Immer mehr Menschen achten mittlerweile auch bei ihrer Hotelwahl auf ein Umweltzertifikat. „GreenSign Institut" ist eines von über 50 Zertifizierungsunternehmen in Europa, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, der Hotellerie zu mehr Nachhaltigkeit zu verhelfen.

Nachhaltigkeit will gelebt werden. Deshalb ist es nicht nur von Bedeutung sich die Frage zu stellen, was man privat im Haushalt tun kann, um der Klimakrise entgegenzuwirken. Sondern beispielsweise auch bei der Hotelwahl für den Sommerurlaub.
Nachhaltigkeitszertifikate geben klimabewussten Reisenden ein Stück weit Orientierung in dem Meer aus Hotelsuchmaschinen und Angeboten. In Europa gibt es mittlerweile mehr als 50 verschiedene Umweltsiegel für touristische Angebote, die nach unterschiedlichen Kriterien bewerten. Darunter beispielsweise „Dehoga-Umweltcheck", „Die Blaue Schwalbe", das Siegel „Certified Green Hotel" vom Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) oder das offizielle Umweltzeichen der Europäischen Union „EU Ecolabel".
Auch das Zertifizierungssiegel „GreenSign Institut" gehört zu den europäischen Nachhaltigkeitszertifikaten. Es wurde im Jahre 2015 von der Hotellerie-Expertin Suzann Heinemann gegründet. Nachdem sie die Hotelkooperation „Greenline Hotels" ins Leben gerufen hatte, beschloss sie, den Aspekt der Nachhaltigkeit für die Hotellerie und den Tourismus zu professionalisieren. „Das Ziel war, ein Zertifikat zu gestalten, das gleichzeitig auch ein Leitfaden für Hotels ist, möglichst nachhaltig zu wirtschaften", erklärt Maximilian Dilitz, Sustainability Manager von Greensign Institut. Daneben zertifiziert Greensign Institut auch Büros, Spas, Events und stellt Hygienezertifikate aus, die vor allem in der Pandemie an besonderer Bedeutung gewonnen haben.
Nachhaltigkeit beginnt als Erstes im Kopf
Das Zertifikat soll Unternehmen dabei helfen, den Umschwung von grünem Denken auf professionelle Nachhaltigkeit zu schaffen. Es fußt auf drei Säulen: soziale Nachhaltigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Greensign Institut hilft den Hotels dabei, mit dem internationalen „Greenhouse Gas Protocol" (GHG Protocol) ihren CO2-Fußabdruck zu berechnen und den Hotelbetrieb mit Blick auf seine Nachhaltigkeit zu optimieren. Typischerweise wird Hotels in einem ersten Schritt geraten, ihr Energie-, Wasser- und Abfallmanagement zu optimieren. Das geschieht, indem sie grüne Energie beziehen, Strom und Wasser sparen und Abfall, allen voran Plastikmüll, reduzieren. „Viele Hotels schätzen sich letztendlich schlechter ein, als sie eigentlich sind", erklärt Maximilian Dilitz. Das liegt nicht zuletzt daran, dass vor allem in Westeuropa bereits einige gesetzliche Grundlagen gelten, die dafür sorgen, dass beispielsweise Müll getrennt und entsprechend entsorgt wird.
Mittlerweile ist die fünfte Version des Nachhaltigkeitskatalogs, der als Fahrplan zur Zertifizierung genutzt wird, in Arbeit. Wenn da Wissenschaft und Technik sich immer weiterentwickeln, müssen auch die Standards an Nachhaltigkeit fortlaufend angepasst werden. Greensign Institut arbeitet zusammen mit der „Klimapatenschaft Hamburg", die Hotels dabei hilft, ihren CO2-Fußabdruck zu kompensieren. Das Unternehmen selbst hebt allerdings eher die Wichtigkeit der CO2-Reduktion hervor. „Uns ist ganz wichtig, dass der CO2-Fußabdruck eher versucht wird Jahr für Jahr zu minimieren, statt ihn zu kompensieren", sagt Maximilian Dilitz.
Nachhaltigkeit beginnt als erstes im Kopf. Der Sustainability Manager erklärt: „Wir bei Greensign Institut gehen davon aus, dass man eine intrinsische Überzeugung braucht. Das heißt, der erste Schritt ist, die Nachhaltigkeit wirklich in das Leitbild des Unternehmens zu integrieren. Und dieses dann als Basis des gesamten Handels umzusetzen." Dazu gehört eben auch, sich Nachhaltigkeit nicht nur sichtbar auf die Fahne zu schreiben, sondern entsprechend danach zu wirtschaften.
Insgesamt verläuft die Nachhaltigkeitsbewertung nach fünf verschiedenen Levels. „Level Eins und Zwei bedeuten, dass Nachhaltigkeit in das Hotelleitbild eingefügt, allerdings noch nicht viel umgesetzt wurde. Level Drei bedeutet, dass Nachhaltigkeit bereits in den verschiedensten Bereichen umgesetzt wird. Und bei Level Vier geht man mit sehr gutem Beispiel voran. Das heißt Nachhaltigkeit ist im täglichen Wirtschaften verankert und klar erkennbar", macht der Sustainability Manager deutlich. Level Fünf betreffe dann die absoluten „Galionsfiguren" der nachhaltigen Hotellerie. Maximilian Dilitz fügt hinzu: „Man muss dazu sagen, dass es bei unseren mittlerweile über 350 zertifizierten Häusern nur elf Level-Fünf-Häuser gibt."
Die eigene Region stärken
Dabei wird jedoch von keinem Hotel erwartet, direkt perfekt zu sein. „Wir empfehlen jedem Unternehmen, am Ende des Jahres einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, in welchem beschrieben steht, was man alles erreicht hat, und was man sich für die nächste Zeit vornimmt", erzählt der Sustainability Manager und fährt fort: „Das ist eine gute Lösung, die Nachhaltigkeit von einem Hotel transparent und seriös darzustellen und damit auch dem Thema ‚greenwashing‘ zu entgehen. Weil man dadurch auch authentisch sagen kann, wo es noch Defizite gibt, die es aufzuarbeiten gilt." Doch laut Maximilian Dilitz haben die meisten in der Hotellerie tatsächlich einen ehrlichen Anspruch, nachhaltiger und grüner zu werden: „Es sind eher schwarze Schafe, die das nur aus Marketinggründen machen. Das ist auch ein Vorurteil über die Hotelbranche. Wir merken, dass die Menschen wirklich Interesse an dem Thema haben." Greensign Institut selbst wurde mittlerweile mit dem internationalen Nachhaltigkeitszertifikat „Global Sustainable Tourism Council" (GSTC) ausgezeichnet und erfüllt damit die Standards im nachhaltigen Tourismus weltweit.
Das Unternehmen hat eine klare Vision: „Wir wollen eine Bewegung in der Hotellerie und im Tourismus starten, in welcher alle an einem Strang ziehen, um diese Branche für die Zukunft zu rüsten, sie krisensicher und nachhaltig zu machen." Dabei soll der Tourismus die Umwelt nicht zerstören, sondern vielmehr mit ihr im Einklang leben. „Und wenn viele kleine Hotels zusammenhalten und diese Dinge verlangen, dann werden große Hotelgruppen auch irgendwann darauf reagieren."
Unter den 350 Hotels, die sich entschieden haben, gemeinsam mit Greensign Institut den Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Tourismus-Branche zu gehen, sind auch die Victor’s Residenz-Hotels. Davon sind 13 Hotels mit dem Level Drei und ein Hotel mit dem Level Vier zertifiziert worden. Darunter das Victor’s Residenz-Hotel in Gummersbach, in Gera und das Victor’s Residenz-Hotel Schloss Berg in Nennig. Welche Maßnahmen unter das Nachhaltigkeitssiegel Level Drei fallen, zeigt ersteres. Es kontrolliert bereits seinen Energieverbrauch, um möglichst nachhaltig zu wirtschaften und versucht auch im Bereich Einkauf das Thema Nachhaltigkeit bestmöglich zu berücksichtigen. Dazu werden eigens angepflanzte Kräuter im Küchen- und Barbereich benutzt, auf dem Hotelgrundstück befinden sich mehrere Insektenhotels und zwei Fledermauskästen. Das Hotel arbeitet mit der lokalen, zertifizierten Wäscherei für die gesamte Hotelwäsche zusammen und bezieht Pils, Kölsch und weitere Produkte aus der regionalen Erzquellbrauerei. „Wir erhalten alle Backwaren vom lokalen Bäckereiunternehmen, der Bäckerei Lange. Neben dem Nachhaltigkeitsaspekt zählt hier auch der Qualitätsgedanke. Das ist ein Punkt den wir täglich auch von unseren Gästen als gutes Feedback erhalten", erzählt der Hoteldirektor Guido Guntermann. Zukünftig strebt das Hotel den nächsten Zertifizierungsgrad an. Es will seinen Energieverbrauch, insbesondere Gasverbrauch, noch vor Herbstanfang durch die Wärmeabnahme aus der gemeinsamen Heizanlage reduzieren. Dazu sollen zukünftig Wärme zurückgewonnen und noch mehr lokale Produkte im Hotel verwendet werden. Auch das Hotel Schloss Berg in Nennig hat ein Nachhaltigkeitssiegel Level Drei und arbeitet verstärkt mit Lieferanten aus der Region zusammen, um so lange Transportwege zu sparen. Maximilian Dilitz erklärt, einige Hotels hätten diesbezüglich beispielsweise eine Liefergrenze von 30 Kilometern.
Das Hotel in Gera ist ein Beispiel für ein Hotel mit dem Zertifizierungslevel Vier. Es wird geführt von Ralf Gronbach und erfüllt Nachhaltigkeitsaspekte in den Bereichen Energie, Wasser, Abfall, Einkauf, Regionalität, Verkehr und Biodiversität. Dazu weist Ralf Gronbach auch auf Nachhaltigkeit in den Bereichen Qualitätsmanagement und nachhaltige Entwicklung, Management und Kommunikation, soziale Verantwortung und wirtschaftliche Verantwortung hin, die auch beim Greensign Institut eine wichtige Rolle spielen. Denn Nachhaltigkeit besitzt auch eine soziale Komponente, wie die in Unternehmen praktizierte „Environmental Social Governance" (ESG) fordert.
„Immer mehr Gäste kommen mit dem E-Auto"

Soziale Nachhaltigkeit kann in der Hotellerie sowohl intern als auch extern gelebt werden. Intern beispielsweise durch eine gute Mitarbeiterführung. Da sogenannte Benefits, also Vorteile, wie Homeoffice oder Gleitzeit, in der Hotellerie nicht unbedingt zum Zug kommen können, gilt es diese Aspekte entsprechend auszugleichen. „Darum geht es eigentlich in der internen sozialen Nachhaltigkeit: Wertschätzung, Diversität und das Miteinander", erklärt Maximilian Dilitz. Extern können sich Hotels an sozialen Projekten in der eigenen Umgebung beteiligen oder die Regionalität stärken. „Hier empfehlen wir auch immer erst einmal zu gucken, was es in der eigenen Stadt zu tun gibt." Dazu zählen beispielsweise die Beteiligung an der Tafel oder bei Apps wie „togoodtogo", die übrig gebliebenes Essen für Menschen in der Umgebung zur spontanen Abholung bereitstellt als auch die Förderung lokaler Vereine und der lokalen Wirtschaft, zum Beispiel durch den Verkauf lokaler Kunst im Hotel.
Andreas Apel, Direktor des Victor’s Residenz-Hotels Schloss Berg, kann bestätigen, dass nicht nur viele Lieferanten mittlerweile für eine Zusammenarbeit eine Nachhaltigkeitszertifizierung voraussetzen, sondern auch die Gäste einen großen Wert darauf legen: „Immer mehr Gäste kommen mit dem E-Auto oder nutzen zum Beispiel den kostenfreien ÖPNV in Luxembourg, wenn sie Besichtigungen machen. Auch auf Druckerzeugnisse wird eher verzichtet. Viele Gäste nutzen Apps für den Urlaub, wie zum Beispiel Reiseführer oder Wanderwege, und lassen sich Bestätigungen, Angebote und Informationsmaterial digital zukommen." Und so ist es doch einmal von Vorteil für die Umwelt, wenn die Nachfrage das Angebot bestimmt.