Tanja Comba, Chefin vom Dienst bei RTL und Stylistin, stylt bei „RTL Punkt 12“ für die Rubrik „Was traust Du Dich?“ Zuschauerinnen um. Die Kölner Mode-Expertin spricht darüber, worin die Herausforderungen bei der Sendung bestehen und wie man einen eigenen Stil für sich entwickelt.

Frau Comba, Sie stylen für die Rubrik „Was traust Du Dich?“ bei „RTL Punkt 12“ Zuschauerinnen um. Wie kam es dazu?
Als ich vor fast elf Jahren bei RTL anfing, fiel einigen Kollegen schnell meine Expertise in Sachen Mode auf, gepaart mit der redaktionellen Erfahrung, die ich mitbrachte. Außerdem wusste ich als Teil der Redaktion natürlich genau, was unsere Modethemen speziell für die RTL-Zuschauerin brauchen. Ich stand zunächst viel in Modetrend-Beiträgen vor der Kamera, und irgendwann kam die Redaktion dann wieder auf mich zu und bat mich, die „Punkt 12“-Umstyling-Rubrik „Was traust Du Dich?“ zu übernehmen. In der Rubrik geht es viel tiefer als in reinen Trend-Beiträgen, da die Frauen Hilfe suchen und sich mir und unserem ganzen Team anvertrauen müssen. Wir geben nicht nur Styling-Tipps, es geht darüber hinaus: Es ist gleichzeitig Lebenshilfe, würde ich sagen. Da ist natürlich meine Lebenserfahrung, da ich ja über 50 bin und schon selbst einiges erleben durfte, eine ideale Voraussetzung, um auf die Frauen einzugehen, sie zu verstehen und helfen zu können.
Neben dieser Tätigkeit stylen Sie auch noch regelmäßig Promis.
Die Stylings von Prominenten entwickelten sich parallel zu meiner Arbeit als Mode-Expertin. Zum einen, weil sie durch diese Arbeit auf mich aufmerksam wurden. Zum anderen, weil ich durch meinen Beruf seit vielen Jahren Kontakt zu prominenten Persönlichkeiten habe. Durch meine Instagram-Tätigkeit als – wenn man es so nennen mag – Influencerin, kann ich meine Styles zeigen, auch die zu besonderen Anlässen. Und da mir einige VIPs dort folgen, bekam ich irgendwann Styling-Anfragen. Schauspielerin Caroline Beil etwa fragte irgendwann an, ob ich sie stylen könne. Seither kümmere ich mich regelmäßig um ihre Looks. Mit Moderatorin und Buchautorin Sarah Valentina Winkhaus arbeite ich, seit sie mich zu ihrer Buch-Lounge-Party anfragte. Janine Kunze fragt mich des Öfteren nach Looks, die sie bei mir bei Instagram gesehen hat und auch meine Kollegin, die liebe Katja Burkard, lässt sich von meinen Styles inspirieren. In einer Folge von „Was traust Du Dich?“ konnte ich Schlagersängerin Christina May neu stylen und ein ganz neues Image kreieren. Die Stylings für den Roten Teppich, Shootings oder Bühnen-Outfits machen mir natürlich auch sehr viel Freude, da ich dort ordentlich Gas geben kann.
Worin bestehen die speziellen Herausforderungen bei den Umstylings in Ihrer Sendung?
Die besondere Herausforderung der Umstylings ist, dass die Rubrik viel tiefer geht als nur an die reine „Styling-Oberfläche“. Ich sage immer: Mode ist viel mehr als nur die Oberfläche. Und genauso ist es in unserem „Was traust Du Dich?“. Die Frauen, die Styling-Hilfe suchen, sind an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem sie sich styletechnisch und meist auch ansonsten ein Stück weit selbst verloren haben.
Wir Frauen haben oft die Angewohnheit, uns selbst hintanzustellen und uns erst mal um das Wohl der Kinder, der Ehemänner oder sonstiger Familienmitglieder zu kümmern. Und natürlich auch noch unseren Job zu erfüllen und uns ums Zuhause et cetera zu kümmern. Das alles oder Schicksalsschläge, die einige der Frauen erlebt haben, lassen es oft gar nicht mehr zu, dass sie überhaupt die Zeit haben, sich Gedanken um ihren Style zu machen und wenn, dann wissen sie eben auch nicht, wie sie es anfangen sollen. Der Körper hat sich vielleicht im Laufe der Zeit auch noch verändert.
Die erste Aufgabe ist es also, erst mal herauszufinden, wo das eigentliche Problem liegt. Also nicht das optische, sondern die Ursache dessen. Dann höre ich, was die Frau sich wünschen würde – was sind ihre Bedürfnisse, was möchte sie gerne mal wieder verkörpern oder zurückhaben. Möchte sie mal wieder weiblicher wirken, möchte sie ihr Bäuchlein kaschieren und so weiter.
Neben ersten Styling-Tipps, die die Frauen bekommen, ist es total wichtig, bereits in diesem Moment das Selbstvertrauen wieder nach vorne zu bringen, in ihr wieder ein Feuer zu zünden. Denn dann haben sie bei unserer nächsten Begegnung genug Selbstvertrauen, um sich uns anzuvertrauen und sich auf eine starke Veränderung in der Umstyling-Session einzulassen. Sie können aus mehreren Stufen wählen. Meinem Kollegen Lukas Kuciel, international gebuchter Hair- und Make-up-Artist, und mir ist natürlich die Stufe der stärksten Veränderung immer am Liebsten. Damit können wir am meisten erreichen.
Worauf achten Sie bei den Umstylings?
Die Looks, die wir kreieren, müssen einige Anforderungen erfüllen. Selbstverständlich müssen sie sich deutlich vom Vorher-Look unterscheiden und die Frau besser aussehen lassen.
Sie müssen aber auch nachhaltig sein, und zwar insofern, dass die Frau dann auch wirklich glücklich damit ist und etwas damit anfangen kann. Sie sollte inspiriert sein, auf der neuen Grundlage selbstständig weiterzumachen und neue Looks für sich finden und so ihren Style auf Dauer verändern zu können. Alles muss einfach zu handeln sein – Outfit, Haare, Make-up.
Die Looks müssen in den meisten Fällen auch alltagstauglich sein und die Frauen auf positive Weise wieder sichtbar machen für ihre Umwelt. Viele Frauen haben mir nämlich beim ersten Gespräch erzählt, dass sie sich ihren jetzigen Look zugelegt haben, weil sie sich quasi unsichtbar machen wollen. Und das ist doch wirklich schade. Wir haben doch alle das Recht darauf, zu strahlen!
Je nach Mut der Frau gestalten wir die Styles. Sie soll sich ja auch wirklich wohl darin fühlen und ihr neues, verbessertes Ich darin finden und sich nicht verkleidet fühlen.
Gott sei Dank gelingt uns das bisher immer. Das Staunen und das Leuchten in den Augen der Frauen, wenn sie sich das erste Mal umgestylt im Spiegel erblicken, ist für unser ganzes Team auch immer sehr aufregend und der schönste Moment. Freudentränen sind der schönste Beweis, dass die Verwandlung geglückt ist.

Welche Umstyling-Kandidaten aus Ihrer Sendung sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Da waren so viele tolle Frauen. Manche Kandidatinnen haben mir auch Monate nach den Umstylings noch geschrieben und Fotos von neuen Styles geschickt. Sie sind regelrecht wieder aufgeblüht, und das macht Lukas und mich natürlich sehr, sehr glücklich.
Aber besonders erinnere ich mich an eine Kandidatin, die ein riesiges Problem mit ihrem Bauch hatte. Der hatte sich nach drei Geburten verändert. Aber für die Frau fokussierte sich alles auf den Bauch, so stark, dass sie trotz kleiner, zierlicher Figur überhaupt nicht mehr wusste, was sie noch anziehen soll, und immer nur alles daran setzte, den Bauch mithilfe der Kleidung verschwinden zu lassen. Sie erzählte auch, dass sie oft von Menschen gefragt werde, ob sie wieder schwanger sei, weil sie ja ein Bäuchlein hätte. Die eigentliche Sache, die dann herauskam, war aber folgende: Sie hatte früher eine Fehlgeburt erlitten, und nun wurde sie durch ihren Bauch und die Bemerkungen der anderen Menschen immer wieder daran erinnert. Darüber hatte sie jeglichen Bezug zu ihren Styles verloren.
Dieses Beispiel zeigt sehr eindrucksvoll, dass Mode eben viel mehr als nur die Oberfläche ist.
Ein Styling ist nichts Oberflächliches, es macht sehr viel mit unserem Selbstbewusstsein, unserer Haltung uns und unseren Mitmenschen gegenüber.
Wie genau gehen Sie vor, wenn Sie jemanden stylen?
An erster Stelle steht bei mir immer das Zuhören. Damit ich passende Styles kreieren kann, muss ich ja wissen, für welche Anlässe sie genau sind, was die Anforderungen sind und natürlich auch, was die Klientin grundsätzlich mag oder auch gar nicht. Um dann doch alles anders zu machen … (lacht) Nein, natürlich nicht. Aber ich konnte schon manche Dame davon überzeugen, etwas anzuziehen, was ihr laut eigener Aussage so gar nicht steht. Natürlich sah sie dann in meinem Vorschlag großartig aus. Dafür bin ich eben auch da: es manchmal – unabhängig vom Geschmack der Klientin – besser zu wissen.
Ich schaue mir zur Vorbereitung – egal, ob bei Prominenten oder anderen Frauen – immer Fotos von vergangenen Looks an und entwickle so eine erste Vorstellung, was ich gut finden würde oder anders machen würde. Bei den prominenten Klientinnen ist natürlich zu berücksichtigen, dass ein Image über den Look transportiert wird.
Ich stimme die Styles auf den Anlass ab: Geht es auf eine glamouröse Gala, in eine Fernsehshow oder auf die Bühne? Aber auch bei Frauen, die nicht in der Öffentlichkeit stehen, schaue ich, in welchem Umfeld sie sich bewegen und was sie beruflich machen, denn auch im „normalen“ Leben verkaufen wir ja ein Image mithilfe unserer Kleidung.
Bei Event-Looks für VIPs schaue ich mir auch immer die Einladung an. Zum einen ist zum Teil ein Dresscode vorgegeben. Aber auch wenn nicht, erkenne ich so schon mal eine etwaige Farbgebung der Veranstaltung. Das finde ich wichtig, damit das Outfit auf Fotos auch schön ins Szenario passt.
Ich schaue mir die Figur, die Haut und die Haare der Frauen an. Daraus ergeben sich bestimmte Schnitte, Farben und Materialien, die vorteilhaft sind.
Bezüglich der Figur hat ja fast jede Frau die ein oder andere Stelle, mit der sie sich nicht wohlfühlt. Diese Stellen werden in den Stylings eher kaschiert oder einfach geschickt umspielt und nicht noch hervorgehoben. Looks sind da, um unsere Vorzüge zu betonen und die Schönheit zu unterstreichen, auch wenn sie dabei sehr cool wirken können.
Woher weiß man, welche Farben und Kleidungsstücke jemandem stehen?
Der Blick auf die Figur, die Haare und die Haut geben sofort Anhaltspunkte darüber, was der Person steht. Es existieren aber auch Orientierungshilfen, etwa die Definition von unterschiedlichen Figurtypen. Es gibt die A-, O-, X- und Y-Figur. Diese bieten auch Laien einen guten Anhaltspunkt, die eigene Figur einzuordnen und zu sehen, welche Kleidungsstücke der Körper braucht, um harmonisch gekleidet zu wirken.
Es ist immer schön und vorteilhaft, die Proportionen der Figur auszugleichen. Eine Frau mit einer O-Figur, also viel Oberweite, vielleicht Bauch und schlanken Beinen sollte darauf achten, optisch nicht auch noch Volumen auf den Oberkörper zu setzen und die schlanken Beine mit schwarzen Leggings noch schlanker zu machen. Idealer ist es, den Oberkörper etwa durch einen V-Ausschnitt optisch zu strecken und Aufmerksamkeit auf das Dekolleté zu lenken. Fließende Materialien können zusätzlich schmeicheln, da sie ein Bäuchlein luftig umschmeicheln und kaschieren können. Natürlich wollen wir unsere Vorzüge betonen und schlanke Beine zeigen, aber hier sollten Kleidungsstücke gewählt werden, die die Proportion im Verhältnis zum Oberkörper ausgleichen.

Wie wirken kleine Frauen etwas größer – wie kann man hier mit Kleidung „mogeln“?
„High Heels“ ist das Zauberwort. Damit können sich kleine Frauen richtig gut strecken und größer mogeln. Je höher der Absatz, desto größer die Frau. Aber es gibt viele Alternativen für Frauen, die nicht ewig auf High Heels laufen können oder wollen. Ist oft auch unrealistisch und für viele Frauen sehr unkomfortabel und unpraktisch im Alltag. Es gibt Schuhe mit Plateausohlen in allen Varianten. Seien es Sneaker, Loafer oder andere bequeme Schuhe. Frauen, die lieber ganz flache Schuhe tragen, sollten Modelle wählen, die vorne spitz sind. Denn auch das streckt optisch.
Außerdem sind monochrome oder Ton-in-Ton-Outfits vorteilhaft. Sie bringen Ruhe in den Look, wirken nicht überladen und strecken so optisch. Zu große Muster können kleine Frauen optisch schnell erschlagen und sie noch kleiner wirken lassen. Vertikale Linien im Outfit wie ein hoher Schlitz im Rock oder ein V-Ausschnitt lassen kleine Frauen zusätzlich größer wirken. Die Schnitte der Kleidungsstücke sollten nicht zu weit sein. Denn auch das staucht schnell. Körpernähere Schnitte sind vorteilhafter. Auch bestimmte Hosenschnitte können kleinere Frauen wunderbar größer wirken lassen, zum Beispiel Bootcut-Hosen, die sehr lang geschnitten sind und bis über die Schuhe reichen. Idealerweise sind sie dann auch noch highwaist geschnitten, das zaubert endlos lange Beine.
Haben Sie Tipps: Wie entwickelt man einen eigenen Stil für sich?
Wir alle haben Farben, Formen und Kleidungsstücke, zu denen wir instinktiv greifen, mit denen wir uns wohlfühlen, die wir besonders mögen. Diese können wir als Grundlage nutzen und mal überlegen, ob sie zu dem passen, was wir nach außen darstellen wollen, was wir mit unseren Looks sagen wollen. Es spielt eine große Rolle, in welchem Umfeld ich unterwegs bin, was ich repräsentieren muss oder möchte oder wie stark ich mich unterscheiden möchte. So haben wir schon einmal ungefähre Anhaltspunkte. Außerdem sollten wir schauen, was zu unserem Aussehen, zu unserer Figur, den Haaren passt.
Ein gutes Hilfsmittel, um zu kontrollieren, ob der Stil, die Looks mir auch wirklich stehen, ist, sich selbst mal aus der Perspektive eines außenstehenden Betrachters anzuschauen. Das geht ganz einfach, indem wir uns vor dem Spiegel fotografieren. Und uns dann auf dem Foto in dem Outfit anschauen. Wir sehen plötzlich Dinge am Look, die noch nicht stimmig sind, und können dann anfangen auszuprobieren, wie es mit anderen Varianten aussehen würde. Also: Einfach mal unterschiedliche Stilrichtungen ausprobieren und schauen, was mich besonders gut kleidet und worin ich mich am wohlsten fühle. Denn das ist die Grundlage: Wir müssen uns wohlfühlen in dem, was wir tragen. Das stärkt unser Selbstvertrauen und wir haben eine gute Ausstrahlung.
Zusätzlich können wir uns Markenzeichen kreieren, die zu einem Stil beitragen. Sei es die auffällige Brille, die Frisur oder immer besonders viel Schmuck oder das Gegenteil, die Reduzierung. Alles Details, die einen Stil für uns definieren.
Was macht für Sie einen guten authentischen Look aus?
Ein guter, authentischer Look ist für mich immer ein Look, der wie selbstverständlich daherkommt, weil er einfach gut zu seiner Trägerin passt und nicht verkleidet wirkt. Er unterstreicht die Persönlichkeit der Trägerin, und sie bewegt sich natürlich und komfortabel darin. Man sieht, ob ein Look authentisch ist, denn dann wird er die Vorzüge und auch den Charakter der Person unterstreichen.
Welche Stücke sollten in keinem Kleiderschrank fehlen?
Basics wie eine gutsitzende Jeans, ein perfekt geschnittener Blazer und qualitativ hochwertige T-Shirts sind immer eine gute Grundlage für eine Garderobe. Daher sollten sie nicht fehlen. Sie sind absolut zeitlos, kommen nie aus der Mode und bieten unzählige Kombinationsmöglichkeiten. Damit sie auch wirklich zeitlos sind, sollten die Schnitte nicht zu extrem sein und die Materialien hochwertig. So kann man die Teile sehr lange tragen und immer wieder anders mit Trendteilen kombinieren. Ein toller Trenchcoat darf auch nicht fehlen. Bei uns Frauen kommt außerdem noch eine hochwertige Handtasche hinzu. Wir brauchen nicht zig Designertaschen, aber eine hochwertige Handtasche wertet jedes Outfit sofort auf.

Gibt es bei Outfit oder Styling No-Gos für Sie?
Zu enge Kleidung ist ein absolutes No-Go und sieht immer unvorteilhaft aus. Da sollten wir uns dringend vom Diktat der Kleidergrößen freimachen und lieber zur größeren Größe greifen, statt plötzlich ein zu enges Teil zu tragen, was unschön abmalt.
Außerdem hilft viel nicht immer viel. Zu überfrachtete Looks können auch sehr unvorteilhaft wirken.
Ein weiteres No-Go ist es, wenn wir unsere Authentizität verlieren, nur um irgendwelchen Trends hinterherzujagen. Die Gefahr liegt darin, dass wir unsere Vorzüge und das, was uns gut steht, aus den Augen verlieren. Es ist nicht jeder Trend für jeden gleichermaßen geeignet.
Wie kleiden Sie sich persönlich am liebsten?
Ich mag es abwechslungsreich und variiere gerne. Prinzipiell würde ich meinen Look selbst als „Pimp up your basics with a twist“ bezeichnen. Gerne aber auch mit einem Hauch 70er-Jahre. Ich setze gerne Akzente mit Accessoires und mag ansonsten eher schlichte Kleidungsstücke, die ich aber gerne im Stilbruch kombiniere. Wenn ich auf Veranstaltungen gehe, wird es eleganter und extravaganter.