Der 1. FC Kaiserslautern geht mit einem zwiespältigen Gefühl in die Sommerpause: Das Saisonziel Klassenerhalt wurde frühzeitig erreicht – doch danach gab es für die Roten Teufel eine Durststrecke.
Nach dem spektakulären 2:2 gegen den 1. FC Heidenheim am 26. Spieltag hatte der 1. FC Kaiserslautern sein primäres Saisonziel erreicht. Durch das Remis war frühzeitig die 40-Punkte-Marke geknackt, die allgemein als Synonym für den sicheren Klassenerhalt gilt. Und das als Aufsteiger.
Danach wurde bei den Roten Teufeln die Devise ausgerufen: Frei aufspielen im Saison-Endspurt, die letzten acht Spiele genießen, den Fans etwas zurückgeben und eine möglichst gute Platzierung erreichen, um entsprechend hohe TV-Gelder zu generieren.
Doch das gelang nicht: Es folgten nur noch ein Sieg und zwei Remis, dafür setzte es gleich fünf Niederlagen. Der FCK beendete die Saison als Neunter. Geschäftsführer Thomas Hengen ist trotz des finalen Hängers zufrieden mit der Saison. „Wir hatten einen guten Start, was immer sehr wichtig ist, und konnten dadurch die Euphorie des Aufstiegs mitnehmen“, sagte der frühere Profi im Bilanz-Interview von SWR Sport. „In der Summe war es eine überragende Vorrunde, in der Rückrunde hatten wir eine Ergebniskrise. Da ging uns vor allem die Effektivität ab.“ Trotzdem müsse man festhalten, so Hengen weiter: „Was diese Mannschaft geleistet hat, ist nicht in Worte zu fassen. Sie hat unter Druck immer funktioniert.“
Einen Einbruch beim FCK hat Hengen nicht gesehen. „Es war keine Leistungskrise, wir haben teilweise bessere Spiele gemacht als in der Vorrunde“, sagte er. Trotzdem, so Hengen weiter, gelte es nun, die richtigen Schlüsse zu ziehen: „Wir werden das wie immer analysieren und die Saison aufarbeiten.“ Als großes Faustpfand für die vergangene Saison und das Erreichen der Ziele führt Hengen die Fans an: „Die Verbundenheit auch in schlechten Jahren, die Historie, die Tradition - das ist ein absolutes Highlight. Wir haben einen Schnitt von über 40.000 Zuschauern im ersten Zweitligajahr - das ist phänomenal. Das kann man ja gar nicht in Worte fassen.“ Die Planungen für die neue Spielzeit laufen indes bereits auf Hochtouren. „Die Zweite Liga in der kommenden Saison wird eine der attraktivsten, aber auch schwierigsten Ligen überhaupt“, blickte Hengen voraus. Er kündigte Neuzugänge an, schränkte aber auch ein: „Wir wollen mehr Qualität und Konkurrenz auf jeder Position reinholen. Eine Mannschaft wird immer modifiziert, das ist ein normaler Vorgang. Wir sind aber auch nicht alleine auf dem Markt. Wir haben sehr große Konkurrenz. Trotzdem wollen wir unsere Baustellen abarbeiten.“
Mit Innenverteidiger Jan Elvedi kann Hengen den ersten Neuzugang zur Spielzeit 2023/24 gleich schon nennen. Der 26 Jahre alte Schweizer kommt ablösefrei vom Absteiger SSV Jahn Regensburg, wo er in den vergangenen drei Spielzeiten insgesamt 84-mal in der Zweiten Bundesliga auflief. „Mit ihm bekommen wir einen sehr flexiblen Abwehrspieler, der sowohl in der Dreier- als auch in der Viererkette spielen kann. Er bringt viel Tempo und Dynamik mit und hat die richtige Mentalität für den Betzenberg.“
Doch alles in allem hängt auch noch das Ende dieser Saison in den Knochen. Denn irgendwie war das nicht so, wie man es sich gewünscht hatte. Vor allem das krachende 0:3 am letzten Spieltag zu Hause gegen Düsseldorf fuhr den roten Teufeln schön in die Parade. „Wir hatten uns natürlich noch mal vorgenommen, mit den Fans im Rücken ein positives Ergebnis und ein ordentliches Spiel zu machen“, erklärte FCK-Coach Dirk Schuster nach Abpfiff. In den Anfangsminuten setzten die Lautrer diese Vorgabe auch souverän um, brachten die Fortuna unter Druck. „Mit dem ersten Schuss auf unser Tor geraten wir dann in Rückstand, kurz danach gab es die Rote Karte gegen uns“, profitierte Schuster nicht vom weiteren Spielverlauf. Der FCK gab sich in Unterzahl nicht auf, doch auf langer Strecke erhöhte Düsseldorf das Ergebnis folgerichtig. Das Publikum feierte dennoch.
Denn hinter dem FCK liegt - völlig zu Recht - eine außerordentlich gute Saison, die der Aufsteiger auf dem neunten Platz mit 45 Punkten abschließt. Dass Lautern „einstellig ins Ziel eingelaufen“ war, hätte „vorher jeder unterschrieben“, war sich Schuster sicher. Gleichzeitig war dem Cheftrainer bewusst, dass nun Aufgaben anstehen. „Wir gehen in die Analyse. Dazu gehört auch die Rückrunde, in der wir zu wenig Punkte geholt haben. Das ist ganz klar“, so Schuster.
Dass seine Mannschaft trotzdem gefeiert wurde, fand der Cheftrainer „super-toll“. Darauf wird es in Kaiserslautern auch in Zukunft ankommen, dessen war sich Schuster bereits sicher. „Wir hoffen auf diese Unterstützung auch in der nächsten Saison, die brutal schwierig werden wird“, gab der Fußballlehrer vor. Schon in zwei Wochen startet die Vorbereitung für die neue Spielzeit, die mit der ersten Trainingseinheit am 19. Juni eröffnet wird. Tags darauf fliegt der FCK ins Trainingslager in die Vereinigten Staaten. Dass Schuster bis dahin schon den vollständigen Kader zusammen haben wird, erschien dem Cheftrainer noch unwahrscheinlich.
Dann wird sich zeigen, ob der 1. FC Kaiserlautern erneut eine solch ruhige Saison schafft wie in diesem Jahr. Das Problem ist im zweiten Jahr vor allem die Erwartungshaltung der Fans. Das einzige, was die Fans vom Träumen eines Bundesliga-Aufstiegs abgehalten hat, war die Tatsache, dass man frisch aufgestiegen war und wusste, wo man her kommt. Nach einem Jahr in der Zweiten Liga dürfte auch das etwas verschieben. Nach dem Saisonfinale kam es erstmals zu negativen Äußerungen in den sozialen Medien.
Dennoch: Der FCK läuft in ruhigen Gewässern in die Sommerpause ein - das war nicht immer so. Kann Schuster die Massen weiterhin gut einfangen, sollte der nächste Schritt in der Zweiten Liga gemacht werden. Mit einem voreilig formulierten Ziel halten sich die Verantwortlichen aber zurück.