Der 1. FC Saarbrücken wirft im Aufstiegskampf zwei wichtige Punkte weg. Gemessen an den Möglichkeiten war das 1:1 bei 1860 München viel zu wenig.
Marcel Gaus mochte es am Samstag markig. „Das ist mir gerade scheißegal“, fluchte der Routinier, angesprochen auf die Heimniederlage von Dynamo Dresden. Realistisch betrachtet hat sich die Ausgangsposition des FCS in der 3. Liga nicht einmal sonderlich verschlechtert. Doch am Ende waren sich alle einig. Das 1:1 auf Giesings Höhen bei 1860 München war viel zu wenig. Es war zu wenig, weil der FCS in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Auswärtsspiel machte, früh durch Kai Brünker in Führung ging und weitere gute Möglichkeiten hatte. Als 1860-Verteidiger Leroy Kwadwo kurz vor der Pause nach einer Notbremse vom Feld musste, schien alles für den FCS zu sprechen. Doch es kam wie so oft anders. Gegen zehn durchaus bissige Löwen taten sich die Mannen von Trainer Rüdiger Ziehl zunehmend schwer. „Die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit waren noch okay. Da hatten wir auch noch zwei Möglichkeiten. Danach sind wir immer fahriger geworden und haben ein Stück weit um den Ausgleich gebettelt“, sagte Ziehl und sprach von einer „riesigen Enttäuschung“.
Was sich ab der 55. Minuten auf Giesings Höhe abspielte, war kaum noch zu erklären. Als Dosenöffner für bis dato völlig unsichere Münchner betätigte sich FCS-Verteidiger Dominik Becker, der mit einem kapitalen Fehlpass einen Konter einleitete. Zwei Minuten später dann der nächste „Klops“ des FCS im Spielaufbau, diesmal von Kapitän Manuel Zeitz. Die Folge: Das Publikum roch Lunte, die Löwen warfen sich in die Partie und der FCS agierte vogelwild: „Der Trainer hat noch in der Halbzeit angesprochen, dass 1860 über Standards gefährlich werden wird und wir diese vermeiden sollen. Und dann haben wir unglaublich viele Freistöße und Eckbälle zugelassen“, haderte Torwart Tim Schreiber. In der 85. Minute sollte sich das rächen. Kapitän Zeitz verursachte einen Eckball der Marke überflüssig, aber den hätte man verteidigen können. Aber der eingewechselte Julian Günther-Schmidt ließ Sechzig-Youngster Tim Kloss allen Platz der Welt, um in aller Seelenruhe zum letztlich verdienten Ausgleich einzuköpfen. „Wir haben den Faden verloren, die Bälle nur noch weggekloppt und unnötige Ecken produziert. Es ist einfach zum Kotzen“, sagte Linksverteidiger Gaus, der am Mittwoch im Nachholspiel gegen Rot-Weiß Essen aufgrund seiner zehnten Gelben Karte fehlen wird. Backup Fabio di Míchele Sánchez konnte die Reise nach München aufgrund einer Erkältung erst gar nicht mit antreten. „Ob er am Mittwoch dabei sein kann, wird sich kurzfristig entscheiden“, sagte Ziehl, dem die Verärgerung richtig anzusehen war: „Jetzt müssen wir alle fünf Spiele gewinnen. Aber vielleicht liegt es uns ja eher, wenn wir in der Verfolger-Rolle sind.“
FORUM-Einzelkritik:
Tim Schreiber: Wurde selten gefordert, beim Gegentor schuldlos. Note 3
Marcel Gaus: Erste Halbzeit stark, dann baute er ab. Note 3-
Dominik Becker: Auch er mit starkem Leistungsabfall. Schlimme zweite Halbzeit. Note 4
Manuel Zeitz: Ließ sich anstecken und wurde zunehmend fehlerhaft. Note 4
Lukas Boeder: Auch er baute ab, wenn auch nicht so stark. Note 3-
Calogero Rizzuto: Engagiert, aber auch zu ungestüm. Note 3-
Patrick Sontheimer: Kein gutes Spiel, viele Fehlpässe. Note 4-
Luca Kerber: Wie so viele: Zuerst stark, dann abbauend. Note 3-
Tim Civeja: Genau wie Kerber. Ein Rätsel. Note 3-
Simon Stehle: Erste Halbzeit stark, danach machte er keinen Ball mehr fest. Note 3
Kai Brünker: Gleiches Bild wie bei Stehle. Note 3
Kasim Rabihic: Das zarte Pflänzchen des Aufschwungs wurde wieder jäh zerstört. Ohne jegliche Bindung. Note 5
Julian Günther-Schmidt: Ein Schatten seiner selbst. Ohne Selbstvertrauen, ohne Mumm. Note 5