einige Kitas mit nur noch einem geringen Anteil an katholischen Kindern, dafür aus vielen anderen Konfessionen und Religionen ebenso wie konfessionslose Kinder.
Auch vor diesem Hintergrund kann sich von Plettenberg nicht vorstellen, dass sich das Bistum aus diesen Bereichen zurückziehen würde: „Dann würden wir als Kirche unserem Auftrag in und an der Gesellschaft nicht gerecht.“
Aber ist der Gedanke wirklich völlig abwegig, wenn man sich die Entwicklungen betrachtet?
„Das Bistum befindet sich derzeit in einem Prozess der Haushaltssicherung. Das bedeutet, dass wir in den nächsten 15 Jahren verteilt über alle Handlungsfelder über 130 Millionen Euro einsparen müssen. Da kann schon mal die Überlegung aufkommen, ob man sich von dem einen oder anderen Arbeitsfeld ganz trennt. Dass wir uns von Schulen oder Kitas trennen, ist für mich aber nicht vorstellbar. Wenn wir einen Dienst an Familie und Gesellschaft leisten wollen, müssen wir auch in Erziehung und Bildung investieren. Und ich habe schon den Eindruck, dass das, was wir gesellschaftsbildend und wertevermittelnd leisten, gesehen und wertgeschätzt wird.“