78.000 Euro Preisgeld und viele Punkte locken Topstars aus aller Welt nach Rehlingen.

Die Vorgaben sind hoch: „Zum Jubiläum wollten wir unseren Zuschauern etwas Besonderes bieten“, sagt Thomas Klein. Der Vorsitzende des LC Rehlingen spricht von der 60. Ausgabe des Pfingstsportfestes seines Vereins, das am Pfingstsonntag, 8. Juni, im Rehlinger Bungertstadion ausgetragen wird. Zahlreiche Zuschauer und namhafte Gäste werden erwartet – wie der frühere Hammerwurf-Weltrekordler Karl-Hans Riehm (78,50 Meter), die Europameister Richard Ringer (Marathon 2022) und Christian Reif (Weitsprung 2010) oder die mehrfache deutsche Weitsprung-Meistern Bianca Kappler, die das Event kommentieren wird. Riehm, der seinen Weltrekord vor dann genau 50 Jahren auf spektakuläre Art und Weise beim damaligen Pfingstsportfest aufstellte, als er die alte Rekordweite in allen sechs Würfen übertraf, wird von den Veranstaltern begrüßt und offiziell geehrt.
Kappler kommentiert das Event
Thomas Klein meint mit dem „Besonderen“ aber konkret eine Sportlerin, die der Traditionsveranstaltung die Ehre erweist: die Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Weitsprung, Malaika Mihambo. „Nachdem Malaika bei uns schon zwei Mal über 100 Meter an den Start gegangen ist, sollte es in diesem Jahr schon ein Weitsprung-Wettkampf sein. Es ist gleich eine ganz andere Sache, sie mal in ihrer Spezialdisziplin zu sehen“, weiß Klein. Dafür wird an die Stelle, an der normalerweise die Stabhochsprung-Matte liegt, eigens eine mobile Weitsprung-Anlage aus Brandenburg angeliefert und von Helfern des Vereins aufgebaut. Die feste Weitsprung-Anlage des LC Rehlingen liegt in der Start-Ziel-Kurve, was für die Zuschauer wegen eingeschränkter Sicht „nicht sehr attraktiv“ sei. Zudem verläuft sie quer zur Laufrichtung und damit auch zur Ziel- und Gegengeraden. „Das ist nicht unbedingt das, was Weitspringer gerne wollen“, weiß Klein: „Deshalb ist ein so wertiger Wettkampf auf der Zielgeraden vor der Haupttribüne und der Zielkurve, wo die meisten Leute stehen, besser aufgehoben.“ Stabhochsprung hingegen entfällt in diesem Jahr. „Das funktioniert einfach nicht. Wir können nicht zwei Wettkämpfe parallel auf dem Rasen stattfinden lassen“, erklärt Klein.

Schweren Herzens musste der Speerwurf-Wettbewerb abgesagt werden. Umso bitterer, dass der Europameister von München 2022, Julian Weber, schon seine Zugabe gegeben hatte. Der Grund ist scheinbar banal: Das Gefälle des Rasenplatzes von der Mitte zu den Seiten hin ist zu groß. Bei 90 Metern um knapp 20 Zentimeter. Aufgefallen ist dies, weil der Verein, um den Silber-Status seines Events zu halten, seine Anlage vermessen lassen musste. Es hätte zwar ein Wettkampf stattfinden können, doch die dabei erzielten Weiten wären nicht offiziell anerkannt worden. „Ein Zentimeter in der Höhe macht einen Zentimeter in der Weite aus“, erklärt Klein und muss eingestehen: „Wir hätten den Rasenplatz auffüllen müssen, das übersteigt unsere Möglichkeiten.“ Schade, denn allein der Name von Julian Weber, der seine persönliche Bestleistung gerade erst Mitte Mai in Doha auf 91,06 Meter verbessert hat, „hätte schon viele Zuschauer gezogen. Er ist im Moment super drauf, und wenn die Verhältnisse passen, hätte er auch bei uns über die 90-Meter-Marke werfen können“, ist Klein sicher: „Aber auch Speerwurf allgemein ist eine für Zuschauer spektakuläre Disziplin, und es ist sehr bedauerlich, dass wir sie in diesem Jahr nicht anbieten können.“
Beim Kugelstoßen wird die deutsche Olympiasiegerin von Paris 2024, Yemisi Ogunleye, an den Start gehen und damit zum zweiten prominenten Zugpferd hinter Malaika Mihambo. Ogunleye wird sich wohl mit der jamaikanischen Vizeweltmeisterin von 2019, Danniel Thomas-Dodd, sowie der Vizeeuropameisterin von 2021, Fanny Roos aus Schweden, um den Sieg streiten.
Darüber hinaus werden zahlreiche Weltklasse-Athletinnen in Rehlingen starten, die nicht nur den beiden deutschen Aushängeschildern spannende Wettkämpfe bieten werden. Beispielsweise werden sich im Hochsprung der Frauen die mehrfache Deutsche Meisterin Imke Onnen und die Asienmeisterin von 2023, Kristina Ovchinnikova aus Kasachstan, mit dem estnischen Toptalent Karmen Bruus messen müssen. Über 100 Meter bekommen es die U23-Vizeeuropameisterinnen Boglárka Takács (von 2023) und Rani Rosius (2021) mit der starken Saarländerin Sina Mayer zu tun, die ebenfalls zu den Top-Favoritinnen des Feldes zählt. Über 800 Meter treffen die Äthiopierin Bendere Oboya (Ozeanienmeisterin 2019 über 400 Meter) und die Schweizerin Valentina Rosamilia (U20-Vizeweltmeisterin von 2020) auf Alica Schmidt, einen der Top-Stars der deutschen Leichtathletikszene. Über 400 Meter trifft die deutsche Hallenmeisterin und Nachwuchshoffnung Johanna Martin unter anderem auf die amtierende Ozeanienmeisterin Ellie Beer aus Australien und die deutsche Freiluftmeisterin Skadi Schier.
Auch Rekordhalter Rehm am Start

Bei den Männern wird es nicht weniger spannend. Insbesondere die Läufe sind mit einigen bekanten Gesichtern bestückt: Über 100 Meter trifft der Vorjahreszweite Simon Verherstraeten aus Belgien unter anderem auf Rikkoi Brathwaite von den Britischen Jungferninseln und Yupun Abeykoon aus Sri Lanka. Über 400 Meter werden sich der Brite Samuel Reardon und der Senegalese Cheikh Tidiane Diouf duellieren, über 400 Meter Hürden der deutsche Sieger aus den beiden Vorjahren, Joshua Abuaku, und der amtierende Deutsche Meister Emil Agyekum. Über die doppelte Distanz will James Preston, seines Zeichens vierfacher Neuseeländische Meister und Rekordhalter seines Landes, seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Unter anderem gegen den Silbermedaillen-Gewinner der Universiade 2023, Corentin Le Clezio aus Frankreich. Über 1.500 Meter trifft der WM-Vierte von 2022, Mario Garcia aus Spanien, auf den luxemburgischen Rekordhalter Charles Grethen. Beim 3.000 Meter-Hindernislauf will sich Vorjahressieger Samuel Duguna aus Äthiopien gegen den Italiener Osama Zoghlami (EM-Bronze 2022) und den WM-Achten von 2023, Jean-Simon Desgagnés (Kanada), beweisen müssen. Neben den schnellen Läufen dürfen sich die Zuschauer in Rehlingen auch auf einen der Top-Stars der Para-Leichtathletikszene freuen: Mit Markus Rehm wird der Weltrekordhalter im Para-Weitsprung an den Start gehen.
Die Vielseitigkeit der Leichtathletik an sich und eben das durch den Silber-Status (seit 2023) der World Athletics Continental Tour manifestierte hohe Niveau der Veranstaltung bringen für die Organisatoren immer neue Herausforderungen mit sich. Bisher konnten sie alle meistern. „Es ist noch immer unser großer Trumpf, dass wir auf eine so große Zahl von Helfern zurückgreifen können. Das ist auch die Grundvoraussetzung, ohne die wir das alles gar nicht stemmen könnten“, sagt Klein und ist dankbar für die vielen Ehrenamtlichen im und rund um den Verein. Der Silber-Status macht das Event bei zahlreichen Athletinnen und Athleten beliebt, Startplätze sind durch die Aussicht auf Punkte für die Weltrangliste sehr begehrt. Aufgrund der begrenzten Kapazität kann allerdings nicht jeder mitmachen, der es gerne möchte – was wiederum die Qualität des Teilnehmerfeldes erhöht.