Elisabeth Gecius aus dem brandenburgischen Erkner ist mit einem Trend aus den USA sehr erfolgreich. Die Künstlerin malt Hochzeitspaare am Tag ihrer Trauung – live vor Ort oder vom Foto.

Keine 300 Meter liegt der schöne Dämeritzsee direkt an der Stadtgrenze von Berlin entfernt: Doch von der Idylle am Ufer ist an der belebten Hauptstraße im brandenburgischen Erkner nichts zu spüren. Hier lebt Elisabeth Gecius in einem eher unscheinbaren Haus. Doch in ihrem kleinen Atelier entstehen Kunstwerke von großem Wert. Zumindest für Hochzeitspaare, die am Tag ihrer Trauung von der Künstlerin gemalt werden: in Ballsälen, Parks, vor Gebirgskulissen oder etwa im Sächsischen Staatsweingut Schloss Wackerbarth bei Dresden.
Der Trend des „Wedding Painting“ (Hochzeits-Malerei) stammt aus den USA. Und genau von dort hat Elisabeth Gecius die Kunstform von einer zweimonatigen Amerika-Reise auch mitgebracht. „Das war 2018 in Charleston im Bundesstaat South Carolina, wo ich in einer Galerie auch eigene Bilder ausstellte“, erinnert sich Elisabeth Gecius an ihren Aufenthalt in den Südstaaten. Hier kam sie unter anderem auch mit einer Hochzeitsplanerin ins Gespräch und lernte so das „Wedding Painting“ kennen. Bislang verewigte sie rund 180 Brautpaare auf Leinwand oder Aquarellpapier. Bis Ende September ist sie an fast allen Wochenenden ausgebucht.
Meist malt die Märkerin sieben Stunden vor Ort, rund 20 Stunden benötigt sie dann noch mal für die Fertigstellung ihrer Arbeit im Atelier. „Zur Hochzeit selbst male ich nur das Brautpaar. Gäste, Location und Details folgen später in Erkner“, so die gebürtige Berlinerin mit den großen dunklen Augen. Dass sie auf den Feiern selbst ein Event ist, glaubt man gern. „Sagen wir besser: Ich bin ein Nebenbei-Event, auch um Leerlauf zwischendurch zu überbrücken. Das Coole ist, dass mich Gäste immer sehen und mir auch länger über die Schulter schauen können. Oft bin ich auch die Überraschung eines Gastes für das Paar“, berichtet die studierte Kauffrau, die bis vor Kurzem noch im Berliner Vertrieb des Bayer-Konzerns arbeitete.
„Ich möchte vor allem Emotionen einfangen und die Persönlichkeit von Menschen zeigen.“ Ein reales Abbild der Realität sieht man auf ihren Werken aber meist nicht, erklärt die Künstlerin. Oft soll ein Hund mit aufs Bild, der gar nicht da war, einmal sogar ein verstorbener Angehöriger. Real existierende Zäune, Rollatoren oder Sektkisten müssen auf den Gemälden dagegen verschwinden, wie im Gespräch zu erfahren ist. Am schönsten Tag im Leben der Paare dürfe beim „Verewigen“ des Events durchaus getrickst werden. Ein Doppelkinn gibt’s auf den Bildern von Elisabeth Gecius nicht, zu viele Gesichtsfalten auch nicht. Das Wetter malt sie im Zweifelsfall auch besser als es war.
Manch hochdotierter Künstler würde die Werke vielleicht als Kitsch bezeichnen. Doch kommerziell erfolgreich sind sie offenbar. Die Preise beginnen bei 1.350 Euro für das kleinste Format (40 x 50 Zentimeter). Ohne Reisekosten, versteht sich. Elisabeth Gecius fertigt Bilder aber auch ohne Besuch der Hochzeitsfeier an und malt vom Foto ab.
Zwar malt die groß gewachsene Frau erst seit 2020 professionell Hochzeitspaare. Doch rumgekommen ist sie in dieser Zeit schon: Sie arbeitete unter anderem in Griechenland, Österreich und in der Schweiz. Ihre Kundschaft ist gut situiert. „Es geht meist mit Feiern ab 30 Gästen los. In Pontresina bei St. Moritz waren es mal 80 Leute, mit Band und allem Drum und Dran. Danach blieben alle noch eine Woche im Fünf-Sterne-Hotel“, so die Malerin über die sündhaft teure Sause. Doch um Status und seine Symbole geht es der 38-Jährigen den eigenen Worten nach nicht. „Mich interessieren und beeindrucken eher Hochzeitsplanung oder auch Rituale bei Multi-Kulti-Feiern. Bei einer deutsch-afrikanischen Hochzeit tanzten Gäste bereits, während sich das Paar das Ja-Wort gab. Das war schon außergewöhnlich.“ Eine indische Hochzeit in Köln dauert mal drei Tage und sei an Aufwand und Zeremonie kaum zu überbieten gewesen.
Autodidaktisch weitergebildet

Nicht nur viele ihrer Auftraggeber, auch Elisabeth Gecius selbst ist Globetrotterin – ob dienstlich oder privat: Sevilla, Barcelona, Paris, Stockholm, Wien: Die Aufzählung der Destinationen will gar kein Ende mehr nehmen. Zuletzt besuchte Elisabeth Gecius aber auch die Sächsische Schweiz, wie sie lächelnd ergänzt. Ihr Lebensmittelpunkt ist seit einem Jahr Erkner, die Kleinstadt genau an der Grenze zur Weltmetropole Berlin. Dass nur wenige Kilometer weiter das pralle Leben tobt und sich tagtäglich Tausende Touristen sozusagen die Klinke in die Hand geben, sei hier draußen kaum vorstellbar.
„Kaum verlasse ich das Haus, bin ich bald in herrlicher Natur, etwa am Dämeritzsee. Ich erreiche schnell Woltersdorf und die Grünheider Seen. Auch unsere Radwege im seenreichen Umland sind toll“, schwärmt die Künstlerin. Brandenburg punkte durchaus nicht nur mit Spreewald, Uckermark und Schloss Sanssouci in der Landeshauptstadt Potsdam. Lange lebte Elisabeth Gecius in den Berliner Bezirken Friedrichshain und Hellersdorf, aber auch mal in Charlottenburg im alten Westen der City. Ein Ausnahmetalent im Malen sei sie nie gewesen, räumt Gecius ein. „Aber vielleicht war ich ausdauernd und diszipliniert. Schon in frühen Urlauben interessierten mich beispielsweise die Bilder der Ferienziele.“ Später habe sie sich autodidaktisch weitergebildet und Volkshochschulkurse besucht. Auch auf dem Videoportal Youtube habe sie sich so einiges abgeschaut.
Zum Schluss muss noch die Frage erlaubt sein, ob denn die Hochzeitsmalerin liiert ist? Ein deutliches „Ja“ ist zu vernehmen“. Ein Wissenschaftler aus Australien hat ihr Herz erobert. Verheiratet sind beide aber nicht. Doch was nicht ist, kann ja noch werden, schmunzelt die sympathische Elisabeth Gecius.
Ihre Bilder malt sie übrigens mit hochwertigen Acrylfarben. Bevor sie ihre Werke zuschickt, mailt Elisabeth Gecius ein Foto ihrer Arbeit, um das Okay der Kundschaft einzuholen. Die sind meist begeistert und sehen keinen Korrekturbedarf.