US-Präsident Donald Trump hat ein Faible für die reichen Golfstaaten
Wenn amerikanische Präsidenten früher in den Nahen Osten reisten, hatten sie gewöhnlich eine strategische Vision im Gepäck. Jimmy Carter trieb Israel und Ägypten 1978 zum Friedensabkommen von Camp David. Bill Clinton startete 1993 den Oslo-Prozess zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). George W. Bush arbeitete sich an der Illusion ab, dass der Sturz Saddam Husseins im Irak 2003 eine Kettenreaktion der Demokratisierung im Nahen Osten auslösen würde. Barack Obama hielt 2009 in Kairo eine Grundsatzrede, „um einen Neuanfang zwischen den Vereinigten Staaten und den Muslimen rund um die Welt zu suchen“.
Donald Trumps Reise an den Persischen Golf war frei von derlei hochfliegenden politischen Ambitionen. Bei den Stopps in Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten ging es vor allem um Geld. Trump war scharf auf arabische Investitionen in US-Spitzentechnologie: Flugzeuge, Waffen oder Künstliche Intelligenz.
Es war kein Zufall, dass Trump– wie zu Beginn seiner ersten Amtszeit– seine erste reguläre Auslandsreise in den Nahen Osten machte. 2017 hatte er in Saudi-Arabien ein riesiges Waffengeschäft über mehr als 380 Milliarden Dollar abgeschlossen. Jetzt kündigte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman an, in den kommenden vier Jahren rund 600 Milliarden Dollar in den USA investieren zu wollen. Die Emirate streben laut BBC an, innerhalb von zehn Jahren etwa 1,4 Billionen Dollar für Anlagen in Amerika lockerzumachen.
Trumps Faible für den Golf speist sich aus mehreren Quellen. Da ist der rauschhafte Luxus, der in den öl- und gasreichen Monarchien angehäuft wurde. Gold, Marmor und Hotelpaläste haben es dem früheren Immobilienmagnaten angetan. Aber auch das Durchregieren der arabischen Potentaten, die sich mit keinen widerborstigen Parlamenten, Presseorganen oder Menschenrechtsorganisationen herumschlagen müssen, erregt die Bewunderung des US-Präsidenten.
Trump war jedoch nicht nur als erster Standortvermarkter seines Landes in Nahost unterwegs. Es ging auch um Deals für sein Familienunternehmen Trump Organization. Der Präsident hatte zwar nach seiner Wahl 2017 die Leitung des Konzerns an seine Söhne Donald Jr. und Eric abgegeben, blieb aber Eigentümer. Das heißt: Von allen Einnahmen profitiert auch er. So soll in der emiratischen Glitzer-Metropole Dubai das erste Trump-Hotel entstehen, das „Trump International Hotel and Tower“. Der 80 Stockwerke hohe Wolkenkratzer kostet rund eine Milliarde Dollar und wird von lokalen Partnern gebaut. Die teuerste Wohneinheit ist ein Penthouse für 20 Millionen Dollar. In Katar soll ein Trump-Golfclub mit mehreren Luxusvillen errichtet werden. In der saudischen Küstenstadt Dschidda ist der Bau eines Trump-Hochhauses für 533 Millionen Dollar geplant.
Das Geschäftsmodell in Nahost funktioniert so: Arabische Firmenpartner der Trump Organization, die entweder dem Staat gehören oder eng mit der Regierung verbandelt sind, stellen das Kapital für den Bau der Objekte. Die Trump-Familie verkauft ihren Namen und ihre Marke und wird dafür fürstlich bezahlt. Zudem kassiert sie langfristig für das Management der Immobilien.
Trumps Geldmaschine kennt keine Limits – schon gar keine ethischen. So will der Chef des Weißen Hauses ein luxuriöses Flugzeug als Geschenk von der Familie des Emirs von Katar annehmen. Der rund 400 Millionen Dollar teure Jet vom Typ Boeing 747-8 soll zur Präsidentenmaschine „Air Force One“ aufgerüstet werden. Um moralische Bedenken beiseite zu wischen, betreibt Trump schamlos Kostenkosmetik. So wird der Deal offiziell als Gabe an die US-Luftwaffe deklariert. Nach Trumps Amtszeit gehe das Flugzeug an seine Präsidentenbibliothek, heißt es. Er werde es nicht privat nutzen.
Kritiker sehen hier eine unzulässige Grenzüberschreitung. „Donald Trump vermischte auf offensichtliche Weise seine eigenen wirtschaftlichen Interessen mit dem Amt des Präsidenten und dessen Prestige“, sagt Florian Böller vom Heidelberg Center for American Studies (HCA) der Uni Heidelberg. „Trumps Aktivitäten erwecken hierbei mehr als nur den Anschein von Korruption, sie brechen eklatant und kaum verhohlen die traditionellen Normen zum Umgang mit finanzieller Transparenz und zur Trennung von privaten und offiziellen Tätigkeiten.“