Der Artenreichtum von Flora und Fauna in den Regenwäldern dieser Welt ist nahezu unüberschaubar und von atemberaubender Schönheit. Die schillerndsten Farben finden ihren Ursprung genau hier. Tauchen Sie mit ein, in eine Welt, die zu großen Teilen noch unbekannt und unerschlossen ist – und auch bedroht.
Für die Regenwälder wäre es vermutlich besser, wären sie vollkommen unerschlossen. Denn um sie ranken sich immer wieder politische Konflikte. Da sie ressourcenreich wie kaum andere Biotope sind, werden sie zu Opfern von Ausbeutung. Im Kleinen wie im Großen. Die einen wollen Flächen roden, um diese für den Anbau unterschiedlicher, ertragsreicher Nutzpflanzen zu bebauen, andere wollen ans Erdöl und wieder andere durch den Verkauf von Exoten Geld erwirtschaften. Was unterm Strich dabei rauskommt, macht aber keinen Unterschied. Der Lebensraum dieser einzigartigen Lebewesen ist seit Jahrzehnten mehr und mehr bedroht und das scheint nicht gestoppt werden zu können. Eine Schande! Glücklicherweise werden aber auch jene nicht müde, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Regenwälder zu schützen.
Aber wollen wir erst mal klären, wann man überhaupt von einem Regenwald spricht und was ihn ausmacht. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein Gebiet mit einer unwahrscheinlich großen Dichte an Bäumen, Sträuchern, Farnen und sonstigen Pflanzen. Und auch der weitere Teil des Namens macht ihn aus: Niederschlagsreich sind sie obendrein. Eine üppige Vegetation und eine Artenvielfalt, die ihresgleichen suchen, gehen Hand in Hand. Auch wenn es nicht nur tropische und subtropische Regenwälder gibt, wollen wir uns thematisch doch auf diese im Folgenden begrenzen, um nichts vollends den Rahmen zu sprengen, denn es gibt schon in den Genannten so viel Wissenswertes, dass man damit Bücher füllen kann. Ein optisches Schmankerl sind sie auch, denn wie sich auf den kommenden Seiten zeigen wird, sind Flora und Fauna so exotisch und wunderschön, dass die Auswahl dessen, was man zeigen möchte, gar nicht leicht fällt.
Der Begriff des tropischen Regenwaldes wurde erstaunlicherweise erst 1898 von dem Biologen Andreas Franz Wilhelm Schimper definiert und in gleicher Bedeutung ins Englische mit rainforest übersetzt.
Nur zwei Prozent Tageslicht fällt auf den Waldboden
Zu beiden Seiten des Äquators, bis zum zehnten Breitengrad und teilweise auch darüber hinaus liegen die immergrünen, tropischen Regenwälder. Über den zehnten Breitengrad hinaus gehen sie in die subtropischen Regenwälder über. Die größte zusammenhängende Fläche – zugleich mehr als die Hälfte der Gesamtfläche aller tropischen Regenwälder – kennen wir alle – sie befindet sich im Bereich des Amazonasbeckens. Weitere große Regenwälder weisen Äquatorialguinea und Gabun sowie die vielen Inseln Indonesiens auf. Außerdem das Kongobecken in Zentralafrika. Hier war unser Reiseautor Helge Bendl unterwegs und hat eine Geschichte mitgebracht, die sich liest, wie ein Roman. Fesselnd.
Was die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt anbelangt, werden Sie gleich mit ein paar Zahlen gefüttert. Auf den folgenden Seiten haben wir nur ein paar Highlights rausgepickt, mit dem Hinweis auf Unvollständigkeit. Dafür bräuchte es mehr als eine Ausgabe, um alle abzubilden: Denn Pflanzen und Bäume gibt es im Regenwald wie Sand am Meer. Es wird geschätzt, dass über 50 Prozent aller bekannten Pflanzen- und Tierarten weltweit in diesen Wäldern vorkommen, obwohl sie nur etwa sieben Prozent der Erdoberfläche bedecken. Die Dichte ist also enorm, und genau das macht einen Regenwald zu einem unvergleichlichen Ort. In den Regenwäldern gibt es zwischen 40.000 und 53.000 verschiedene Pflanzenarten. Dazu gehören eine Vielzahl von Bäumen, Sträuchern, Kräutern, Orchideen, Farnen und Lianen. Und Tiere, die wie Pflanzen aussehen: Die Regenwälder sind die Heimat von über fünf Millionen Tierarten, darunter Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische und eine immense Zahl an Insektenarten. Es kreucht und fleucht. Allein die Insektenarten machen einen Großteil der Tierarten im Regenwald aus – es gibt schätzungsweise zwei bis drei Millionen Insektenarten. Auch eine Vielzahl von Pilz- und Mikroorganismen, die noch größtenteils unerforscht sind, sind dort zu finden. Die tatsächliche Anzahl kann gar nicht genau benannt werden. Immer wieder werden neue Arten entdeckt.