Die Jugend ist gar nicht so. Sie ist anders. Oder eigentlich: So anders ist sie gar nicht.
Was mich an der jüngsten Shell-Jugendstudie überrascht hat, ist, wie viele von den Ergebnissen überrascht waren. So, als hätten sie mit jungen Menschen wenig bis gar nichts zu tun. Was – rein statistisch – eigentlich kaum sein kann.
Nein, die jungen Menschen in Deutschland blicken nicht mehrheitlich mit düsterem Blick in die Zukunft, und nein, in ihren Einstellungen driften sie auch nicht an politische Ränder. Zumindest nicht mehr, als wir es auch sonst beobachten.
Was sie wollen, ist schlicht ihre Zukunft gestalten, mit einem Stück Geborgenheit in der Familie und mit guten Freunden. Und das, sagen die Forscher der wohl renommiertesten deutschen Jugendstudie in ihrem Langzeitvergleich, hat sich auch kaum geändert.
Bei den großen Themen wie Krieg und Frieden oder Klima unterscheiden sich die Ergebnisse bei Jugendlichen kaum von dem, was wir aus allgemeinen Studien wissen.
Aber die jungen Menschen haben uns älteren Semestern einiges voraus. Wir arbeiten uns immer noch an der Pandemie ab, während das für junge Menschen eher „Käs’ von gestern“ ist und – was tatsächlich überrascht – ein Beleg dafür, „wie eine Gesellschaft plötzliche Krisensituationen bewältigen kann“ (Zitat Studie). Uns ist bei allem, was ja tatsächlich nicht gut oder sogar richtig schlecht läuft, der Blick dafür verloren gegangen, wie viel wir immer noch hingekriegt haben.
Verdrossenheiten gibt es auch bei jungen Menschen, aber ihr grundsätzliches Vertrauen in die Demokratie und ihre Institutionen ist erstaunlich groß. Dass das Vertrauen in die Parteipolitik zurückgegangen ist, überrascht dabei wiederum wenig.
Das auch medial vieldiskutierte Bild „der Jugend“ ist vielleicht nicht falsch, spiegelt aber kaum die Lebenswirklichkeiten und Einstellungen des ganz großen Teils der „normalen“ jungen Menschen wieder. Vermutlich, weil das einfach zu normal ist, um für plakative Aufmacher oder gar Skandale zu taugen.
Insofern sagt uns die Studie nicht nur etwas über „die Jugend“, sondern auch über uns selbst und unsere Wahrnehmungen. In manchen Dingen machen uns die jungen Menschen, deren Zukunft uns doch angeblich so am Herzen liegt, einiges vor. Wir sollten uns ein Beispiel daran nehmen.