Die Fußball-Bundesliga ist in der Winterpause, auch wenn erst knapp die Hälfte aller Spieltage vorbei ist. Dennoch schauen wir zurück: Welche zehn Persönlichkeiten haben die bisherige Saison besonders geprägt? Und wieso?
Ganze 135 Partien wurden in den bisherigen 15 Spieltagen der Fußball Bundesliga Saison 2024/25 bereits ausgetragen. Nun heißt es erst einmal den Pausenknopf drücken. Doch auch wenn wohl nicht jeder in eine besinnliche Weihnachtszeit starten wird, so werden es zehn Bundesliga-Akteure gewiss tun – denn ihre Leistungen konnten sich im bisherigen Saisonverlauf durchaus sehen lassen.
Omar Marmoush (25)
Stürmer Eintracht Frankfurt
Den ägyptischen Stürmer von Eintracht Frankfurt jagt halb Europa. Und das aus gutem Grund. Denn kein Spieler hat die Hinrunde so geprägt wie Omar Marmoush. War der 25-Jährige vor der Saison noch ein Geheimtipp mit Option auf ein Durchstarten, so gelang ihm dies mehr als eindrucksvoll. An den ersten 14 Bundesliga-Spieltagen erzielte er mit 13 Treffern die zweitmeisten nach Bayern-Stürmer Harry Kane (14). Zieht man die Elfmeter ab und wertet nur die Tore aus dem Feld, führte Marmoush gar mit 11:9. An drei der 14 Spieltage war er für den „Kicker“ der „Spieler des Tages“, an sieben und damit mehr als der Hälfte der Spieltage stand er in der „Elf des Tages“. Nach dem 3:3 gegen den FC Bayern schwärmten Münchens Manager Max Eberl und Trainer Vincent Kompany öffentlich von Marmoush. Da er angeblich maximal 50 Millionen Euro kosten soll, haben natürlich auch die Bayern ein Auge auf ihn geworfen.
Vincent Kompany (38)
Trainer FC Bayern München
Wie viele Absagen der FC Bayern vor dieser Saison von Trainern bekommen hat, weiß niemand so genau. Mehr als ein halbes Dutzend waren es aber sicher. Heute denken viele, dass die Münchner zu ihrem Glück gezwungen wurden. Zwar haben die Münchner in der Liga nicht mehr Punkte als im Vorjahr unter Thomas Tuchel, sie sind im Pokal wieder mal raus und haben auch in der Champions League früh zwei Spiele verloren. Doch nicht nur die souveräne Tabellenführung in der Liga lässt viele glauben, dass da etwas entsteht. Kompany ist nahe dran an den Spielern, hat dennoch eine natürliche Autorität, die Spielweise ist ansehnlicher, und auch öffentlich verkauft sich der Belgier auf bescheidene Art und Weise sehr gut.
Tim Kleindienst (29)
Stürmer Borussia Mönchengladbach
In der U21 spielte Kleindienst für Deutschland. Dann war er lange vom Radar verschwunden. Nun, mit 29 Jahren, wurde er als Aufstiegs-Garant von Heidenheim – nach einem guten ersten Erstliga-Jahr beim FCH und tollem Start in Mönchengladbach – doch noch zum A-Nationalspieler. In den vier letzten Länderspielen des Jahres stand er gar in 272 von 360 möglichen Minuten auf dem Feld und erzielte zwei Tore. Da hat sich jemand festgespielt. Und in Gladbach ist „Timothy Smallservice“, wie sie ihn dort mannschaftsintern nennen, Leistungsträger und Publikumsliebling.
Jamal Musiala (21)
Offensivspieler FC Bayern München
Dass Jamal Musiala ein Rohdiamant und heute schon Weltklassespieler ist, ist längst nicht nur Experten klar. Doch der Nationalspieler hat noch mal einen riesigen Sprung gemacht. Ist präsenter, kompletter, torgefährlicher. Traf sogar dreimal in Folge mit dem Kopf, was er selbst kaum glauben konnte. Und auch defensiv wird er immer stärker. Kürzlich erzählte sein ehemaliger Jugend-Trainer Miroslav Klose schmunzelnd, zu gemeinsamen Zeiten habe Musiala „nur mit den Augen gepresst. Ich habe ihm gesagt, er soll mal den Körper dazu nehmen.“ Um Musiala zu halten, werden die Bayern wohl bis an ihre finanzielle Schmerzgrenze gehen müssen. Offenbar sind sie bereit, das zu tun. Ob das reicht, ist offen.
Jonathan Tah (28)
Abwehrspieler Bayer Leverkusen
Vor Saisonbeginn hätten viele Tah als Verlierer eingestuft. Er war zum wahren Zankapfel zwischen dem FC Bayern und Meister Bayer Leverkusen geworden, hatte sich klar zu einem Wechsel nach München positioniert und musste trotzdem bleiben, weil sich beide Vereine nicht einigen konnten. In Leverkusen gab es kaum Vorbehalte gegen ihn, und diese wenigen räumte er schnell aus. Kollegen und Fans verziehen ihm – auch dank seiner Offenheit und seines Wechselwillens. Tah war Abwehrchef, Leistungsträger und darüber hinaus auch oft Mannschaftskapitän. Gehen wird er im Sommer wohl trotzdem. Nur wohl nicht nach München. Als ablösefreiem Spieler steht ihm ein Wechsel nach Barcelona oder in sein fußballerisches Traumland England in Aussicht.
Jonathan Burkardt (24)
Stürmer FSV Mainz 05
Dass Jonathan – genannt „Jonny“– Burkardt einer der begabtesten deutschen Stürmer ist, war seit Jahren offensichtlich. Er hatte kurz nach seinem 18. Geburtstag in der Bundesliga debütiert, früh getroffen, war U21-Europameister geworden. Die Frage war, ob sein Körper mitmacht. Nach mehreren kleineren Ausfällen erlitt er im Oktober 2022 eine Kniegelenksdistorsion mit Knochenmark-Ödem und fiel über ein Jahr aus. Ein weiteres Jahr später ist er dennoch da, wo ihn viele vermutet haben. Er ist der treffsicherste deutsche Stürmer in dieser Saison, stieg zum Mainzer Rekordtorjäger auf und kam auch zu seinen ersten beiden Länderspielen. „Jonny“ ist nun endgültig auf der Überholspur.
Paul Nebel (22)
Mittelfeldspieler FSV Mainz 05
Und noch ein junger Mainzer, der den Durchbruch geschafft hat. Auch Nebel, der im zentralen Mittelfeld und als Flügelstürmer spielen kann, galt lange als Talent. War bei seinem Debüt mit 17 der jüngste Mainzer der Geschichte. Dann kam die Karriere ins Stocken, zwei Leihjahre bei Zweitligist Karlsruhe bauten sie nachhaltig auf. Nach der Rückkehr im Sommer saß er in den ersten sieben Spielen auf der Bank, dann drehte er auf. Er traf, legte Treffer auf und war für den „Kicker“ einer der zehn besten Feldspieler der Liga. Festigt Nebel das Niveau, wird er in absehbarer Zeit sicher auch zum Nationalspieler.
Jamie Gittens (20)
Offensivspieler Borussia Dortmund
Bis zum Sommer lief der Engländer noch unter dem Namen Bynoe-Gittens auf. Dass er den ersten Teil des Nachnamens gestrichen hat, freut alle, die den Namen inzwischen wöchentlich gleich mehrfach schreiben müssen. Der extrem schnelle Flügelspieler zeigt, dass er das nächste Ausnahmetalent von Borussia Dortmund ist, er hat deutlich an Körperlichkeit und Präsenz gewonnen, aber auch an Selbstverständnis und Zielstrebigkeit. Im sonst oft grauen Herbst war er der größte Lichtblick im BVB-Trikot. Und für die Zukunft ist er der größte Hoffnungsträger auf Titel oder die nächste hohe Ablöse-Einnahme.
Michael Olise (23)
Offensivspieler FC Bayern München
Im Sommer staunte manch einer nicht schlecht. Über 50 Millionen Euro soll der FC Bayern für diesen Offensivspieler ausgegeben haben, den in Deutschland kaum einer kannte und der noch nicht einmal ein A-Länderspiel absolviert hatte. Doch Olise, der inzwischen für Frankreich debütiert hat und aufgrund seiner Wurzeln auch für England, Algerien und Nigeria spielberechtigt wäre, hat sich direkt durchgesetzt. Etwa alle 80 Minuten, die er auf dem Feld stand, war er direkt an einem Treffer beteiligt. Und so staunen die Fans und Kollegen heute aus anderen Gründen. „Er ist gefühlt durch zehn Spieler durchgedribbelt“, sagte Mitspieler Konrad Laimer nach einem sensationellen Solo-Lauf Olises beim 5:1 in der Champions League bei Schachtjor Donezk in Gelsenkirchen: „Das war wie bei Mario Kart, wenn du einen Stern bekommst und keiner berührt ihn.“
Sirlord Conteh (28)
Offensivspieler 1. FC Heidenheim
Nanu, ein Spieler des 1. FC Heidenheim, der nach starker Premieren-Saison und gutem Saisonstart komplett eingebrochen ist? Dazu noch ein Offensivspieler ohne jedes Bundesliga-Tor? Ja, die Saison war bisher weder für Sirlord Conteh noch für seinen Verein erfolgreich. Seine Auflistung ist quasi ein Sonderpreis. Denn der extrem schnelle Flügelstürmer hat auf eine spezielle Art und Weise in dieser Saison für Furore gesorgt. Am zweiten Spieltag stellte er mit 36,67 Stundenkilometern einen Geschwindigkeitsrekord in der Bundesliga-Geschichte auf. Einige Wochen später löste ihn der Bochumer Gerrit Holtmann mit 36,74 km/h ab. Doch wieder einen Monat später sicherte sich Conteh die Bestmarke zurück. Im Spiel beim FC Bayern wurde er mit 36,82 km/h geblitzt. Zum Weltrekord ist es aber noch ein Stück hin. Megastar Kylian Mbappé steht mit offiziell 38,5 km/h in den Büchern.