Nach der 2:3-Niederlage gegen 1860 München herrscht beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken Alarmstimmung. Der Blick in der Tabelle geht weiter nach unten. Nun steht das schwere Nachholspiel gegen Tabellenführer Dynamo Dresden an.
Manuel Zeitz muss sich vorkommen, wie der einsame Rufer in der Wüste. Schon vor Wochen, nach der 1:2-Niederlage bei Rot-Weiss Essen mahnte der Kapitän, dass man den Blick dringend nach unten richten müsse.
Was viele Fans damals noch als Schwarzmalerei eingeschätzt hatten, ist spätestens seit Beginn der Karnevalssaison bittere Realität. Eher Aschermittwoch als Fetter Donnerstag hieß es am vergangenen Samstag, 11. November. Dabei war die Hoffnung so groß, dass ausgerechnet das Spiel gegen 1860 München zum „Dosenöffner“ werden könnte. Beflügelt von der Bayern-Sensation, bestätigt vom couragierten Auftritt in Sandhausen, schien alles angerichtet für die Wende.
Keine Erklärung für den verpatzten Start
Doch es kam ganz anders. 35 Minuten lang präsentierten sich Rüdiger Ziehls Mannen wie ein abgeschlagenes Schlusslicht. „Wir sind überhaupt nicht in die Partie gekommen, müssen uns bedanken, dass es nach einer halben Stunde nicht 0:4 gestanden hat. So dürfen wir uns nicht wieder präsentieren“, sagte Kapitän Zeitz. Dass auch der Routinier und Anführer einen gebrauchten Tag erwischt hatte, steht dabei auf einem anderen Papier. Bereits nach vier Minuten brachte Morris Schröter die krisengeschüttelten und ersatzgeschwächten Gäste in Führung.
Vier Zweikämpfe verlor der FCS in der Entstehung, am Ende hatten die Gäste Überzahl im gegnerischen Strafraum. Das ist für eine Mannschaft, die mit einer Fünfer-Abwehrkette aufläuft, bemerkenswert. Doch nichts stimmte in dieser vierten Minute. Und nichts stimmte zwölf Minuten später, als die Gäste durch das Saarbrücker Mittelfeldzentrum spazierten, wo Patrick Sontheimer abermals einen gebrauchten Tag erwischte. Torwart Tim Schreiber kam überstürzt aus seinem Kasten, wurde dann von Verteidiger Lukas Boeder behindert, der Löwen-Angreifer Schröter derart ungeschickt abschirmte, dass dieser ungehindert an Schreiber vorbei ins kurze Ecke einschieben konnte. Danach war der FCS völlig von der Rolle, konnte von Glück sagen, dass die Gäste nicht noch weitere Treffer nachlegten.
Wieviel in diesem Spiel gegen keinesfalls starke „Löwen“ möglich gewesen wäre, zeigten die Minuten vor der Pause. Nach 39 Minuten verkürzte Zeitz nach einem Freistoß, 60 Sekunden später scheiterte Kasim Rabihic am Innenpfosten, und eine weitere Minute später traf Amine Naifi nach einem Eckball zum Ausgleich.
Doch wer auf eine fulminante zweite Halbzeit mit einem Saarbrücker Sturmlauf gerechnet hatte, wurde enttäuscht. Ein Abschluss von Marcel Gaus, der weit drüber ging und eine tolle Einzelaktion von Naifi waren die einzigen gefährlichen Aktionen der Gastgeber. Die Gäste verwalteten das Ergebnis, schienen mit dem Punkt zufrieden und warteten auf die eine Chance. Das sollte auch reichen. Ein simpler Eckball, ein einlaufender Spieler – das genügte schon, um einen lethargischen FCS zu überrumpeln. Niklas Lang erzielte nach 83 Minuten den Siegtreffer, verletzte sich in der Nachspielzeit schwer und musste minutenlang behandelt werden. Am Abend konnte der Defensivspieler, der kurzfristig bewusstlos war, die Reise nach München doch noch antreten.
Während die Gästespieler den Sieg aufgrund der dramatischen Ereignisse gar nicht richtig genießen konnten, herrschte beim FCS Krisenstimmung. „Das ist unglaublich. Es ist ja nicht so, als hätten wir nicht gewusst, welche Eckballvarianten die spielen. Aber es passt ins Bild“, sagte Zeitz und erneuerte seine Mahnung: „Wir müssen anfangen, Spiele zu gewinnen. Wir müssen schauen, dass der Ludwigspark wieder zu einer Festung wird, und dass wir auswärts ab und zu was mitnehmen. Sonst wird es ganz schwer.“
„Es ist egal, wer jetzt kommt“
Trainer Ziehl bemängelte anschließend die schwache Anfangsphase und monierte die zahlreichen Fehler, lobte abermals die Moral der Mannschaft, die wieder einmal einen Rückstand aufgeholt habe. Doch da beginnen die Probleme. In sieben der acht letzten Spiele geriet sein Team ins Hintertreffen. Liegt es an der von großen Teilen der Fans zunehmend kritisch gesehenen Fünferkette? Oder ist es dem Personal geschuldet? Ein Einspielen der Abwehrformation ist schlicht und ergreifend nicht möglich. Ein Großteil des Personals hat immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. „Es fehlt ein bisschen was. Ich hatte ja auch ein paar Probleme, konnte die Vorbereitung nicht komplett mitmachen. Dadurch fehlen ein paar Grundlagen“, sagte Boné Uaferro während der Pressekonferenz vor dem Spiel. Einen Tag später durfte er dann auf der Bank Platz nehmen. Hinzu kommt das altbekannte Tempodefizit. Dominik Becker, der einzige Verteidiger mit einer guten Grundschnelligkeit, hat wieder einmal muskuläre Probleme. Wie eigentlich die meiste Zeit während seiner knapp zwei Jahre beim FCS. Doch nicht nur in der Abwehr hakt es. Im defensiven Mittelfeld herrscht ebenfalls Tag der offenen Tür. Sommer-Neuzugang Sontheimer, der Dave Gnaase ersetzen sollte, erfüllt die Erwartungen bisher nicht einmal im Ansatz. Und nun kommt auch noch mit Dynamo Dresden die Übermannschaft der Liga. „Es ist egal, wer kommt. Wir müssen jetzt punkten“, betonte Kapitän Zeitz.