Stefan Kutkowski ist ein Profi für Witze. Der 63-jährige Saarländer steht als „Witz vom Rocker“ regelmäßig deutschlandweit auf der Bühne.
Sogar im Schlaf fallen Stefan Kutkowski Witze ein. Einmal wachte er nachts auf und dachte an einen Eskimo. Einfach so. Den Gedanken verarbeitete er sogleich zu einem Witz. Und der geht so: Ein Kannibale geht in einen Feinkostladen und verlangt drei Eskimos. Die Verkäuferin fragt erstaunt, wozu er die Eskimos brauche. „Ich bekomme Besuch und will ein kaltes Büfett machen“, antwortet der Kannibale. Kaum hat Kutkowski den Witz zu Ende erzählt, beginnt er herzhaft zu lachen. „Das ist meine Medizin“, versichert der 63-Jährige, der in der Nähe von Saarbrücken wohnt. Die gute Laune ist ansteckend. „Ich möchte die Leute zum Lachen bringen“, sagt Stefan Kutkowski. Und er betont: „Der Witz ist ein Kulturgut.“ Natürlich erfindet er nicht alle Gags selbst. Deshalb hat er immer etwas zum Schreiben griffbereit, um Witze, die er aufschnappt, zu notieren. Etwa 1.000 Witze hat er im Kopf. Schon als Jugendlicher strapazierte er die Lachmuskeln der Mitschüler. „Kennst du schon den Neuesten?“, lautete die Standardfrage bei der Begrüßung der Freunde. Einmal erzählte er am Lagerfeuer einen Witz nach dem anderen – von acht Uhr abends bis drei Uhr in der Nacht.
Zu Beginn der Corona-Pandemie begann Kutkowski, seine Witze im Internet zu präsentieren. Zunächst gab es nur einige Klicks, dann folgten immer mehr Aufrufe. Der Comedian wurde für Geburtstage und Firmenfeiern engagiert. Inzwischen sind auch das Radio und das Fernsehen auf ihn aufmerksam geworden. Sein Management hat eine Tour organisiert. Als „Witz vom Rocker“ steht der Saarländer auf der Bühne. Dabei immer an seiner Seite: Kumpel Horst Schneider. Der „wunderbare Horst“ – wie ihn Stefan Kutkowski liebevoll nennt – spricht aber nur wenig. Mit ihrem Programm „Bruuudaal“ sind die beiden deutschlandweit in 16 Städten aufgetreten.
Zurzeit schreibt Kutkowski an einem neuen Programm. Der Titel: „Kann Spuren von Sexismus enthalten“. Dem Komiker gefallen Witze, die den Zuhörer auf eine falsche Fährte locken und dann eine unvorhergesehene Wendung nehmen. Oft gilt für seine Gags aber auch: In der Kürze liegt die Würze. Ein guter Witzeerzähler muss selbst Spaß haben, weiß der Experte. Nur dann springt der Funke aufs Publikum über. Gern tritt der Comedian zusammen mit anderen Unterhaltungskünstlern auf – mit dem elfjährigen Nachwuchszauberer Thore Bärenruhe und der Band Mizzies. Unter dem Motto „Magie, Musik und Witz“ stehen im Herbst und im Winter wieder einige gemeinsame Shows auf dem Programm. Seine Witze reißt Stefan Kutkowski ausschließlich in saarländischem Dialekt. Der wird praktisch in der ganzen Republik verstanden. „Ihr redet ja wie der Dudenhöffer“, stellte ein Besucher in Münster fest. In Bremen wurde er an einer Imbissbude erkannt, zu Hause sprechen ihn Leute beim Metzger oder beim Bäcker an.
Arbeitet auch im Familienbetrieb
Einmal meldete sich sogar ein Erotikshop-Betreiber und schenkte ihm eine Gummipuppe. Er hatte Kutkowskis Witz über das aufblasbare Sex-Spielzeug gehört. Und der geht so: In einen Sexshop sucht der „Witz vom Rocker“ vergeblich nach der gewünschten Gummipuppe. Der Verkäuferin erklärt er, dass er unbedingt ein gebrauchtes Modell brauche. „Warum denn das?“, fragt die Angestellte. Das sei doch schrecklich unhygienisch. Doch der Kunde lässt nicht mit sich reden: „Ein bisschen Erfahrung sollte sie schon haben.“ Die Puppe wurde inzwischen auf den Namen Zamantha getauft, auf der Bühne ist sie immer mit dabei. Vermutlich so lange, bis aus der Beziehung die Luft raus ist.
Stefan Kutkowski ist nicht nur Witzeerzähler, sondern auch Motorradliebhaber und Musiker. Mit 13 Jahren begann der Junge, in einer Band Schlagzeug zu spielen, zwei Jahre später bekam er ein Mofa. Sein Lerneifer in der Schule hielt sich in Grenzen. „Ich war sehr faul“, erinnert sich Kutkowski. Nach dem Abitur folgte er dem Rat der Mutter und lernte einen „anständigen Beruf“. Er machte eine Ausbildung zum Technischen Zeichner, anschließend packte er noch ein Maschinenbaustudium drauf. Kutkowski arbeitet im Saarbrücker Familienbetrieb. „Wir schleifen Werkzeuge für die Automobilindustrie“, erklärt der Außendienstmitarbeiter. Mit den Kunden und Geschäftspartnern führt er nicht nur Fachgespräche. Manchmal streut er einen neuen Witz ein, um die Wirkung zu testen. Stefan Kutkowski alias „Witz vom Rocker“ engagiert sich auch sozial, er unterstützt das Kinderhospiz- und Palliativteam Saar.
Mittlerweile ist er nicht mehr als Drummer unterwegs, die Schlagzeugstöcke hat er an den Nagel gehängt. „Aber die Trommel habe ich immer noch dabei“, scherzt er mit Blick auf seinen Bauch. Seine beiden anderen Leidenschaften – Witze erzählen und Motorrad fahren – sind aber geblieben. Mit 18 Jahren kaufte er sich eine Yamaha XS 400. Im Laufe der Jahre wurden die Maschinen immer schneller. Heute gibt der Biker mit seiner MV Agusta auf der Autobahn Gas. Zum entspannten Cruisen eignet sich die Harley-Davidson. Ob flott oder gemütlich: Stefan Kutkowski genießt die Freiheit auf zwei Rädern. Wenn ihm der Fahrtwind um die Nase weht, vergisst er die Alltagssorgen.
Seine Motorräder stehen in einer kleinen Halle. Der Raum erinnert eher an ein Wohnzimmer als an eine Garage. Neben den Maschinen lädt die Couchgarni-tur zum Entspannen ein, ein Teppich sorgt ebenfalls für Wohlfühlatmosphäre. „Es ist eigentlich eine Herrenbude nur für Männer“, erklärt Kutkowski. Er versichert, dass die FORUM-Fotografin die erste Frau ist, die die heiligen Hallen betritt. Stimmt aber wohl nicht ganz. In der Ecke sitzt Zamantha, die Gummipuppe. Solange er körperlich fit ist, wird er weiter Motorrad fahren. Vielleicht erfüllt er sich irgendwann noch seinen großen Traum: Mit einem Freund möchte er auf der legendären Route 66 quer durch die Vereinigten Staaten von Amerika fahren. Eskimos wird Stefan Kutkowski auf der Motorrad-Tour wohl eher selten treffen. Einen weiteren Witz mit den Bewohnern der Polarregion hat er aber noch parat. Und der geht so: Als zwei Eskimos von der Jagd zurückkommen, ist ihr Iglu verschwunden. „Ich habe das Bügeleisen angelassen“, sagt einer der beiden.