Die zweifache Oscar-Preisträgerin Emma Thompson ist schon lange eine engagierte Umweltaktivistin. So setzt sie sich zum Beispiel auch für eine Offshore-Wind-Kampagne ein, die unter anderem von Greenpeace und dem WWF unterstützt wird.
Für ihre Rolle in „Wiedersehen in Howards End“ bekam sie 1992 den Oscar als Beste Hauptdarstellerin und drei Jahre später für „Sinn und Sinnlichkeit“ den Oscar für die Beste Drehbuch-Adaption. Seitdem war die britische Schauspielerin in über 50 Kinofilmen zu sehen. „Eigentlich müsste ich keine Filme mehr drehen. Ich könnte mich locker auf meinen ‚Harry Potter‘-Millionen ausruhen“, lacht die heute 65-jährige Emma Thompson. „Aber das Zurücklehnen und die Dinge einfach laufen zu lassen, das liegt mir überhaupt nicht. Mein Rezept für ein erfülltes Leben ist, dass man es aktiv gestaltet. Sich Menschen öffnet, neue Ideen zulässt und auch den Mut hat, unkonventionelle Dinge zu wagen. Und dass man sich für das einsetzt, an was man glaubt. Dazu gehört für mich seit langem schon der Kampf für eine nachhaltige Umwelt.“
Schon früh im Umweltschutz aktiv
Die persönliche Rebellion gegen das Establishment begann für die 1959 in London geborene Emma Thompson, als sie ihr Studium an der Universität in Cambridge aufnahm. „In meinem Elternhaus ging es überwiegend friedlich zu. Meine Eltern waren beide Schauspieler, also wurde bei Tisch eben viel über Theater und Film gesprochen. Politik war nie ein großes Thema. Ich habe mich daher erst relativ spät für Politik interessiert und mir mein Wissen fast ausschließlich durch Bücher angeeignet. Erst als ich mich an der Universität sehr für den Feminismus interessierte und dort Menschen kennenlernte, mit denen ich mich auch intellektuell auseinandersetzen konnte, fing meine ganz persönliche Emanzipation an. Verschärft wurde meine kritische Haltung gegenüber den Herrschenden auch dadurch, dass ich während des Studiums auch politisches Kabarett machte.“
Parallel zu ihrem kometenhaften Aufstieg als Schauspielerin in den 90er-Jahren investierte Emma Thompson auch immer viel Zeit und Energie in soziale Projekte und engagierte sich auch öffentlich für den Umweltschutz. „Ich finde es wichtig, dass man seinen Celebrity-Status auch dafür einsetzt, den Leuten die Dinge, die uns doch mittlerweile alle unter den Nägeln brennen, ins Bewusstsein zu rufen. Und vor allem den immer noch grassierenden Rassismus und die vielen sozialen Ungerechtigkeiten anprangert– und sich aktiv für den Umweltschutz einsetzt.“
Seit vielen Jahren unterstützt Emma Thompson diverse Organisationen, wie zum Beispiel Amnesty International und Greenpeace, auch finanziell. „Für mich sind diese Greenpeace-Aktivisten wahre Helden. Im Laufe der Jahre habe ich einige von ihnen auch persönlich kennengelernt und mir so viele wichtige Informationen in Sachen Umweltschutz aus erster Hand aneignen können.“ Und dann erzählt sie von einem Ereignis, das sie, nach fast zehn Jahren, immer noch tief bewegt: „Ich erinnere mich auch noch sehr gut an die Reise, die ich 2015 zusammen mit meiner Tochter Gaia, die damals 15 Jahre alt war, auf einem Greenpeace-Schiff in die Arktis unternommen habe. Wir waren am 80. nördlichen Breitengrad. Das war ein unbeschreibliches Erlebnis. Und was die Folgen des Klimawandels betrifft, auch eine sehr traurige Erfahrung. Wie diese großen Konzerne durch die hemmungslose Förderung von Öl das Ökosystem beschädigen – und zwar dauerhaft! –, das ist kriminell. Diese milliardenschweren Organisationen behandeln die Erde, als wäre sie ihr persönliches Eigentum. Und das – trotz vehementer Proteste von Umweltschützern– schon viel zu lange. Es sieht so aus, als könne nichts und niemand sie stoppen. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund, weshalb viele Menschen sich nicht mehr dafür interessieren ... Vielleicht haben sie sogar ein schlechtes Gewissen deswegen, aber wenn man ständig mit seiner Hilflosigkeit und Ohnmacht konfrontiert wird, kann einen das schon ermüden. Auch um bei mir diese Gleichgültigkeit überhaupt nicht erst aufkeimen zu lassen, wollte ich das dramatische Schmelzen der Polkappen mal mit eigenen Augen sehen. Wenn man am Rand einer dieser Gletscher steht und sieht, wie rapide er in den letzten paar Jahren zurückgewichen ist, dann kriegt man wirklich einen Schock.“
Auch beim Thema Erderwärmung nimmt Emma Thompson kein Blatt vor den Mund: „Lassen Sie mich noch ein Wort zu den politischen Verhältnissen in unserem Land verlieren. Diesbezüglich habe ich – ehrlich gesagt – eine ziemlich zynische Einstellung. Gerade was den Missbrauch von Recht und Gesetz angeht. Bei uns in England gibt es definitiv ein Gesetz für die Reichen und eines für die Armen. Ich finde das skandalös.“
„Das schreckt mich nicht ab“
Ein weiteres Anliegen, das Emma Thompson sehr am Herzen liegt, ist, dass in ihrer Heimat endlich das Fracking verboten wird. Immer wieder hat sie dagegen protestiert und sich dafür auch den einen oder anderen Shitstorm eingehandelt. „Das schreckt mich nun überhaupt nicht ab, mich für die Abschaffung dieser unverantwortlichen und extrem gefährlichen Ausbeutung unserer Mutter Erde einzusetzen!“ Der „Blackpool Gazette“ sagte sie zum Thema Fracking: „Mit dieser wohlfundierten Erkenntnis, dass Fracking schädlich ist, befinde ich mich ja in sehr guter Gesellschaft. Denn der geniale Physiker Stephen Hawking – Gott hab ihn selig – hielt Fracking für die größte Bedrohung der Menschheit.“
Ein weiteres Projekt, für das sich Emma Thompson einsetzt, ist eine Offshore-Wind-Kampagne vor der Küste Großbritanniens. Zusammen mit ihrem Schauspielerkollegen Peter Capaldi steht sie bei der innovativen Initiative für Windenergie an vorderster Front. Und ließ sich dafür auch werbewirksam – mit Schwimmweste und gelbem Sicherheitshelm – auf der Thanet Offshore Wind Farm fotografieren. Sie lächelt dabei in die Kamera und hält ein riesiges Schild hoch, auf dem „50 % off offshore wind“ steht. Emma Thompson schwärmt: „Das ist ein absolut fantastischer Deal für das britische Königreich. Er schafft tausende Jobs in Regionen, wo die Arbeitslosenquote sehr hoch ist. Das ist doch wirklich die beste Nachricht seit Jahren. Und dadurch werden nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch die Umwelt an der Küste bekommt die Chance, sich wieder zu erneuern. Durch diesen Deal bekommen wir saubere, wunderbar grüne Energie – für uns, unsere Kinder und Enkel.“
Der Deal zeigt auch, dass Windenergie die in Zukunft am weitesten verbreitete Technologie in Großbritannien sein könnte – viel effizienter als Atomstrom und mehr als 20 Mal so ergiebig wie Gas. Mit mehr als 50 Prozent Kostenersparnis in den nächsten fünf Jahren ist es auch der kostengünstigste Weg, um den Kohleausstieg voranzutreiben und trotzdem die Wirtschaft florieren zu lassen. Das ambitionierte Projekt wird unter anderem von Greenpeace, dem WWF (World Wide Fund for Nature) und der britischen Marine Conservation Society unterstützt.
„Ich bin lieber Optimistin“
Diesen Sommer konnte man Emma Thompson auch in einem T-Shirt mit dem Slogan „Restore Nature Now“ bestaunen, als sie Mitten in London eine „Just Stop Oil“-Demonstration anführte. Das Ziel: Die Regierung dazu zu bewegen, endlich „Natur“ und „Klima“ an erster Stelle der politischen Agenda zu setzen. Emma Thompson, die vor ein paar Jahren von der Queen zur „Dame“ des „Order of the Britisch Empire“ gekürt wurde, ist es wichtig zu betonen, dass sie dadurch nichts von ihrer kritischen Gesinnung aufgegeben hat: „Ehrlich gesagt hat mir das anfangs schon ein paar Magenschmerzen verursacht. Denn ich habe – als überzeugte Linke – das britische Establishment tatsächlich mehr als einmal sehr harsch kritisiert. Meine politischen Überzeugungen wurden dadurch aber nicht berührt, nur weil ich jetzt eine ,Dame‘ bin.“ So sagte sie vor kurzem dem Nachrichtensender Sky news: „Wir können nicht ständig immer mehr Öl aus dem Boden fördern. Ich weiß, dass viele das anders sehen, und dass es viele sehr komplizierte Argumente dagegen gibt. Aber es ist höchste Zeit, dass wir all diese Ressourcen ein für alle Mal im Erdboden lassen. Das wissen wir übrigens schon seit Jahrzehnten. Aber das scheint der Regierung völlig egal zu sein. Aber wir sollten nicht vergessen, dass alle Wissenschaftler sagen, dass wir dadurch sehr große Probleme bekommen werden.“
Emma Thompson hat natürlich längst erkannt, dass Umweltschutz uns alle angeht. Sich gründlich zu informieren, um dann auch besser argumentieren und aufklären zu können – und wenn nötig, für eine bessere Umwelt auch öffentlich zu protestieren –, hält sie für ihre Bürgerpflicht. Doch das Wichtigste für sie ist, selbst verantwortungsvoll zu handeln. „Die Umweltzerstörung findet ja auch täglich vor unserer eigenen Haustür statt. Zum Beispiel verstehe ich nicht, warum Leute bei ihrem Einkauf im Supermarkt immer noch Plastiktüten benutzen. Warum bringen sie nicht Einkaufsnetze oder Taschen mit, die sie immer wieder verwenden können? Das ist doch eine Form von kollektivem Wahnsinn. Im pazifischen Ozean schwimmt zweimal so viel Plastik wie die Fläche von Spanien und Portugal zusammengenommen! Wir haben unsere Welt tatsächlich so vollgeschissen – es ist höchste Zeit, etwas dagegen zu tun!“
Auf die Frage, ob sie trotz allem doch noch positiv in die Zukunft schauen kann, schlägt sie auf einmal mildere Töne an: „Im Grunde meines Herzens bin ich dann doch eher ein Optimist als ein Pessimist. Wissen Sie warum? Weil ich gelesen habe, dass Optimisten eine viel höhere Lebenserwartung haben als Pessimisten. Auch deshalb will ich mir meine Gesundheit nicht durch Pessimismus oder gar Hass sabotieren. Und ganz abgesehen davon: Ich bin eine Humanistin aus Überzeugung.“