Schon mit sechs Jahren wurde er zum Elvis-Fan. Heute verkörpert keiner die Rock ’n’ Roll-Legende hierzulande besser als Nils Strassburg. Am 11. Mai präsentiert er in Berlin eine große Elvis-Show.
Zwar konnte Elvis Presley weder komponieren noch texten. Doch Gesang, Hüftschwung, Aussehen und Aura genügten, um die wohl größte Rock ’n’ Roll-Legende aller Zeiten zu werden. Über 700 Songs sang Elvis zu Lebzeiten ein. Etwa eine Milliarde Tonträger soll er weltweit verkauft haben. Presley zählt ohne Zweifel zu den kommerziell erfolgreichsten Künstlern aller Zeiten.
Zwar ist Elvis Presley (1935–1977) mittlerweile länger tot, als er lebte. Doch einer hält die Erinnerung wach wie kein Zweiter: Nils Strassburg aus dem schwäbischen Leonberg. Seit einem Elvis-Contest 2012 gilt er als bester Elvis-Interpret Deutschlands. Am 11. Mai kommt er mit Band und der atemberaubenden Show „The Musical Story of Elvis“ ins Berliner Tempodrom.
Wer den Süddeutschen schon mal sah, weiß, dass er keine billige Kopie, sondern die Verkörperung des „King of Rock ’n’ Roll“ ist. Dabei sieht er Elvis in natura nicht unbedingt ähnlich. Doch mit Bühnenaction, Charisma, Frisur und Outfits schafft er eine authentische Elvis-Interpretation. Dabei ist ihm eins wichtig: als Nils Strassburg aufzutreten! Ein Imitat zu sein, will er gar nicht erst versuchen. „Dann sind die Gefühle nicht echt. Und das ist ja gerade das, worin Elvis der Größte war: Er hat es geschafft, Gefühle so großartig zu transportieren. Also musste ich für mich den Weg gehen, so viel Gefühl und Echtheit in die Songs zu legen wie nur möglich. Dann komme ich ihm näher. Es würde mir schwer fallen, zu versuchen, eine Kopie zu sein.“
Mittlerweile tritt der Sänger unter anderem auch in Frankreich, Österreich und in der Schweiz auf. Dort, aber auch daheim in Deutschland, kam es schon vor, dass ihm weibliche Fans an die Wäsche wollten, etwa in der legendären Pariser Konzerthalle „Olympia“. „Da habe ich mir gedacht, wenn du das 200-mal im Jahr hast, dann musst du arg auf dich aufpassen und stark für dich sorgen“, gibt der Familienvater zu bedenken.
Nicht nur in Frankreich fiel ihm das junge Publikum auf, etwa ein Drittel der Fans seien unter 20 Jahre alt: „Viele kommen im Elvis-Shirt und sind sehr textsicher. Vielleicht schätzen sie, dass wir handgemachte Musik liefern, die Ursprünge des Rock ’n’ Roll eben. Ohne computerbasierte Rhythmen, dafür mit Live-Orchester. Dazu kommt der ganze Bombast der Show, die Breite an Emotionen, druckvolle Bläser.“ Im Norden und Osten sei man feierwütiger. Im Süden gebe es schon eine gewisse Erwartungshaltung, ganz nach dem Motto: „Na, nun macht erst mal“.
Angefangen hat bei Nils Strassburg alles im zarten Alter von sechs Jahren, als er Elvis bei einem Familienfest im Fernsehen sah (schwarz-weiß und ohne Ton). „Ich sah, wie Elvis als 20-Jähriger über eine Bühne robbte, was mich total faszinierte. Natürlich musste der Ton sofort angestellt werden.“ Klein-Nils nervte seinen Papa so lange, bis er ihm eine Elvis-Kassette kaufte, die fortan hoch- und runterlief. „Die Kassette habe ich heute noch“, erinnert sich der Musiker, der mit zehn Jahren einen Fanclub und mit zwölf eine Schulband gründete.

Doch Musik hätte er wohl nicht zum Hauptberuf gemacht – wäre da nicht Elvis und ein Geburtstag seiner Schwester gewesen. Die bat ihn, bei der anstehenden Feier mal den Elvis zu geben. „Ich dachte mir, machst du das mal. Meine Schwester musste sich schließlich jahrelang anhören, wie ich Elvis in meinem Zimmer gesungen habe. Das schlug dann solche Wellen, dass immer mehr Leute fragten, ob ich auf deren Geburtstag oder Hochzeit auftreten könne“, sagt Nils Strassburg. Der fing langsam an, sich Gedanken zu machen, ob er nicht doch ein, zwei Elvis-Songs auf der Bühne singt. So entwickelte sich das Ganze – bis hin zur heutigen Show.
In Gang kam die Karriere aber auch durch die frühere Band, die ihn einfach zum Wettbewerb „Bester Elvis-Interpret Deutschlands“ anmeldete. „Ich wollte das gar nicht, habe grundsätzlich mit solchen Contests Probleme. Ein paar wenige Menschen entscheiden, ob du gut oder schlecht bist. Wären Elvis oder andere Musiker von einer kleinen Jury abhängig gewesen, wären die vielleicht nie erfolgreich geworden“, sagt der Mann mit den strahlenden Augen. Doch letztlich nimmt er am Wettstreit teil und setzt sich gegen 180 Sänger durch.
Er redete auch mit Priscilla Presley
Zu Berlin hat Nils Strassburg schon deshalb einen Bezug, weil sein Vater von hier stammt. „Er ist gebürtiger Berliner und berlinert, ehrlich gesagt, nach wie vor ganz schön. Durch ihn hab’ ich die Stadt kennen- und lieben gelernt. Es ist eine City mit vielen schönen Ecken, aber auch viel Grün und Seen, beispielsweise im Grunewald. Am 11. Mai kommt mein Daddy natürlich ins Konzert“, sagt Strassburg, der 1975 in den USA geboren wurde, weil sein Vater dort zeitweise arbeitete.
Für ihn selbst bleibe an diesem Tag keine Zeit, Berlin zu erkunden. „Wäre eine Currywurstbude in der Nähe, würde ich vielleicht kurz rübergehen. Ansonsten steuere ich die Konzerthalle an, mache mich mit Bühne, Technik, Garderobe und Auftrittsbedingungen vertraut. Ich muss die Halle atmen, am besten auch den Hallenmeister sprechen. Ich stehe nicht nur zwei Stunden auf der Bühne, sondern an Konzerttagen um die zehn Stunden unter Strom.“ Übrigens ist das ein großer Unterschied zum realen Elvis, der es hasste, lange zu warten. Laut Zeitzeugen traf er erst kurz vor der Show ein und ging quasi vom Auto auf die Bühne.
Diese und andere Details erfuhr der Sänger bei einer US-Tour, die er als Contest-Gewinner antreten durfte. Auf den Spuren von Elvis traf er unter anderem dessen Ex-Frau Priscilla, Tochter Lisa Marie (1968–2023) sowie die Ex-Verlobte Ginger Alden, die Presley 1977 tot auffand. „So viel Input und so viele Kontakte: Das habe ich als Fan alles wie ein Schwamm aufgesaugt“, sagt Strassburg, der bei Stuttgart aufwuchs. Ist der Tournee-Stress vorbei, geht’s oft an den Bodensee. „Die ganze Region liebe ich: Wasser, Berge, guter Wein. Schon die zweistündige Fahrt von uns aus mit Blick auf die Alpen-Silhouette entspannt. Und vor Ort auf der Terrasse mit Panoramasicht auf den See, da wird’s noch besser.“
Wie lange die Show für den Schwaben noch weitergeht, könne er nicht sagen. Elvis starb mit 42 Jahren, ein Alter, das Nils Strassburg längst überschritten hat. „Ich fühle mich pudelwohl und fit. Es könnte also noch eine ganze Weile so gehen. Wie lange Popularität anhält, weiß man in unserer Branche nie. Ich nehme den Erfolg mit, lebe im Hier und Jetzt“, sagt der sympathische Gesprächspartner. Da er nicht als Elvis-Kopie, sondern als Nils Strassburg auftritt, ist ein Ende der Karriere überhaupt nicht abzusehen. Legenden wie Mick Jagger, Rod Stewart, Udo Lindenberg oder Howard Carpendale seien der beste Beweis dafür, dass die Reise auch auf der Bühne mit 70 oder 80 Lebensjahren längst nicht zu Ende sein muss.
Keine Frage, dass der beste Elvis-Interpret Deutschlands auch privat Elvis hört: „Das Schöne bei Elvis ist ja, dass er nicht nur eine Richtung gemacht hat. Seine mehr als 700 Songs reichen von Country über Blues und Rock ’n’ Roll bis hin zu Gospel. Da finde ich immer etwas. Elvis ist mein ständiger Begleiter durch alle Tiefen und Höhen.“