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WAS MACHT EIGENTLICH...

1998 in Bordeaux: Zweiter Platz für Deutschland mit Daniel Becke, Christian Lademann, Robert Bartko  und Guido Fulst (von links)
Foto: picture alliance / Roth

Robert Bartko?

Zwischen 1998 und 2007 gehörte er zu den besten Bahnrad-Verfolgern. Nach seinem Karriereende 2014 war der Sportmanager als Funktionär tätig. Der 49-Jährige leitet heute die Abteilung „Verbandsberatung und Sportförderung“ beim DOSB.

Als der zweifache Bahnrad-Olympiasieger Robert Bartko nach seinem Karriereende dem Sport als Funktionär treu blieb, gestand er der „Frankfurter Rundschau“, „dass das eine oder andere gar nicht so einfach ist, wenn man auf der anderen Seite steht.“ Bartko hatte sich 2014 vom Leistungssport zurückgezogen, schloss sein Sportmarketing-Studium ab und sammelte erste Erfahrungen als Funktionär: als Sportlicher Leiter des Bahnrad-Events „Cottbuser Nächte“, als Geschäftsführer des Radsport-Betreibers „Team Brandenburg Marketing“, als ehrenamtlicher Vize-Präsident im Landessportbund Berlin und als Vorsitzender im Trägerverein des Olympiastützpunktes Berlin. 

Fokus auf Nachwuchsarbeit

Robert Bartko leitet heute die Abteilung „Verbandsberatung und Sportförderung“ beim DOSB
Robert Bartko leitet heute die Abteilung „Verbandsberatung und Sportförderung“ beim DOSB - Foto: picture alliance / Team Deutschland

Nach einem vierjährigen „fachfremden“ Intermezzo als Sportdirektor bei der Deutschen Eislauf-Gemeinschaft trat Bartko 2019 seinen derzeitigen Job beim DOSB an, wo er daran arbeitet, mit besseren Verbandsstrukturen dem drohenden Niedergang des deutschen Sports entgegenzuwirken. So plädiert er etwa für eine Stärkung der Landesverbände: „Wir brauchen eine große Basis, damit die Pyramide nicht umkippt.“ Die Verbände als Hauptplayer des Systems müssten in ihrem jeweiligen Bereich für bessere Rahmenbedingungen sorgen, und der DOSB müsse als Dachorganisation und Verteiler der Fördermittel stetig überprüfen, wie weit seine bisherige Förderung wirkt: „Nur ein wirksames Controlling kann gewährleisten, dass wir gemeinsam die gesteckten Ziele erreichen“, betonte Bartko gegenüber FORUM. Die Athleten als Leistungsempfänger und Leistungserbringer sollten jedoch weiterhin im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen.

In seiner heutigen Funktion als Ressortleiter des DOSB arbeitet Bartko im Bereich „Verbandsberatung und Sportförderung“ mit daran, eine Trendwende „in einem sehr komplexen System“ hinzubekommen, um bessere Rahmenbedingungen für den deutschen Sport und seine Akteure zu schaffen. Die Olympischen Spiele in Paris hat er im Sommer vor Ort im Auftrag des DOSB als Leiter Sport begleitet, um daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Trotz mancher Kritik an der deutschen Medaillenbilanz hat Bartko an der Seine auch „viele tolle olympische Momente“ erlebt, beispielsweise die 3x3-Basketballerinnen oder die Reiter: „Unser System hat damit bewiesen, dass es nach wie vor herausragende Leistungen hervorbringen kann“, betonte er gegenüber FORUM. Daran könne man anknüpfen, müsse aber nun versuchen, die unterschiedlichen Beteiligten des Systems zu einer noch wirksameren Zusammenarbeit zu bewegen. Eine „große Herausforderung“, die nicht von heute auf morgen gelingen könne. „Vor allem im Nachwuchsbereich gilt es, frühzeitig die langfristige Zielsetzung in den Fokus zu nehmen und den Leistungsgedanken wieder mehr zu betonen.“

Als Teilnehmer der jüngsten Leistungssportkonferenz reagiert Bartko mit Unverständnis darauf, dass nur noch etwa 30 Prozent der deutschen Schulen Bundesjugendspiele durchführen und dabei der Leistungsaspekt zurückgedrängt wird. Dies habe gesamtgesellschaftliche Auswirkungen. „Sport ist nicht nur Leistungssport, sondern hat eine gesellschaftspolitische Aufgabe“ und schaffe durch seine gesundheitliche, präventive und motivationsstiftende Wirkung auch einen volkswirtschaftlichen Mehrwert. „Wir müssen deshalb die Kinder zu mehr Sport bewegen. Zwei oder drei wöchentliche Sportstunden, die oft für anderes weichen müssen, sind zu wenig“, kritisiert Bartko gegenüber FORUM.  Mit seiner DOSB-Abteilung wird er nun den gerade beendeten Olympiazyklus analysieren und daraus schnellstmöglich Handlungsableitungen und eine Strategie für den kommenden, bis 2028 reichenden Förderzyklus für die Spitzenverbände entwickeln.

Ein Rad steht noch im Keller

Obwohl Bartko, inzwischen auch in der Hall of Fame des europäischen Radsportverbandes, nur noch selten auf dem Rennrad sitzt, hat er sich zuletzt noch mal eine „frische Rad-Montur“ angeschafft, ein funktionsfähiges Rennrad steht ohnehin noch im Keller. Durch seine Funktionärstätigkeiten und Besuche von Radsportveranstaltungen hält er sich über neue Entwicklungen auf dem Laufenden. „Alles hat sich weiter verbessert. Die Bekleidung und das Material sind aerodynamischer, die Trainingsmethodik ist noch spezifischer geworden“, analysiert der Potsdamer und bedauert, dass dem Bahnradsport der gute Nachwuchs fehlt. „Die jungen Fahrer zieht es alle auf die Straße.“ 

Während er sich früher ein Leben ohne Radsport nicht vorstellen konnte, fühle es sich heute „nach wie vor okay“ an. „Der Sport ist weiterhin Mittelpunkt in meinem Leben, aber die Perspektive hat sich geändert. Ich habe nun einen Überblick über den gesamten Sport und lerne jeden Tag dazu“, erklärt Bartko, der im brandenburgischen Ludwigsfelde-Jütchendorf wohnt und dort versucht, sich mit Wandern etwas fit zu halten. Sehr interessiert beobachtet er die Entwicklung seines 18-jährigen Sohnes Moritz, der als vielseitiger Leichtathlet für den SC Potsdam startet. 

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