Der 1. FC Kaiserslautern ringt Darmstadt 98 im letzten Heimspiel der Saison nieder – und erhält sich damit die minimale Chance auf den Relegationsplatz. Zum letzten Spiel muss er nach Köln.
Es war ein Fußballnachmittag voller Kontraste, an dessen Ende sich der 1. FC Kaiserslautern mit einem knappen, aber verdienten 2:1-Heimsieg gegen den SV Darmstadt 98 behauptete – ein Ergebnis, das den Roten Teufeln nicht nur drei Punkte bescherte, sondern auch die letzte rechnerische Möglichkeit auf den Relegationsplatz am Leben hielt. Dass diese Chance nur theoretischer Natur ist, änderte nichts an der spürbaren Emotionalität, mit der die Partie im Fritz-Walter-Stadion ausgetragen wurde. Es war ein Sieg des Willens, ein Auftritt, der weniger durch taktische Brillanz als vielmehr durch Herzblut und Entschlossenheit überzeugte.
Dabei begann der vorletzte Spieltag alles andere als verheißungsvoll. Die Elf von Trainer Torsten Lieberknecht, die im Vergleich zur Vorwoche mit Jean Zimmer für Frank Ronstadt startete, erwischte einen klassischen Fehlstart. Kaum waren die ersten Sekunden verstrichen, da leitete ein grober Fehler im Spielaufbau das frühe Führungstor für die Gäste ein. Zwar konnte Keeper Julian Krahl den ersten Versuch noch stark parieren, doch beim Nachschuss von Luca Marseiler war auch er machtlos – 0:1 nach nur drei Minuten.
Der FCK kommt über die Mentalität
Ein Moment, der in der Vergangenheit häufiger als Initialzündung für Unsicherheit und Hektik im Lauterer Spiel gedient hatte. Doch diesmal zeigte die Mannschaft eine bemerkenswerte Reaktion. Getrieben vom lautstarken Publikum und einer spürbaren Entschlossenheit auf dem Platz, drängte der FCK vehement auf den Ausgleich. In der zwölften Minute war es erneut Jean Zimmer, der in den Mittelpunkt rückte: Im Strafraum unsanft gestoppt, entschied Schiedsrichter Robin Braun zunächst auf Weiterspielen. Erst der Blick auf die Videobilder brachte die Korrektur – Elfmeter für Kaiserslautern. Marlon Ritter übernahm Verantwortung und verwandelte sicher zum 1:1-Ausgleich (16.). In der Folge blieben die Gastgeber das aktivere Team. Ragnar Ache scheiterte in der 23. Minute mit einem kraftvollen Schuss an Darmstadts Schlussmann Marcel Schuhen, wenig später verfehlte ein feiner Schlenzer von Daisuke Yokota das Ziel nur um Zentimeter. Trotz der Offensivbemühungen offenbarten sich jedoch defensive Anfälligkeiten. Besonders bei Standardsituationen wirkte die FCK-Hintermannschaft verwundbar. In der 31. Minute schien Isac Lidberg die Lilien erneut in Führung zu bringen, doch nach minutenlanger VAR-Überprüfung wurde das Tor wegen Abseits aberkannt.
Die vielen Unterbrechungen führten zu einer ausgedehnten Nachspielzeit in der ersten Hälfte – und die nutzte Kaiserslautern eiskalt. Daniel Hanslik bediente Ragnar Ache, der an der Strafraumkante kurz verzögerte und dann präzise abschloss. Mit seinem überlegten Treffer in der Nachspielzeit stellte er den Halbzeitstand von 2:1 her – und sorgte für Ekstase auf den Rängen. Was in den ersten 45 Minuten noch von Intensität und Tempo geprägt war, verlor im zweiten Durchgang zunehmend an Struktur. Darmstadt übernahm mehr und mehr die Spielkontrolle, während Kaiserslautern kaum noch zu zwingenden Offensivaktionen kam. Eine der wenigen gefährlichen Szenen bot sich Clemens Riedel, dessen Kopfball nach einer Ecke jedoch von Julian Krahl in höchster Not aus dem Winkel gefischt wurde (49.).
„Es ging in den letzten Spielen darum, dass wir diesen Turnaround schaffen. Und das haben wir, glaube ich, ordentlich hinbekommen, um diese kleine Chance noch zu wahren“, resümierte Trainer Torsten Lieberknecht nach dem Spiel. Und in der Tat: Nach einer Saison voller Turbulenzen, Rückschläge und Trainerdiskussionen ist es den Lauterern in den vergangenen Wochen gelungen, den Trend zu brechen – nicht mit spielerischem Glanz, aber mit Einsatz, Mentalität und Geschlossenheit. Lieberknecht ergänzte: „Die Mannschaft hat ihr Herz auf dem Platz gelassen. Und das ist momentan mit das Wichtigste. Inhaltlich kann ich meiner Mannschaft heute zwar nicht das beste Lob ausstellen, aber charakterlich, wie sie für diesen Moment arbeitet – da habe ich nur größtes Lob parat.“ Der FCK blieb auch im zweiten Durchgang defensiv gefordert. In der 74. Minute verhinderte Jannis Heuer eine gefährliche Abschlusschance der Gäste, zwei Minuten später zappelte der Ball erneut im Lauterer Netz – doch wie schon in Halbzeit eins stand Lidberg im Abseits. Wieder wurde ein Treffer des Darmstädter Angreifers zurückgenommen. Erst kurz vorm Abpfiff bot sich Kaiserslautern die Möglichkeit zur Entscheidung. Faride Alidou hatte beinahe freie Bahn, rutschte jedoch beim Abschluss weg – aus der großen Chance wurde lediglich ein harmloser Versuch (90.).
Hoffen auf ein Fußballwunder
Dennoch brachte der FCK den knappen Vorsprung über die Zeit und sicherte sich damit den achten Heimsieg der Saison – mehr als jeder andere Zweitligist. „Wir haben Darmstadt ein bisschen zu viel spielen lassen. Wir haben auch die Bälle zu schnell verloren“, analysierte Torschütze Marlon Ritter die zweite Hälfte selbstkritisch. „Aber trotzdem haben wir bis zum Ende alles wegverteidigt. Wir wollten heute unbedingt gewinnen, auch wenn es vielleicht eher eines der nicht so guten Spiele war. […] Heute haben wir gewonnen und nehmen drei Punkte mit.“ Dass Ritter zur Halbzeit ausgewechselt wurde, lag dabei nicht an seiner Leistung, sondern an der Gelben Karte, die ihm zur Gefahr wurde. Mit Blick auf das Saisonfinale in Köln erklärte der Lautrer Kapitän kämpferisch: „Jetzt fahren wir nächste Woche nach Köln, und dann schauen wir mal, was noch passieren kann. Wir fahren jedenfalls nicht dahin, um Köln zu gratulieren. Wir fahren dahin, um drei Punkte zu holen.“ Dass der FCK aus den letzten drei Spielen sieben Punkte geholt hat, wertet Philipp Klement, der erstmals seit dem siebten Spieltag wieder auf dem Platz stand, als psychologische Stärkung: „Das sollte uns Mut geben. In Köln wird es schon so sein, dass da die große Party vorbereitet ist, und wir können relativ befreit aufspielen. Wenn wir ein gutes Spiel machen, kann da auch schnell Unruhe ins Stadion kommen. Und das sollte unser Ansatz sein.“
Sportlich bleibt der Relegationsplatz unwahrscheinlich. Zu viele Ergebnisse müssten am letzten Spieltag zusammenkommen: Elversberg, Paderborn und Düsseldorf müssten patzen – während Kaiserslautern selbst in Köln gewinnen müsste. Dennoch bleibt der Blick nach vorn. Denn dieser Sieg war mehr als nur ein Dreier – er war ein Signal. Ein Zeichen dafür, dass der FCK in der Lage ist, auch in schwierigen Phasen Haltung zu bewahren. Mit dem Etikett „erfolgreichste Heimmannschaft der Saison“ im Gepäck reist der Traditionsverein nun nach Köln. Dort wartet der alte Rivale – und vielleicht ein letztes Fußballwunder.