Der Name ist außergewöhnlich, Geschichte und Konzept dahinter auch. Die „Glasbiermetzgerei“ in St. Ingbert setzt auf Burger, Würste und Craft Beer, alles selbst gemacht. Auch das ist außergewöhnlich – außergewöhnlich gut.
Heute führt mich mein Weg nach St. Ingbert in die dortige „Glasbiermetzgerei“. Wohin bitte?, wird sich der eine oder andere nun fragen. Nun, den eher ungewöhnlichen Namen erklärt mir Besitzer Oliver Muskalla: „Burgerläden sind ja nicht die neueste Erfindung, und Imbissbuden gibt es ja auch schon lange. Die Idee war, mein Bier von ,Herz und Heimat‘ in der Innenstadt von St. Ingbert zu präsentieren. Toller Imbiss, Burger und Würste sowie unser besonderes Bier, unser handgemachtes Craft-Bier.“ Der Name sei eine alte Geschichte, erzählt er weiter. „Als ich jung war, etwa 13, trank ich meine ersten Gespritzten in meiner damaligen Stammkneipe. Ein Kellner dort erzählte immer dummes Zeug. Und er sprach immer von der Glasbiermetzgerei, die er später mal eröffnen wolle. Okay, das habe ich dann eben in der Fußgängerzone von St. Ingbert gemacht.“
Fünf Sorten Bier am Zapfhahn
Hier gibt es frisch gezapftes Bier, am Hahn meistens fünf Sorten, die jahreszeitlich variieren, und dazu Burger, Würste und Vegetarisches. Die frischen Brötchen stammen von der Bäckerei „Brot & Sinne“. Und die Hausbiere gibt es in der Flasche auch zum Mitnehmen. Kurz erklärt: Muskalla betreibt die „Glasbiermetzgerei“, für Feinschmecker das „Bistro Krempels“ und braut sein eigenes Craft Beer. Langeweile kennt er nicht.
Muskalla braut auf dem ehemaligen Heckel-Stahlguss-Gelände in Rohrbach. Stahl wird hier schon lange nicht mehr produziert, dafür eben jetzt Bier. Im Jahr 2022 ist er hierher gezogen, da der Platz in der alten Braustätte auf dem ehemaligen Gelände der Becker-Brauerei zu klein wurde. Die Idee, ein Bier zu machen, lag für Oliver als Gastronom natürlich auf der Hand. Er testete in der Vergangenheit Biere kleiner Craft-Beer-Brauereien und entschloss sich dann 2017, selbst zu brauen.
Ich verfolge dies schon seit dieser Zeit. Sein erstes Bier hieß „Weisgerber“, lokal verbunden und verwurzelt in St. Ingbert, sozusagen als Verbeugung vor dem großen Maler der Stadt, Albert Weisgerber. Dann folgte „Bernsteinweizen Ludwig“ mit Zitrusnoten, das vor allem im Sommer sehr gut ankam. Der Name ist zwar angelehnt an die bayerische Tradition, in diesem Fall aber eine Verbeugung vor Olivers Großvater. Das dritte Bier wurde dann etwas progressiver. Die Craft- Beer-Szene trinkt gern Pale Ale, auf Deutsch blasses Bier. Hell, kupferfarben und obergärig. Kalt gehopft, dadurch gehen Fruchtnoten in das Bier über. Es heißt hier im Hause „Kronprinz“.
Das nächste Bier wurde von den St. Ingbertern gefordert – ein herbes Pils. Im Charakter wie einst „Beckers Extra“ mit einem leicht zitronigen Abgang. Es heißt „Nicos“, als Verbeugung vor Nico Becker, dem letzten Besitzer der Becker-Brauerei. Und so hat die kleine Brauerei schon so einiges präsentiert, oft auch im Lauf der Jahreszeiten. Fragen Sie einfach vor Ort, was aktuell ansteht. Mir schmecken das Helle und das Export sehr gut. Nachdem die Brauerei seit einiger Zeit immer bekannter wurde, stieg auch die Nachfrage. Bei der Metzgerei Schwamm und Saar-Lor-deLuxe in Saarbrücken ist es vorrätig, in zwei Rewe-Märkten in St. Ingbert, bei Edeka in Blieskastel, bei Pieper in Saarlouis auch. Ebenso in Schneiders Getränkewelt in Saarlouis. Da die Brauerei Partner der Biosphäre Bliesgau ist, findet man ihr Bier auch überall, wo es das „Bliesgauregal“ gibt.
Einfaches Konzept, bezahlbare Preise
Oliver Muskalla ist schon seit vielen Jahren Koch und Gastronom. Das spürt man auch im „Bistro Krempels“, er überlässt schlicht nichts dem Zufall. Er hatte Läden in St. Ingbert, fünf Jahre lang die „Tante Maja“ in Saarbrücken, in Sengscheid war er fünf Jahre im „Gasthaus Fath“ und dann acht Jahre im „Sudhaus“ St. Ingbert. Im besonderen „Bistro Krempels“ ist es immer voll. Oliver und seine Crew machen das sehr gut und ich werde bald auch dort mal wieder auftauchen. Seine Küche ist wohl durchdacht, die Produkte sind frisch. Hier wird alles handgemacht – ein unschlagbares Argument, um dort einmal vorbeizuschauen. Ohne Tischreservierung geht es aber nicht.
Nun aber zur „Glasbiermetzgerei“. Ich schaue dort an einem Donnerstag im Juni gegen 13 Uhr vorbei und bin schon etwas erstaunt, wie voll es um diese Zeit hier ist. Überwiegend junge Menschen, aber auch ein paar Ältere. Das Angebot entspricht wohl dem Geschmack der Gäste. Ich sehe ein Schild: „Selbstbedienung“ und sehe dann, dass das Essen zwar an den Tisch gebracht wird, aber jeder hinterher selbst abräumt. Und das klappt bestens. Ich lese: Burger, Side Dishes, Salat-Bowls, Würste und Extras.
Oliver Muskalla erklärt seine Idee dahinter: „Für den Gastronomen hat das hier Erfolg, weil es ein simples Konzept ist und Personalkosten zurzeit ein großes Thema sind. Gleichzeitig suchen die Leute Läden, die für sie bezahlbar sind. Auch ohne große Reservierung. Wenn du einen Burger mit Pommes isst für 12 Euro und ein Bier dazu trinkst, das klappt. Dieses locker-leichte Konzept wird von Jung und Alt gerne angenommen.“
Personalprobleme? Er lächelt und sagt, er habe schon relativ früh auf neue Wege gesetzt. Er habe beispielsweise schon länger Auswanderer aus Syrien im Geschäft und das klappe sehr gut. Sein Koch Amar ist bereits sieben Jahre bei ihm. Ohne Amar laufe hier gar nichts, betont Muskalla. Dazu im Service zwei ganz sympathische junge Männer: Osama und Anil. Als ich bei dem Namen Osama etwas verdutzt schaue, sagt er: „Osama ist die Waffe der ,Glasbiermetzgerei‘ mit viel Freundlichkeit!“ Das kann ich bestätigen, denn Osama hat mich heute empfangen. Und auch Anil, der mich bedient, liefert einen tollen und freundlichen Service ab.
Am Nebentisch sitzen eine Frau und zwei Jugendliche. Sie sagt zu mir: „Mein Sohn Luca ist großer Fan der ,Glasbiermetzgerei‘. Und jetzt ist die Mama auch auf den Geschmack gekommen.“ Tochter Mila bestätigt: „Alles gut hier!“
Bier zum Mitnehmen – für den Abend
Dieses Konzept ist wirklich durchdacht und handwerklich auf hohem Niveau. Jede Woche stellen sie hier etwa 60 Liter Grundsauce her. Daraus wird dann beispielsweise Currysauce gemacht, mit dem besten Ketchup, den es gibt. Dieser hat 70 Prozent Tomatenanteil und kostet das Vierfache eines normalen Ketchups. Sie machen auch Avocado-Salsa, Kräuterbutter und Mango-Chutney selber. Und sie stellen ihre eigenen veganen Pattys für die Burger her. Grundbasis dafür sind Haferflocken. Und all diese Anstrengungen kann man schmecken! Ein halbes Jahr experimentierten Amar und Oliver für die Fleischmischung der Burger: „Wie oft die Fleischteile etwa durch die Lochscheibe gehen. Mit welchem Durchmesser, mit welchem Fettanteil. Natürlich nehmen wir nur testosterongesteuerertes Bullenfleisch und machen unsere Burger zu den Besten im Saarland.“
Der Laden füllt sich immer mehr. Ich bestelle mir eine weiße Currywurst mit Pommes frites. Mit einer unschlagbaren Sauce! Zuerst trinke ich ein Helles, dann noch ein Export. Genau in dieser Reihenfolge ist es richtig, denn das Helle ist leichter vom Geschmack. Um mich herum sind alle am Essen. Es kommen auch immer mehr ältere Menschen in oder vors Lokal, denn drinnen läuft Musik, was wohl nicht jeder so mag. Die Stimmung ist prächtig und der Fotograf schwört auf den Burger – kein Wunder, der schmeckt hier richtig gut.
Die Kellner haben alles im Griff, obwohl sie bereits draußen für das am nächsten Tag beginnende Stadtfest aufbauen. Immer mehr Gäste kommen, als wollten einige das Stadtfest bereits einen Tag früher einläuten. Ein tolles Erlebnis und es hat mir richtig gut geschmeckt! Bevor ich gehe, kaufe ich mir noch Bier zum Mitnehmen, für den Abend.