Große Probleme? Kein Problem! Ein Blick in eine beliebige Suchmaschine zeigt: alles ganz einfach. Probleme lösen in sechs Schritten, wahlweise auch fünf oder sieben, jedenfalls alles ganz klar, zielführend und vor allem einfach. Geht übrigens auch in drei Schritten: Analysieren, Plan machen, umsetzen – und fertig ist der Dreisatz-Problemlösungsblog.
Danach kommt die schnöde Realität.
Und die kommt in der Diskussion um Flüchtlings- und Migrationspolitik inzwischen auch mit einem Dreisatz daher: „Wir brauchen Vernunft“, fordern die einen, „die Zahlen müssen runter“, die anderen, „das haben wir immer schon gesagt“, sagen die Dritten.
Beim inzwischen zunehmend immer weniger geneigten Publikum bleibt intuitiv hängen: „Vernunft“ – das klingt kompliziert und anstrengend, „Zahlen runter“ dagegen wie ein plausibler Plan, da ist schon fast egal, wer da sonst noch Beifall klatscht.
Nur: Welche Zahlen sollen runter? Flüchtlinge (Genfer Flüchtlingskonvention), Asylsuchende (Grundgesetz), Menschen mit subsidiärem Schutz oder unter Abschiebeverbot? Oder Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine?
Mitte 2023 lebten rund drei Millionen Schutzsuchende in Deutschland, knapp 170.000 davon waren ausreisepflichtig, so der Mediendienst Integration.
Nur zur Erinnerung: Hinter den Zahlen stehen Menschen, Schicksale. Dafür ist wenig Platz in Diskussionen mit Schlagworten wie vermeintlichen Pull-Faktoren. Und am Ende wird alles ein großer Rührbrei, in den alles reingeschüttet wird, Fehler aus misslungener Integrationspolitik der Vergangenheit inklusive. Dass am Ende nur eine unverdauliche Kost dabei rauskommen kann, wird beim ständigen Rühren immer klarer. Zumal, wenn das ganze Gebräu noch mit der Idee zu Kürzungen bei Integrations- und Sprachförderung und parteitaktischen Manövern garniert wird.
Das alles müsste sich eigentlich von selbst verbieten, um die ohnehin angespannte und gereizte Stimmungslage nicht weiter zu befeuern. Es wäre zwar keine Lösung der komplexen Probleme, aber ein Beitrag zur (mentalen) Entlastung derer, die sich zunehmend belastet fühlen.