Vor zehn Jahren verstarb mit Joachim „Blacky“ Fuchsberger eine der größten Legenden des deutschen Films und Fernsehens der Nachkriegszeit. Mit seinen Edgar-Wallace-Streifen war er zu einem Leinwand-Helden geworden, mit seinen späteren Spiel- und Talkshows zu einem Publikumsliebling.
Zu seinem 80. Geburtstag hatte sich Joachim Fuchsberger, der von Freunden und Fans meist nur liebevoll „Blacky“ genannt wurde, als „Saurier“ bezeichnet. Er betrachtete sich selbst als einen „der letzten Überlebenden der Garde, die mit der Entstehung des Fernsehens verbunden“ war. Als er sieben Jahre später mit 87 Lenzen am 11. September 2014 in seinem Haus in Grünwald bei München verstarb, nahm die „FAZ“ in ihrer Würdigung des beliebten Schauspielers und TV-Moderators Bezug auf Fuchsbergers Fernsehsaurier-Selbsteinschätzung. „In ihm verliert die klassische, rundum familienkompatible Fernsehunterhaltung der 50er- bis 80er-Jahre ihren letzten alten Meister. Frankenfeld, Rosenthal, Thoelke, Lembke, Kulenkampff, Carrell und nun Blacky: alle tot. Ihre Sendungen aber sind so schnell nicht totzukriegen.“
Fuchsberger war einer der letzten Grandseigneurs der TV-Unterhaltung in deutschen
Landen. Nicht immer unumstritten, was vor allem für seine Auftritte als Talk-Master galt. Kritiker warfen ihm immer wieder einen unkontrollierbaren Hang zu „verbalen Entgleisungen“ vor und titulierten ihn laut ARD gelegentlich als „einen ungalanten Grobian“. Seiner Popularität beim Publikum und den hohen Einschaltquoten tat dies aber kaum einen Abbruch. Auch als Schauspieler hatte es Fuchsberger zu einer lebenden Film-Legende geschafft, galt als einer der letzten Großen des deutschen Nachkriegskinos. Er selbst hatte seine mimischen Fähigkeiten auf der großen Leinwand stets eher kleingeredet. Es gebe in diesem Genre „Schauspieler, Darsteller und Komödianten“, sagte er. „Ich gehöre zu den brauchbaren Darstellern.“
Was mangels jeglicher Schauspiel-Ausbildung allerdings auch schon bemerkenswert war und sich auch bei seinen zahllosen Theater-Engagements, die er fast bis zu seinem Lebensende wahrgenommen hatte, bewundern ließ. Sein Schauspiel-Kollege Dieter Hallervorden bescheinigte „Blacky“ eine „unglaubliche Ausstrahlung“, die für den beruflichen Erfolg Fuchsbergers viel wichtiger gewesen sei als dessen beneidenswertes gutes Aussehen. „Sicherlich hat ihm das geholfen. Ich glaube aber, dass das Aussehen in dem Fall nicht so entscheidend war. Dieser Mann hätte Karriere auch mit einem anderen Gesicht gemacht, weil er einfach in diesen Beruf verliebt war, weil er eine unglaubliche Ausstrahlung hatte und gleichzeitig immer perfekt vorbereitet war.“
Auch als Buchautor sehr erfolgreich
Der „Tausendsassa“, wie ihn die „FAZ“ nannte, konnte aber auch fern der TV-Mattscheibe oder Kino-Leinwand punkten. Obwohl er kein gelernter Journalist war, erarbeitete er für die ARD als Dokumentarfilmer 20 Folgen einer zwischen 1988 und 2005 ausgestrahlten persönlichen Reportagereihe „Terra Australis“, mit der er dem deutschen Fernseh-Zuschauer die Schönheiten Down Unders und vor allem der Insel Tasmanien näher brachte. Ab 1983 hatte er dort eine zweite Wahlheimat gefunden. Seine Verdienste um den australischen Tourismus wurden ihm 2007 durch die Verleihung der australischen Staatsbürgerschaft gedankt. Nebenbei verfasste er Schlagertexte für Stars wie Udo Jürgens, Howard Carpendale oder Jürgen Marcus, auch für seine erste Ehefrau Gitta Lind, mit der er ab 1951 zweieinhalb Jahre verheiratet war, war er in diesem Sinne tätig. Auch als Hörbuch- oder Synchronsprecher war Fuchsberger wegen seiner sonor-eingängigen Stimme sehr gefragt. Weshalb er für die Olympischen Spiele 1972 in München zum offiziellen Stadionsprecher ernannt wurde und dabei große Umsicht in der heiklen medialen Bewältigung des von palästinensischen Terroristen verursachten Massakers auf die israelische Mannschaft bewies.
Schließlich kam er mit seinem 2010 veröffentlichten Buch „Altwerden ist nichts für Feiglinge“ auch noch als Bestseller-Autor zu Ehren, insgesamt brachte er es auf acht Buch-Publikationen. Den Titel „Zielgerade“ konnte er noch kurz vor seinem Tod beenden. Die Umsetzung seines letzten Filmprojekts „Über(s)Leben“, das er gemeinsam mit Jan Josef Liefers für die ARD umsetzen wollte, war ihm dagegen nicht mehr vergönnt. Wegen Fuchsbergers gesundheitlicher Probleme konnten die Dreharbeiten nicht mehr aufgenommen werden. Ohnehin wirkte „Blacky“ in seinen letzten Lebensjahren mit seinen längst schlohweiß gewordenen Haaren zunehmend zerbrechlich und müde. Dazu hatte fraglos neben den typischen Altersbeschwerden auch der tragische Unfalltod seines einzigen Sohnes Thomas im Jahr 2010 beigetragen.
Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle auch sein größter beruflicher Misserfolg bleiben. Eine von ihm Ende der 1960er-Jahre gegründeten Immobiliengesellschaft ging nach kurzer Zeit pleite und bescherte ihm im Alter von 42 Jahren einen Berg von Schulden und den Verlust seines gesamten bis dahin angesammelten Vermögens.
Joachim Karl Fuchsberger wurde am 11. März 1927 in Zuffenhausen bei Stuttgart als Sohn eines Vertreters für Setzmaschinen geboren. Er wuchs in Heidelberg und Düsseldorf auf und besuchte nach diversen Volksschulen auch eine Realschule und ein Gymnasium, ohne kriegsbedingt einen Abschluss machen zu können. Nach einer Ausbildung zum Fallschirmjäger wurde er im letzten Kriegsjahr an die Ostfront geschickt, wo er nach Verletzung in ein Lazarett in Stralsund eingewiesen wurde und danach in Kriegsgefangenschaft geriet. Nach seiner Freilassung arbeitete er vier Monate als Bergmann unter Tage in der Zeche König Ludwig in Recklinghausen. Danach war er als Monteur von Satz- und Druckmaschinen im väterlichen Betrieb sowie als Mitarbeiter eines Düsseldorfer Verlags tätig.
Der Durchbruch gelang in Edgar-Wallace-Filmen
Kurios war dann seine Ernennung zum Werbeleiter der „Deutschen Bauausstellung“ in Nürnberg im Jahr 1949. Von 1950 bis 1952 fand er eine Anstellung als Hörfunksprecher bei Radio München, dem späteren Bayerischen Rundfunk. 1953 wagte er den Sprung ins Kinofach und konnte nach kleineren Parts im Jahr 1954 seinen ersten Coup als Hauptdarsteller mit der Figur des aufmüpfigen Gefreiten Asch in der Filmtrilogie „08/15“ landen. Danach avancierte Fuchsberger schnell zum gefragten Nachwuchsstar, wobei er neben Rollen als Uniformträger in Kriegsfilmen vor allem als jugendlicher Galan in zeittypischen Heimatfilmen zu sehen war. Seinen endgültigen Leinwand-Durchbruch erlebte er dann ab 1959 mit den Edgar-Wallace-Streifen, in denen er nach dem Start mit dem Streifen „Der Frosch mit der Maske“ bis 1971 meist als Inspektor auf Verbrecherjagd ging.
„Das Gasthaus an der Themse“ 1962 oder „Der Hexer“ 1964 waren Kassenschlager, viel später, im Jahr 2007, kehrte „Blacky“ in der Edgar-Wallace-Parodie „Neues vom Wixxer“ mit einer Nebenrolle noch einmal zu seinen Anfängen zurück. Insgesamt wirkte Fuchsberger in gut 60 Kinofilmen mit, wobei er nach der Rolle des Internatslehrers Justus in der Neuverfilmung von Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“ 1973 bis zu seinem Lebensende eine nahezu komplette Abstinenz vom Filmgeschäft einlegte.
Auch im Fernsehen war Fuchsberger schon früh präsent, beginnend mit der Kriminalkomödie „Smaragden-Geschichten“ 1956, dem in einem Maleratelier auf dem Pariser Montmartre spielenden Krimi „Illusionen“ 1957 oder dem Krimi-Fünfteiler „Zu viele Köche“ 1961. Auch eine erste ARD-Spielshow „Nur nicht nervös werden“ hatte Fuchsberger bereits 1960/1961 geleitet. Doch so richtig wechselte „Blacky“ erst in den 1970er-Jahren ins TV-Geschäft über. Nun allerdings kaum mehr als Schauspieler, sondern vor allem als Moderator oder Entertainer.
Fuchsberger warf nach Kritik das Handtuch
Mit der achtteiligen ARD-Samstagabend-Show „Der heiße Draht“ legte „Blacky“ zwischen 1973 und 1975 die Basis für seine Beliebtheit beim deutschen TV-Publikum. Es folgte 1975/1976 die ARD-Spielshow „Spiel mit mir“, die so etwas wie der Vorläufer des ARD-Publikumsmagneten „Auf Los geht’s los“ war, die es zwischen 1977 und 1986 auf 60 Folgen brachte. Als der Sendeplatz von „Was bin ich?“ durch den Tod von Robert Lembke freigeworden war, füllte Fuchsberger diese Lücke 1990 mit seinem konzeptionell nahezu identischen ARD-Beruferaten unter dem Titel „Ja oder Nein“, bis 1995 wurden davon 60 Folgen produziert. Mit seiner ARD-Talkshow „Heut’ abend“ brachte es Fuchsberger zwischen 1980 und 1991 auf stolze 300 Folgen, bei denen „Blacky“ in charmantem Plauderton und ohne allzu hartnäckiges Nachfragen Prominenten einige Geheimnisse entlocken konnte.
Nach teils ziemlich heftiger Kritik an seiner Moderationsart warf Fuchsberger schließlich von sich aus das Handtuch, wobei ihm danach der räumliche Abstand im fernen Australien, wo er bis 2007 im Wechsel mit Grünwald anzutreffen war, sicherlich hilfreich war. Gelegentlich war er noch in TV-Filmen zu sehen, wobei die zweiteilige Produktion „Die Spätzünder“ 2010 und 2013 den Abschluss bildete. Von seinen zahlreichen Ehrungen dürfte ihn die Ernennung zum ersten deutschen Botschafter der UNICEF 1984 wohl am meisten gefreut haben.