Zwar hat die WHO gewisse Mindeststandards für Gefängnisse eingeführt, doch überall umgesetzt werden diese nicht. Ein Überblick über die gefürchtetsten Einrichtungen weltweit.
Eine seltsame Gefühlsmischung aus Faszination und von Furcht geprägter Abschreckung bestimmt seit jeher das Verhältnis der Menschen zu den berüchtigsten Haftanstalten. Denn die dortigen Schrecken gelangen meist gar nicht durch die gut gesicherten Mauern an die Öffentlichkeit. Mithin ein optimaler Nährboden zur Mythenbildung, wie die Beispiele der vormals berühmtesten Gefängnisse wie dem Londoner Tower oder der Pariser Bastille belegen konnten. Der französische Romancier Alexandre Dumas sollte 1845 dem gefürchteten, auf einer Felseninsel vor der Küste Marseilles gelegenen Château d’If mit seinem Opus „Der Graf von Monte Christo“ ein literarisches Denkmal setzen, indem er seinen Helden Edmond Dantès in einem dunklen Verlies angekettet präsentierte. Später sollte ein ebenfalls auf einer küstennahen Insel vor San Francisco untergebrachtes Gefängnis zum weltweiten Synonym für einen harten Knast werden. Denn im US-Bundesgefängnis Alcatraz, Spitzname „The Rock“, wurden zwischen 1934 und 1963 die 1.576 kriminellsten männlichen Verbrecher der USA von Al Capone bis zu Machine Gun Kelly hinter Gittern gehalten– mit größtenteils menschenunwürdigen und brutalen Methoden, weshalb bald schon von der „Insel der misshandelten Männer“ oder „America’s Devil Island“ gesprochen wurde.
Nährboden für Mythenbildung
Inzwischen hat Alcatraz weltweit mindestens ebenso schlimme Nachfolger gefunden, in denen die Würde und die Rechte des Menschen teils buchstäblich mit Füßen getreten werden. Wobei die Knast-Situation in den meisten europäischen Ländern im globalen Vergleich noch als relativ passabel eingestuft werden kann. Und das trotz der verheerenden Lage in der Türkei, wo mit rund 350.000 Inhaftieren ein Drittel der insgesamt gut eine Million in Europa Einsitzenden unter meist katastrophalen Bedingungen weggesperrt sind. Dennoch hatte die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte in einem Bericht angeprangert, dass viele europäische Haftanstalten die internationalen und europäischen Mindeststandards nicht einhalten, was vor allem Zellengröße, Hygiene und medizinische Versorgung betreffe. Überraschenderweise machte ausgerechnet Frankreich, das sich bekanntlich selbst als Vaterland der Menschenrechte ansieht, immer wieder negative Schlagzeilen mit dem im 14. Pariser Arrondissement gelegenen Maison d’arrêt „La Santé“. Die dort lange Zeit herrschenden menschenunwürdigen Bedingungen mit Überbelegung, Gewalt, Drogenmissbrauch, Vergewaltigungen, Schmutz, Ungezieferplagen und hohen Selbstmordraten machte 2000 eine ehemalige Chefärztin in einem Buch öffentlich. Das führte in einer parlamentarischen Untersuchung zu einigen Verbesserungen und zwischen 2014 und 2019 zu einer umfassenden Renovierung der Bausubstanz. Seitdem ist es etwas ruhiger um „La Santé“ geworden.
In Russland zählt das nahe der kasachischen Grenze gelegene Gefängnis „Black Dolphin“ mit seinen derzeit 700 Inhaftierten, darunter vor allem Serienmörder, Mehrfachvergewaltiger, Kannibalen oder Terroristen, zu den weltweit gefürchteten Knästen. Alle Insassen verbringen dort ihr Dasein in Isolationshaft, werden bei Überwachung rund um die Uhr ständig gefilzt, dürfen ihre Zellen täglich nur für 90 Minuten verlassen, müssen die rund 16 Stunden vom Aufwachen bis zum Schlafengehen durchweg stehend verbringen und erhalten zum Überleben täglich nur vier Portionen Suppe. Wer hier einsitzt, wird die Freiheit niemals wiedersehen. Einen ähnlich schlechten Ruf hat in Russland das als „Strafkolonie“ in der Tradition der stalinistischen Gulags bezeichnete Gefängnis in Melechowo, das ursprünglich als Kriegsgefangenenlager rund 230 Kilometer östlich von Moskau in der Nähe der Stadt Kowrow errichtet worden war. Dorthin war der bekannte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny vor seinem Tod verlegt worden.
Jenseits des Mittelmeers präsentiert sich die Gefängnissituation in den meisten afrikanischen Ländern als geradezu desaströs. Wofür der Aufstand und Insassen-Ausbruch im berüchtigten „Makala-Gefängnis“ der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa mit 129 Todesopfern vom Spätsommer 2024 wieder mal Zeugnis ablegen konnte. Ursprünglich war der Hochsicherheitsknast für 1.500 Personen konzipiert worden, inzwischen sind dort bis zu 12.000 Menschen regelrecht eingepfercht. Ähnliche räumliche Bedingungen liegen in dem ursprünglich für 400 Menschen erbauten „Gitarama-Gefängnis“ vor, das etwa 40 Kilometer westlich der ruandischen Hauptstadt Kigali zu finden ist. Unter den 7.000 Insassen, von denen den meisten eine Beteiligung am Völkermord in Ruanda vorgeworfen wird und die jeweils zu viert auf einem Quadratmeter leben müssen, zählen Mord und Totschlag zum Alltag. Genauso wie amateurhaft ausgeführte Fußamputationen, da die Inhaftierten ohne jegliches schützendes Dach über dem Kopf keinerlei Schuhwerk tragen und daher mangels Hygiene oder ärztlicher Versorgung sogar einfache Entzündungen beim aufgezwungenen Stehen einen Wundbrand mit verheerenden Folgen haben können.
Außerhalb der kenianischen Hauptstadt Nairobi gilt auch das „Kamiti Maximum Security Prison“ mit seinen 3.800 Insassen als ein unrühmlicher Nährboden für Gewalt und Krankheiten. In der Hauptstadt von Madagaskar wird dem gleichnamigen Gefängnis „Antannavario“ die treffende Beschreibung als unsägliches „Loch“ bescheinigt. Wegen der Überfüllung können sich die Insassen im Schlaf nur auf Kommando umdrehen, der Gestank und die hygienischen Bedingungen spotten jeder Beschreibung.
Spitzenplatz in Sachen Grausamkeit
Im asiatischen und vorderasiatischen Umfeld galt das „Camp 22“ in Nordkorea bis zu seiner Schließung im Jahr 2012 als besonders berüchtigt. Es war nichts anderes gewesen als ein Konzentrationslager für politische Gefangene, die neben brutalen Arbeitsaufgaben unter Folter und Hunger zu leiden hatten. Bis zu seiner Zerstörung durch die Miliz des sogenannten Islamischen Staats 2015 stand auch das unweit der antiken syrischen Weltkulturerbestätte Palmyra gelegene „Tadmur-Gefängnis“ für Folter und brutale Gewalt. Ein Spitzenplatz in Sachen perfider Grausamkeit gebührt fraglos dem „Bang Kwang Central Prison“ in der thailändischen Provinz Nonthaburi nordöstlich von Bangkok, wo hauptsächlich Drogendealer und -besitzer, darunter auch viele Ausländer, inhaftiert sind. Fußfesseln sind neben Folter und unzureichender Nahrung nur eine von vielen Unannehmlichkeiten, noch schlimmer ist das Fehlen jeglicher Privatsphäre, weil der Tagesablauf der rund 6.000 Gefangenen flächendeckend mittels Webcams festgehalten wird. Trotzdem kommt es immer wieder zu unerklärlichen Todesfällen. Die Haftanstalt, die im Westen despektierlich schon mal als „Bangkok Hilton“ bezeichnet wird, steht auf der Beobachtungsliste von Amnesty International.
Dass das Leben in den US-Haftanstalten gemeinhin kein Zuckerschlecken sein dürfte, lässt sich allein schon von den Gewaltexzessen ableiten, zu denen sich polizeiliche Sicherheitskräfte immer wieder bei Festnahmen vor allem Farbiger hinreißen lassen. Kein anderer Staat dieser Welt bringt so viele seiner Bürger hinter Gitter wie die USA, die Zahl beläuft sich derzeit auf zwei Millionen. Bis zu seiner Schließung im Jahr 2017 galt das „Tent City Jail“ unter seinem gefürchteten Leiter, dem Sheriff Joe Arpeio, in Phoenix im Bundesstaat Arizona als eine der gefürchtetsten Strafanstalten der USA. Die Insassen des Zeltgefängnisses mussten bei extremen Wetterbedingungen aneinandergekettet die schwersten Arbeiten verrichten. Beim kleinsten Widerspruch drohte Isolationshaft.
Doch der Wegfall dieses Knastes wurde durch eine ganze Reihe ähnlicher Haftanstalten mehr als kompensiert. Beispielweise durch das Bundesgefängnis für rund 400 Terroristen und Serienmörder „ADX Florence“ in Colorado, das den Beinamen „Alcatraz der Rockies“ erhielt. Es gilt als der sicherste Knast der USA, wo die Insassen 23 Stunden pro Tag in Isolationshaft in ihren Stahlbetonzellen verbringen müssen. Was Kritiker als schlimmste psychische Folter anzuklagen pflegen. Das „San Quentin State Prison“ in Kalifornien zählt vor allem wegen seiner ständigen Überfüllung als eine der härtesten Haftanstalten der Welt, was regelmäßige Ausschreitungen und Bandenkriege befördert. Ebenfalls in Kalifornien beheimatet, in der Stadt Crescent City, ist das „Pelican Bay State Prison“. Auch hier sind vornehmlich Hochsicherheitshäftlinge eingesperrt, wobei die allerschlimmsten in einer Sonderabteilung namens Secure Housing Units (SHU) untergebracht sind und am Tag nur eine Stunde außerhalb ihrer Zelle verbringen dürfen. Bei „Rikers Island“ handelt es sich um einen ganzen Komplex mit gleich zehn Haftanstalten, die auf einer Insel im East River von New York etabliert wurden. Im größten Gefängnisensemble der Welt sitzen bis zu 17.000 Männer und Frauen ein. Gang-Kriminalität, korrupte Wärter und weitgehende Rechtlosigkeit der Insassen haben immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Im auf Rehabilitation von Straffälligen setzenden „Bootcamp“ von Miami-Dade County wird auf scharfen Drill zur gesellschaftlichen Wiedereingliederung der Insassen gesetzt. Natürlich muss auch noch der US-Militärstützpunkt „Guantánamo Bay“ auf Kuba erwähnt werden, wo nach den Anschlägen vom 11. September terroristische Häftlinge ohne rechtsstaatliches Verfahren bei Folter und unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten wurden. Aktuell sind dort noch 30 Personen inhaftiert.
Kein Wärter traut sich hinein
In den meisten bekannten Gefängnissen Mittel- und Südamerikas dreht sich alles um Drogen, sprich die jeweiligen Kartelle verfügen auch hinter Gittern über eine ähnlich uneingeschränkte Macht wie auf den Straßen, häufig hilflos oder auch ganz bewusst geduldet von behördlichen Organen. In der größten Haftanstalt Boliviens, „Palmasola“, eigentlich eine Gefängnisstadt zehn Kilometer südlich von Santa Cruz mit mehr als 5.000 Bewohnern, haben die Behörden den Inhaftierten die Selbstverwaltung zugestanden. Wärter bewachen nur das Außengelände, drinnen haben Mörder oder Drogenhändler das Sagen und kümmern sich auch um die Leitung von Geschäften, Spielhallen oder Lokalen. Ein ähnliches Selbstverwaltungs-Konzept der Inhaftierten wird im bolivianischen „San Pedro Prison“ inmitten der Hauptstadt La Paz angewandt. Kein Wärter traut sich hier hinein, die Häftlinge bekommen einmal täglich Essen geliefert, um den Rest müssen sie sich selbst kümmern. Viele Gefangene haben ihre Familienmitglieder mitgebracht, die den Knast täglich nach freiem Gusto verlassen dürfen. Auch Perus größtes Gefängnis „Penal de Lurigancho“ in der Hauptstadt Lima funktioniert mit seinen rund 10.000 Inhaftierten nach dem Selbstverwaltungsprinzip, wobei sich die Insassen allerdings nur innerhalb strikt festgelegter Zonen frei bewegen dürfen. Schließlich haben die Behörden auch im „Danli-Gefängnis“ in Honduras die Waffen zugunsten der 700 inhaftierten Schwerverbrecher längst gestreckt und lassen diese hinter den Mauern machen, was sie wollen. Was auch für das gefürchtete „La Modelo“ mit seinen 11.000 Insassen im kolumbianischen Bogotá gilt. Im mexikanischen Gefängnis „La Mesa“ nahe der US-Grenze setzt man hingegen mit Blick auf den großen Nachbarn auf Härte, wobei den Insassen lediglich zwei Quadratmeter für bis zu acht Personen zur Verfügung stehen. In El Salvador versucht die Regierung Mitglieder gefährlicher Gangs hinter Gittern ganz bewusst durch überzogene Brutalität in den Griff zu bekommen, beispielsweise in der Haftanstalt „Penal de Ciudad Barrios“ in San Miguel oder in dem erst 2023 fertiggestellten Hochsicherheitsgefängnis „Cecot“ außerhalb der Hauptstadt San Salvador. In „La Sabatena“, Venezuelas berüchtigtem Knast, stehen die Überlebenschancen für Insassen deutlich niedriger als auf den Straßen von Caracas. Waffen oder Drogen kursieren hier frei auf der Hand. Das im Norden von São Paulo einstmals ansässige hochbrisante Gefängnis „Carandiru“ wurde 2002 geschlossen. An seine Stelle ist inzwischen das „Anisio Jobim-Gefängnis“ in Manaus getreten, das durch extreme Gewalt zwischen Drogenbanden und diverse Massaker für Aufsehen gesorgt hat.