Exakt 299 Designer stellten ihre Kollektionen für den Sommer 2024 in den vier Modemetropolen vor. Die überwiegend nachhaltigen und hochqualitativen Designs überzeugen mit elegantem Minimalismus und diskretem Chic.
Derzeit hat die Damenmode die saisonale Schnelllebigkeit etwas hinter sich gelassen. „Die vielleicht bemerkenswerteste Erkenntnis ist, dass Trends scheinbar nicht mehr die gleiche Macht haben wie früher“, so die treffliche Analyse des wie immer bestens informierten Fashion-Portals whowhatwear.co.uk, „es fühlt sich an, als ob das Schaffen von Trends um ihrer selbst willen der Vergangenheit angehören könnte.“ Statt knalligen Logos oder kräftigen Farben läuft alles etwas dezenter ab, Statement-Roben werden im Sommer 2024 einem diskretem Chic oder elegant-minimalistischen Looks weichen müssen. Laut der Mode-Plattform Net-a-Porter rangieren die Themenbereiche „New Luxury“ und „The Extraordinary Everyday“ inzwischen ganz oben auf der Fashion-Agenda. Sprich an Nachhaltigkeit und hoher Qualität der Bekleidung sollte kein Weg mehr vorbei führen. Das soll selbst für die Alltagskleidung gelten, die dadurch ebenfalls außergewöhnlich oder wahlweise auch mit einem sportivem Chic versehen werden kann. Letztlich dreht sich alles darum, die wesentlichen Elemente der täglichen Garderobe mit außergewöhnlichem Design und Stilsicherheit auf ein neues Niveau zu heben. „die Designer haben den Schnickschnack vor der Tür gelassen und dafür gesorgt, dass handwerkliches Können und gestalterische Fähigkeit in dieser Saison im Mittelpunkt stehen“, so whowhatwear.co.uk, „Von den Trends setzen viele die Trends der vorausgegangenen Saisons fort. Es wurden keine große Sprünge gemacht – was in Bezug auf unsere Bankguthaben und unsere Garderobe gut ist.“ Die wichtigsten Neuansätze in Kurzbeschreibung:
Micro
Wenn überhaupt von einem Haupttrend in der Sommersaison 2024 gesprochen werden kann, dann sind es gewissermaßen die Kurzgeschichten in Sachen Röcken und Shorts. Die Verwendung von noch weniger Stoff zum notdürftigen Verhüllen intimer Körperteile ist eigentlich kaum mehr möglich. Die logische Konsequenz war daher der komplette Verzicht auf Rock oder Hose, wie es Kendall Jenner medienwirksam in Szene gesetzt hatte, als sie sich in einem lediglich aus Pullover, Strumpfhose und Höschen bestehenden Look präsentiert hatte. Diesen No-Pants-Look hatten einige Brands wie Bottega Veneta (schwarzer Slip in Kombi mit T-Shirt), Schiaparelli oder Marni sogar auf den Laufstegen aufgegriffen. Bei anderen Marken wie Miu Miu, Victoria Beckham oder Stella McCartney hatten die Mini-Shorts oder die Mini-Röcke fast schon die Optik von Unterwäsche angepasst bekommen. Bleibt eigentlich nur noch anzumerken, dass es von Chanel, Versace oder Miu Miu auch salonfähige Mini-Röcke gibt. Und dass Brands wie Gucci, Prada oder Dolce & Gabbana auch alltagstaugliche Mikro-Shorts geschneidert haben.
Bermuda-Shorts
Nicht alle Designer haben sich für die Micro-Variante der Shorts entschieden. Weil es ja auch noch die Bermudas gibt. Bei Diesel etwas grungiger gestaltet, bei Dior mit einem durchsichtigen Oberteil, bei Miu Miu mit einem eleganten Blazer kombiniert.
Babydoll-Minis
Dank dem lockeren Schnitt zaubern die knappen Kleidchen eine tolle Figur. Zu bewundern etwa bei Gucci, Louis Vuitton oder Versace.
Bodysuits
Auch eine Möglichkeit, den No-Pants-Trend aufzugreifen. Auch wenn kaum eine Lady wie die Models von Alaia, Dior oder Victoria Beckham auf den Laufstegen nur in Bodysuits gehüllt auf die Straßen gehen dürfte.
Poloshirt
Das angesagte Tanktop der aktuellen Saison dürfte fraglos das klassisch-brave Poloshirt werden, so etwas wie die Ikone der Preppiness. Von Miuccia Prada für Miu Miu in die vorderste Reihe gerückt, von anderen Brands wie Dries Van Noten, Gucci, Loewe oder Carolina Herrera aufgegriffen. Wobei alternativ auch die Variante Rugbyshirt kombiniert mit passenden Shorts und Boat-Loafers auf den Catwalks anzutreffen war.
Schürzen
Das ist mal wirklich eine pfiffige Abwandlung klassischer Workwear in ein Fashion-Teil. Wobei vor allem die fast bodenlange schwarze Lederschürze von Christian Dior über einer weißen Bluse noch viel Kellnerinnen-Charme versprühen kann. Verspieltere Umsetzungen der Schürzen finden sich im Sortiment von Hermès, Max Mara, Courrèges oder MM6 Maison Margiela.
Schößchen
Ob jemand dieses verspielte Detail wirklich braucht, sei mal dahingestellt. Aber die Schößchen tauchen in etwas modernisierter und skulpturaler Umsetzung bei Brands wie Prabal Gurung oder Ulla Johnson tatsächlich wieder auf.
Bleistiftrock
Für eine gewisse Dosis Sexiness ist dieser Klassiker seit jeher bekannt, von daher kein Wunder, dass der Pencil Skirt wieder in Kollektionen wie denen von Saint Laurent, Alaia oder Gucci vertreten ist.
Hosen und high-rise
Während im vergangenen Jahr tiefsitzende Hosen, Jeans und Röcke mal wieder angesagt waren, geht es in Sachen Pants wieder deutlich aufwärts. Und zwar richtig in die Höhe. High-rise lautet die Devise bei Loewe, Louis Vuitton oder Saint Laurent. Und bestenfalls sollten die Hosen zusätzlich über eine lockere Silhouette mit weitem Beinschnitt verfügen (tolle Umsetzungen bei Bottega Veneta oder Dior).
Capri-Comeback
Noch ein weiteres ziemlich unerwartetes Revival, aber die knalleng geschnittenen Hosen konnten auf den Catwalks von Tory Burch, Blumarine oder Phillip Lim gesichtet werden.
Drapierte Kleider
Das Spiel mit Volumen lässt sich am besten mit drapierten Kleidern im Stil griechisch-antikischer Göttinnen umsetzen, wie es auch diese Saison wieder mal Marken wie Valentino, Loewe oder Alberta Ferretti unter Beweis stellen können.
Blusen und Hemden
Die Fashion-Expertinnen können sich nicht recht darüber einigen, ob die feminine Bluse (Louis Vuitton bis Givenchy) oder doch das eher maskuline Hemd (Max Mara bis Loewe) diese Saison bei den Oberteilen die Nase vorn hat.
Leder-Mania
Obwohl in der wärmeren Jahreszeit normalerweise leichtere Materialien angesagt sind, haben sich die Designer diese Sommersaison kein bisschen an diese Vorgabe gehalten. Leder steht voll im Rampenlicht mit Stiefeln, Hosen, Bermudashorts, Röcken, Kleidern, Blazern, Mänteln oder Jacken. An Farben ist alles möglich, allerdings tauchen neben klassischem Schwarz auch häufig Burgunderrot oder Taupe- und Grüntöne auf.
Trenchcoat
Der Inbegriff des Übergangsmantels bleibt auch dieses Jahr wieder komplett en vogue. Wahlweise oversized wie bei Balenciaga, die militärischen Wurzeln aufgreifend wie bei Saint Laurent, Max Mara oder Khaite oder als eleganter Ausgeh-Coat aus schwarzem Satin bei Dolce & Gabbana.
Transparenz
Der Blick auf nur notdürftig verhüllte Haut ist eigentlich längst kein Grund mehr für Aufregung. Doch nachdem die Designer in der Vergangenheit vor allem Oberteile oder Kleider transparent gestaltet haben (durchsichtige, weiße Dresses finden sich in Hülle und Fülle bei Labels wie Prada, Stella McCartney oder Gabriela Hearst), ist nun der Rock an der Reihe. Mutige, die auf jeden Fall ihr schönstes Höschen drunter tragen sollten, können sich am Beispiel der Models von Carven, Coperni oder Saint Laurent orientieren.
Schulterfrei oder One-Shoulder
Schulterfreiheit kann einem Pop-Top wie bei Louis Vuitton, einem Tageskleid wie bei Courrèges oder einer Ballrobe wie bei Balenciaga gleichermaßen einen ganz besonderen Reiz verleihen. Was die One-Shoulder-Variante betrifft, so weitet sich der Trend diese Saison von den Kleidern auch auf Hemden oder Blusen aus (Dior, Dries Van Noten oder Courrèges).
Sport-Chic
Statt unförmiger und bequemer Sportbekleidung, die lange Zeit die Alltagsmode geflutet hatte, kommt diese Saison ein neuer Touch ins Sportive hinein. Wobei es sich um hochwertige Einzelteile wie beispielsweise ein Kapuzen-Sweatshirt (Rokh oder JW. Anderson) oder ein Oberteil mit Reißverschluss (Gucci oder Johanna Parv) handelt.
Fransen und Polka Dots
Angesichts von Pradas Sommerkollektion, die von skulpturaler Schneiderkunst samt Etuikleidern mit Metallfransen und glänzenden Ösen bestimmt wird, prägten Redakteurinnen der „Vogue“ gleich die Bezeichnung der „modernen Flapper“. Aber soweit muss man verbal ja gar nicht ausholen, weil mit Hilfe von Fringes einem ansonsten schlichten Outfit eine peppige Textur verpasst werden kann. Wie es Brands von Jil Sander über Gucci bis Celine aktuell wieder vorgemacht haben. Aber auch das hübsche Pünktchen-Muster namens Polka Dots bleibt diese Saison ein Evergreen und ziert Kleider von Stella McCartney über Dolce & Gabbana bis hin zu Balmain. Und die rockigen Ösen, mal kleinere, mal größere Rundlöcher, die die kaum mehr auftauchenden Cut-Outs ersetzen, tauchen nicht nur bei Prada, sondern auch bei Moschino oder Jil Sander auf.
Blumen
Blüten in ihrer strahlenden Pracht sind für das Aufhübschen von Sommerkleidung wahrlich nichts Neues. Doch in dieser Saison haben sich manche Designer (beispielsweise Balmain) zu 3D-Blumeninszenierungen hinreißen lassen. Wobei die Rose der absolute Liebling der kreativen Köpfe ist (beispielsweise von Simone Rocha).
Farben
Neben der ungewöhnlich großen Vorliebe der Designer für Schwarz und Weiß (White Dresses gibt es wirklich en masse) sowie für Metallic-Töne, deren Verwendung in der warmen Jahreszeit ziemlich unüblich ist, stachen mit Rot in allen nur erdenkbaren Nuancen (am prägnantesten ein Kirschrot in den Kollektionen von Hermès, Miu Miu, Saint Laurent oder Versace und Blau, von Kobaltblau (Max Mara, Isabel Marant oder Givenchy) über Gletscher- bis Himmelblau, zwei Farben ziemlich hervor. Beige nicht zu vergessen, aber auch Gelb, Grün, Orange oder Lila (in Flieder oder Mauve; beliebt bei Emporio Armani oder Michael Kors) wurden vielfach verwendet.
Handtaschen
Je größer desto besser, so lautet das Motto in Sachen Handtaschen im Sommer 2024. Damit haben die Designer die Tragbarkeit und Alltagstauglichkeit auch auf die praktischen Mega-Bags ausgeweitet, in denen vom Laptop bis zur Make-up-Tasche alles problemlos seinen Platz findet. Labels wie Tibi oder The Row haben sogar Clutches im XXL-Format gestaltet.
Schuhe
Abgesehen von den Slingback-Heels, wie sie auf den Laufstegen von Saint Laurent, Gucci oder Phillip Lim zu sehen waren, geht der Damenschuhtrend des Sommers 2024 eindeutig hin zu Flats in allen möglichen Varianten. Besonders angesagt bleiben Ballerinas (Prada. Chanel, Fendi) oder auch Mary Janes. Bei Hermès gab es sogar sportliche Barfußsandalen zu bestaunen, Chanel setzte noch eine Flip-Flop-Variante obendrauf. Mal abwarten, ob die Damen den Designern in deren Abwendung von den Sneakers folgen werden.
Sockendebatte
Wenn es nach Brands wie Victoria Beckham, Givenchy oder Anteprima geht, dann gibt es keinen Grund mehr, über das Thema kniehohe Socken oder Nylons zu eleganten Pumps, schlichten Ballerinas oder Absatz-Sandalen zu diskutieren.
Getönte Sonnenbrillen
Rosarot wird sich die Welt beim Blick durch die angesagten Sonnenbrillen mit getönten Gläsern nicht gerade präsentieren können. Dafür Gelb bei den Sunglasses von Casablanca oder Rot bei den Modellen von Gucci.
Mega-Tropfenohrringe
Vor allem Saint Laurent und Schiaparelli ließen ihre Models mit übergroßen goldfarbenen Tropfenohrringen über den Laufsteg flanieren. Coperni oder Alexander McQueen hingegen kombinierten große Doppel-Kreolen-Manschetten mit baumelnden Statement-Ohrringen.