Am Ende haben ein paar Sekunden zur Relegation gefehlt. Der 1. FC Saarbrücken geht in die vierte Drittliga-Saison. Der Umbruch wird groß ausfallen. Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.
Es hätte noch einmal ein großer Moment werden können. Doch der war Mike Frantz nicht vergönnt. Sein 312. Liga-Spiel als Fußball-Profi war sein letztes. 18 Einsatzminuten bekam er noch einmal. Es ging darum, die knappe 2:1-Führung gegen Viktoria Köln über die Bühne zu bringen. Das gelang dann auch. Mehr war nicht drin. Noch während die letzten Sekunden im Ludwigspark liefen, sickerten die Hiobsbotschaften aus Osnabrück durch. Erst der Ausgleich, dann auch noch der Siegtreffer. Der FCS, der an diesem Spieltag lange auf dem Relegationsplatz verweilte, stand am Ende mit leeren Händen da. Während auf dem Platz und den Rängen die Tränen flossen, präsentierte sich Frantz gefasst. „Es ist ein bitterer Tag für den Verein, für die Fans. Es wäre mit diesem Kader mehr drin gewesen. Es war möglich aufzusteigen. Diese Gruppe hätte die zwei Bonus-Spiele verdient gehabt. Wir haben trotz aller Widrigkeiten immer wieder zurückgefunden“, sagte der 36-Jährige.
Pokalspiel rückt in den Hintergrund
69 Punkte hat der FCS in dieser Saison geholt, das sind zehn mehr als in den vergangenen beiden Jahren. Und doch: Nach Plan lief längst nicht alles. „Wir waren in der Winterpause Zweiter und sind am Ende Fünfter. Das ist die Realität“, sagte Frantz. Hinter den Blau-Schwarzen liegen turbulente Monate. Das begann schon im Sommer, als der damalige Trainer Uwe Koschinat während der Vorbereitung plötzlich von Dreier- auf Viererkette umschwenkte und damit das Team verlor. Der Saisonstart verlief dann selbst entgegen der Erwartungen erstaunlich gut. Die Leistungen waren spielerisch durchweg dürftig, die Punkteausbeute stimmte immerhin. Als auch diese immer schlechter wurde, kam die Trennung von Koschinat. Der kurz zuvor als Manager verpflichtete Rüdiger Ziehl übernahm. Aus der Interimslösung wurde eine dauerhafte. Das Team – sichtlich befreit – startete eine Serie und überwinterte auf dem direkten Aufstiegsplatz.
Der Start ins neue Jahr ging dann massiv in die Hose. Sechs Niederlagen aus acht Spielen, darunter vier vor eigenem Publikum verhinderten am Ende wohl den Aufstieg. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Zahlreiche Leistungsträger konnten die Vorbereitung gar nicht oder nur eingeschränkt absolvieren. Hinzu kamen zahlreiche Themen neben dem Platz. Schon damals war es Routinier Frantz, der anmahnte, dass diese Nebengeräusche schädlich seien. Es spricht für die Moral des Teams, dass es sich wieder an die „Fleischtöpfe“ ran kämpfte. Doch der entscheidende Schritt gelang nicht. „Es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob wir irgendwo Punkte haben liegen lassen. Wir haben auch einige Spiele gehabt, die wir mit Glück gewonnen haben“, räumte Trainer Ziehl ein, der sichtlich mit den Tränen kämpfen musste. Für ihn steht nun eine Herkulesaufgabe an. Einerseits muss er die Mannschaft auf das sportlich unwichtige, aber vom Prestige her sicher interessante Saarlandpokalspiel gegen die SVE vorbereiten. Anderseits muss die Personalplanung nun endlich Konturen bekommen. Elf Spieler hätte der FCS am Samstag verabschiedet, wenn es um nichts mehr gegangen wäre. Wer auf der Liste stand, darüber schwieg man sich aus. Sicher ist, dass Robin Scheu, Pius Krätschmer, Justin Steinkötter und Dominik Ernst die Papiere bekommen haben. Die Leihspieler Marvin Cuni und Dominik Becker müssen erst einmal zu ihren Stammvereinen zurück. Mike Frantz beendet ebenso wie Steven Zellner seine Karriere, und über den Rest kann nur spekuliert werden. Und die Liste der Abgänge könnte noch länger werden. Eigengewächs Luca Kerber besitzt eine Ausstiegsklausel.
Noch keine Verlängerungen
Seine Rückrunde war freilich nicht optimal. Aufhorchen ließ die Aussage von Torwart und Identifikationsfigur Daniel Batz: „Das werden die nächsten Wochen zeigen“, antwortete er auf die Frage, ob er beim Neubeginn dabei sein werde. Batz besitzt noch einen Vertrag, für ihn gibt es allerdings eine konkrete Anfrage aus der Bundesliga. Ruhe herrscht noch an der Front der Neuzugänge. Ein Kandidat könnte Linksverteidiger Bryan Hein von der Reserve des Hamburger SV sein, mit dem die Verhandlungen weit fortgeschritten sein sollen. Auch der Dortmunder Ole Pohlmann soll auf der Liste stehen. Doch davon wollte am Samstag keiner etwas wissen. „Wenn man sieht, wie viele Menschen hier weinen, dann wird einem bewusst, was dieser Verein den Menschen bedeutet. Wir hätten diesen tollen Fans wahnsinnig gerne den Aufstieg geschenkt“, sagte Ziehl. Die Mannschaft bekam anschließend bis Mittwoch frei, ein Teil nutzte die Zeit für einen Spontantrip nach Mallorca. Nun steht am Samstag das Pokalfinale gegen Drittliga-Meister SV Elversberg an. Es wird das letzte Mal sein, dass diese homogene Truppe gemeinsam auf den Platz laufen wird. Die „Pokalgeneration“, die die vergangenen Jahre geprägt hat, wird ab der Vorbereitung der Vergangenheit angehören.