Nach sieben Punkten aus der englischen Woche hat sich der 1. FC Saarbrücken stabilisiert. Nun steht die Auswärtsfahrt nach Aue an.
Den einen oder anderen wehmütigen Blick mag es gegeben haben, als der Tross des Drittligisten 1. FC Saarbrücken bei herrlichem Herbstwetter die Bremer Brücke in Osnabrück verließ. 14.000 Zuschauer hatten für einen stimmungsvollen Nachmittag gesorgt.
Die Gastgeber, die nach dem etwas überraschenden Aufstieg in die Zweite Liga chancenlos waren, stehen nun in der Dritten Liga am Tabellenende. Dass der Leistungsstand nicht mit der Tabelle konform geht, davon konnten sich die 14.000 Zuschauer ein Bild machen. „Du nimmst Dir vor, dagegenzuhalten, von Beginn an da zu sein. Und dann kommt solch eine Wucht. Es ist einfach erdrückend, und du musst alles reinwerfen“, sagte der beste Saarbrücker, Torwart Philipp Menzel.
Menzel mit seiner bisher besten Leistung
Schon beim Warmmachen wurden die Lila-Weißen begeistert empfangen, 96 lange Minuten veranstalteten die Zuschauer einen ohrenbetäubenden Lärm und verabschiedeten ihr Team auch nach dem 1:1 gegen den FCS mit wohlwollendem Applaus in die Kabine. Es bedarf wenig Vorstellungskraft, wie die Stimmung dagegen im Ludwigspark ausgesehen hätte, wenn der FCS Letzter wäre und nach langer Überzahl nur Unentschieden gespielt hätte. „Das ist keine Mannschaft, die am Ende unten stehen wird. Sie haben richtig gute Qualität“, sagt Kapitän Menzel, der sein Team lange im Spiel hielt und nur einmal hinter sich greifen musste, als Bastien Conus nach 57 Minuten ein Traumtor erzielte. „Das ist schon ärgerlich, weil wir den Ball vorher klären können. Aber er trifft ihn natürlich super“, sagte der FCS-Schlussmann. Eine halbe Stunde lang schwamm der FCS regelrecht durch das Osnabrücker Stadion, und als Innenverteidiger Lasse Wilhelm nach 27 Minuten die Ampelkarte sah, schien die Messe bereits gelesen. „Komischerweise sind wir dann besser ins Spiel gekommen, waren strukturierter“, sagte der ehemalige Osnabrücker Sebastian Vasiliadis, der die Blau-Schwarzen nach 42 Minuten und einem blitzsauberen Konter in Führung brachte: „Wir haben gewusst, was uns hier erwartet, dennoch ist es nicht einfach zu verteidigen. Schade, dass wir die Null in der zweiten Halbzeit nicht ein wenig länger halten konnten.“
Es war bemerkenswert, wie diszipliniert der FCS nach dem Ausgleich blieb und versuchte, Nadelstiche zu setzen. Nach einem Foul an Simon Stehle entschied Schiedsrichter Max Burda auf Elfmeter. Kasim Rabihic wollte den Ball in die Mitte lupfen, der erfahrene VfL-Schlussmann Lukas Jonsson blieb stehen und parierte sicher. „Wir sollten es nicht zu hoch hängen, weil man es nur bedingt trainieren kann“, sagte Ziehl mit Blick auf den bereits dritten verschossenen Elfmeter. Von den Teamgefährten gab es keine bösen Worte: „Kasim ist ein guter und sicherer Schütze. Er wird beim nächsten Mal treffen“, sagte Vasiliadis.
Die Schlussviertelstunde mussten die Gastgeber dann in Unterzahl bestreiten, nachdem Erik Engelhardt nach einem Foul an Patrick Sontheimer „glatt“ Rot sah. „Man hat dann gemerkt, dass uns ein bisschen die Struktur gefehlt hat, weil wir doch sehr lange in Unterzahl gespielt haben. Am Ende müssen wir mit dem einen Punkt leben, und das können wir nach einer englischen Woche mit sieben Zählern auch.“ Nur einmal geriet der Punktgewinn noch in Gefahr, nachdem „Chance“ Simakala per Kopf die Latte traf und Menzel den Nachschuss von Joel Zwarts klasse parierte. „Dafür ist ein Torwart doch da“, sagte Menzel lachend und fügte hinzu: „Ansonsten haben wir aber in dieser Phase nicht mehr viel zugelassen.“
Am Samstag steht nun die nächste weite Auswärtsfahrt zum FC Erzgebirge Aue an. Dabei werden Sontheimer und Wilhelm gesperrt fehlen. Dass der junge Innenverteidiger nach seinem starken Auftritt gegen Hansa Rostock nun Lehrgeld zahlen musste, wollte Ziehl nicht überbewerten: „Das ist auch schon erfahrenen Verteidigern passiert. Das erste Foul ist taktisch, und beim zweiten ist er nicht clever genug. Aber ich bin froh, dass ich mit solchen Spielern arbeiten darf“, sagte Ziehl.
Junge Abwehr zahlte Lehrgeld
Einer, der von den Sperren profitieren dürfte, ist Elijah Krahn, der bereits am Samstag eingewechselt wurde, zunächst im Abwehrzentrum und dann auf der „Acht“ spielte. „Wo der Trainer mich bringt, ist mir letztlich egal. Ich habe gezeigt, dass ich beide Positionen spielen kann“, sagte der frühere Hamburger, der die Bremer Brücke gut kennt. „Es macht Spaß hier zu spielen, es ist eine besondere Atmosphäre. Aber ich hätte natürlich gerne gewonnen und das wäre hier auch möglich gewesen, vor allem, wenn wir den Elfmeter reinmachen“, sagte Krahn.
So bleiben sieben Punkte nach drei schweren Spielen auf der Habenseite und die Erkenntnis, dass der Friede in Saarbrücken brüchig ist. „Ich habe mich gut auf den Verein vorbereitet, wusste, was passieren kann. Die Leute wollen euphorisiert werden, das ist uns noch nicht so gelungen. Von daher ist es okay, wenn sie meckern. Ich kann es nicht ändern und von daher nehme ich es auch nicht so wahr. Ich kann das gut ausblenden“, sagte Menzel.