In Kleinblittersdorf fand Ende Juni wieder einmal das Biosphärenfest statt. Insgesamt 107 Aussteller verteilten sich in den Straßen, Sträßchen und Gassen der Gemeinde an der deutsch-französischen Grenze.

Wenn man in Kleinblittersdorf über die Freundschaftsbrücke nach Großblittersdorf geht, erreicht man gleich an der Saar das Café „CÔté Canal“ – ein beliebter und genussvoller Ort für Franzosen und Deutsche. Auch sie waren mit einem geschmackvollen Stand – einer von insgesamt 107 von diesseits und jenseits der deutsch-französischen Grenze – beim diesjährigen Biosphärenfest in Kleinblittersdorf vertreten. Das diesjährige Angebot auf dem Biosphärenmarkt deckte unzählige Themen ab, die Feinschmecker, aber auch Menschen, die zukunftsfähige Entwicklungen betreiben, interessieren.
Sehr gut fand ich auch, dass auch die örtlichen Vereine im Sinne der Veranstalter mitmachten. So geht Zukunft! Und überall ging es um lokale Produkte. Ich kann hier gar nicht alles aufzählen, was ich bemerkenswert fand. Einfach toll! So bot beispielsweise der Dorf-Verein Erfweiler-Ehlingen Biosphären-Pommes mit verschieden Dips an. Angereist bin ich mit der Saarbahn von Saarbrücken, wie die Veranstalter es vorschlugen. Die Fotografin ebenfalls, allerdings noch mit Fahrrad, um die Ausrüstung zu transportieren. Alles ganz entspannt und ohne Parkplatzsuche.
Fest erfreute sich großen Zuspruchs

Und so schlenderten wir vom Bahnhof aus durch die Gassen der Gemeinde und waren hoch erfreut, was wir alles sahen. Ich war wirklich überrascht von der Breite des Angebots, das nicht nur Kulinarisches zu bieten hatte. An Stand 7 etwa präsentierte sich die Kalksteingrube Auersmacher, die einer Tradition von 1936 folgend einen Rohstoff abbaut, der ökologisch, naturverbunden und umweltschonend ist. Und den die saarländische Stahlindustrie braucht zur Herstellung von grünem Stahl. Das Angebot war wirklich riesengroß, und es war kein Zufall, dass unser erster Halt bei Biohonig Wenzel war. Die Fotografin wollte sich mit Honig für daheim eindecken. Gegessen haben wir beim Demeter-Betrieb Wintringer Hof: Dibbelabbes mit Apfelmus, das aus eigenen Äpfeln gemacht war und richtig gut schmeckte.
Und so ging es weiter. Wir unterhielten uns lange mit unterschiedlichen Händlern, etwa mit Luxusgut, der feinen Bio-Genussmanufaktur. Oder mit der Bliesgau Öl- und Senfmühle Berghof-Einöd. Wir tranken bei Herz und Heimat aus St. Ingbert deren fantastisches Bier und zogen immer weiter. Für mich hätte der Markt drei Tage lang dauern können, so viel hätte ich noch probieren können und wollen. Unterwegs kam uns der Landrat des Saar-Pfalz-Kreises entgegen, Theophil Gallo. Er erzählte uns zufrieden: „Die Biosphärenregion Bliesgau ist angekommen bei den Menschen. Das zeigt auch der Zuspruch bei dem Fest. Es zeigt aber auch die deutliche Zunahme bei den Partnerbetrieben. Wir haben inzwischen mehr als 60 Partnerbetriebe.“

Auf der Bühne wurden neue Partnerbetriebe mit Urkunde begrüßt. Und Birgit Grauvogel von der Tourismuszentrale Saarland erklärte: „Das Biosphärenreservat als Modellregion ist für uns für nachhaltiges Leben, Wirtschaften und Handeln ein wichtiges Thema. Auch aus touristischer Sicht!“
Dazu muss man wissen, dass die Biosphäre Bliesgau 2023 beim Bundeswettbewerb „Nachhaltige Tourismusdestinationen“ gegen die Sächsische Schweiz und das Allgäu gewonnen hat und damit das nachhaltigste Reiseziel Deutschlands ist. Nochmals herzlichen Glückwunsch dazu!
Auch Peter Gillo, der noch amtierende Regionalverbandsdirektor, betont: „Das Biosphärenfest ist ein wunderbares Fest mit vielen regionalen, kulinarisch hochwertigen Angeboten. Ich habe auch eben in meiner Begrüßungsrede darauf hingewiesen, der Sinn der Biosphäre ist das Leben im Einklang mit der Natur.“

Wir schlendern weiter. Neben der Metzgerei Schwitzgebel entdecke ich das Weinbauteam Reinheim. Das interessiert mich sehr. Also nix wie hin. In meinem Buch „Grenzenlose Genusstipps entlang der Saar“ habe ich bereits einiges zu diesem Thema geschrieben und an die Vision vom viel zu früh verstorbenen Sommelier Klaus Ruffing erinnert: „Schon andere Dimensionen hat diese Geschichte aber im Bliesgau. Dort läuft seit Jahren eine ernsthafte Entwicklung mit dem Blieswein. Ich möchte in diesem Buch deshalb an Klaus Ruffing erinnern. Er verstarb leider viel zu früh.“ Klaus Ruffing war Unternehmer, Dozent und Sommelier. Er stammte aus Blieskastel, deshalb lag es ihm am Herzen, eine Entwicklung des Weinbaus im Bliesgau anzuschieben. Hinterlassen hat er uns eine wunderbare Dokumentation mit dem Titel „Weinregion Bliesgau und Obere Saar – die Wiederbelebung des professionellen Weinbaus“.
Darin beschrieb er Historie und Visionen, dokumentierte Zeitzeugnisse und beschrieb den Anfang des Weinbaus vor Ort. Der Sommelier, der so vielen Menschen die Welt des Weins näher brachte, schrieb: „Als historisch verbürgtes Weinanbaugebiet mit über 700-jähriger Geschichte haben Bliesgau und Obere Saar das Potenzial, bei entsprechender Wiederbelebung dieser Tradition, wieder zum beliebten und bekannten Weinanbaugebiet zu werden. In den letzten Jahren gab es bereits zahlreiche Initiativen engagierter Weinliebhaber, die im Bliesgau und der Oberen Saar bisher nebenberuflich, ihren eigenen Wein erzeugen. So zum Beispiel die Weinbaufreunde im Bliesgau e. V. in Reinheim.“
Kulinarische Weinwanderung

Er prägte auch den Namen „Blieswein“. Klaus Ruffing hatte dabei eine weitere Vision: ein grenzüberschreitendes Weinbauprojekt! Er plante: „Eine noch größere Strahlkraft und Leuchtturmwirkung kann das Projekt einnehmen, wenn es von Beginn an grenzüberschreitend als deutsch-französisches Weinbauprojekt durchgeführt wird.“
Der Bliesgau ist eine historisch verbriefte Weinbauregion. Der älteste Beleg stammt aus dem Jahre 1241. Er bezieht sich auf die Schenkung eines Weinbergs bei Bliesmengen-Bolchen an das Kloster Wörschweiler. Schriftstücke aus 1525 belegen zum ersten Mal die Anlage eines Weingartens in Reinheim. Im Jahre 1927 sind noch fünf Weinbergbesitzer in Reinheim dokumentiert. Doch der kalte Winter 1927/28 beendete wohl die Ambitionen der Reinheimer Winzer. Dazu gab es günstige Importe aus Frankreich. Heute lässt sich noch an Straßennamen der Weinbau in Reinheim erkennen: Rebenstraße, Rebenklamm oder Reben am Nussbaum.

2013 gründete sich dann das Weinbauteam Reinheim. Mit Unterstützung des Winzermeisters Ralf Steffen aus Trittenheim ging man das Projekt Blieswein an. Das Team pflanzte Reben zwischen Reinheim und Gersheim. In mühevoller Handarbeit wurden 918 Reben der Sorte Sauvignon Blanc angepflanzt, prädestiniert für den dortigen Boden aus Kalkmergel. Diese Rebe stellt hohe Anforderungen an Boden und Klima. Sie bevorzugt warme, möglichst tiefgründige Böden mit guter Wasserspeicherfähigkeit und einem hohen Kalkgehalt. Beides ist im Bliesgau vorhanden.
2016 konnte das Team die erste Ernte einfahren. Kurz später trank ich diesen Wein zum ersten Mal im „Wintringer Hof“ und war überrascht, wie gut der Blieswein schmeckt. Seit 2017 findet am ersten Wochenende im September für Interessierte eine kulinarische Weinwanderung rund um Reinheim statt. Dieser Sauvignon Blanc fand mittlerweile seinen Weg in die ambitionierte saarländische Gastronomie.
Durch diesen Erfolg bestätigt, pflanzte das Weinbauteam Reinheim 2019 einen zweiten Weinberg an: 2.200 Rebstöcke der Sorte Weißburgunder, ebenfalls unter der Federführung von Winzermeister Ralf Steffen. Alles mit naturnahem und ökologischem Anbau. Neben dem Wein machen sie aus den Trauben der Rebe Sauvignon Blanc noch einen Marc aus dem Holzfass.
Auf dem Heimweg besuche ich noch die Bliesgau Ölmühle Gut Hartungshof. Patric Bies betont: „Unser wichtigstes Fest im Jahr!“ Zum Abschluss gönnte ich mir noch bei „Henry’s Eismanufaktur“ ein Eis und schlenderte zufrieden zurück zur Saarbahn.