Eine Buch-Biografie, sagte Marius Müller-Westernhagen in der Vergangenheit, wolle er nicht veröffentlichen. Umso überraschter war man, als im vergangenen Jahr ein Buch über den erfolgreichsten deutschen Musiker der 90er angekündigt wurde. Würde Müller-Westernhagen jetzt doch seine Meinung geändert haben? Nein! Eine klassische Biografie mit Namensregister, Zeitleiste und vielen bunten Bildern ist dieses Porträt nicht. Bestseller-Autor Friedrich Dönhoff („Die Welt ist so, wie man sie sieht“) traf sich für das mit 250 Seiten recht schmale Werk mit dem Musiker und Schauspieler und sprach mit ihm mehrere Wochen über dessen Leben.
Dies verarbeitete er zu einer Mixtur aus Bericht und Interview, garniert mit einigen Songtexten, aber ohne Fotos im Innenteil. Und obwohl das Porträt mit einem Rückblick auf einen der denkwürdigsten Auftritte Müller-Westernhagens beginnt – das Stadionkonzert 1995 in Köln – wird diese Superstar-Zeit im Folgenden höchstens angekratzt. Wer Informationen über Mega-Hits wie „Sexy“ oder „Willenlos“ erwartet, wird enttäuscht. Dafür gibt es eine Zeitreise in Müller-Westernhagens Kindheit und Jugend, von seinen künstlerischen Anfängen bis hin zum musikalischen Durchbruch mit dem Album „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ (1978). Dies alles gepaart mit deutscher Zeitgeschichte. Eine spannende Lektüre, die Müller-Westernhagen-Neulinge ebenso interessieren dürfte wie Alt-Fans, denn auch Letztere erfahren einiges Neues. Und dass der öffentlichkeitsscheue Musiker kurz über seine gescheiterte Ehe spricht, überrascht obendrein: Private Fragen ließ er in der Vergangenheit oftmals gar nicht zu. Ausschließlich rückblickend ist das Porträt dann übrigens doch nicht: Müller-Westernhagen gab Dönhoff während der gemeinsamen Arbeit auch Einblicke in die Aufnahmen seines aktuellen Albums „Das eine Leben“. Eine Tour, verriet er kürzlich, wird es dazu nicht geben. Das Buch stellt er aber bei einigen Gelegenheiten 2023 „live“ vor.