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WAS MACHT EIGENTLICH...

2002: Roland Emmerich als Produzent des B-Movies „Arac Attack - Angriff der achtbeinigen Monster“
Foto: WARNER BROS. PICTURES / Courtesy Album

Roland Emmerich?

Mit opulenten Katastrophenfilmen wurde er zu einem der international erfolgreichsten deutschen Filme­macher. Der mit vielen Preisen ausgezeichnete Regisseur, Drehbuchautor und Produzent wird jetzt zum 70. Geburtstag mit einer ARD-Doku geehrt. 

Das Kino als magischen Ort wird es noch zehn oder zwanzig Jahre geben!“, prognostizierte Roland Emmerich 2022 in der schweizerischen Wochenzeitschrift „Das Magazin“. Bis dahin habe jeder sein eigenes Kino zu Hause, wo er jederzeit sehen kann, was er will. Sorgen macht dem Star-Regisseur auch, dass es künftig nur noch große Kinosäle geben wird, in denen sich Marvel-Filme und DC-Comics (Batman, Superman) abwechseln werden, während kleine, interessante Filme bei den Streamern landen. Für Netflix und Amazon sei es wegen ihrer Milliarden-Abo-Einnahmen kein Problem, pro Film 200 Millionen Dollar auszugeben und hohe Gagen zu zahlen. Dies sei nicht sein Ding, betont Emmerich: „Die Sachen, die ich produziere, sollen mir gehören, und das geht bei einem Netflix-Vertrag nicht: Da wird man mit einer Summe abgefunden, das war’s.“ Bei den großen Streaming-Diensten prognostiziert Emmerich in den kommenden Jahren einen heftigen Machtkampf: „Ich glaube, eines Tages wird Amazon Prime auch Netflix schlucken.“

Erster gegen Klimawandel

Zuletzt drehte er in Italien für Amazon Prime Video die erste Staffel der TV-Serie „Those About to Die“ über Gladiatoren im alten Rom
Zuletzt drehte er in Italien für Amazon Prime Video die erste Staffel der TV-Serie „Those About to Die“ über Gladiatoren im alten Rom - Foto: IMAGO / Future Image

Emmerich, der mit seinen ersten vier Filmen in Deutschland schon eine Million Mark verdient hat, gehört heute mit vier Milliarden US-Dollar Einspielsumme zu den Top 20 der Hollywood-Regisseure. Er konnte es sich sogar leisten, aus seinem ersten Hollywoodprojekt, einem Actionfilm mit Silvester Stallone, auszusteigen, weil er sich mit dem Star-Produzenten Joel Silver nicht verstand. Emmerich hat dann sein erstes Drehbuch zu „Independence Day“ ohne Vorfinanzierung selbst geschrieben und an das meistbietende Studio verkauft: „So habe ich 1994 mit meinem ersten eigenen Hollywood-Film gleich gut verdient“, verriet er im Magazin „Capital“. Auch für seine späteren Filme schrieb er das Drehbuch meist selbst und fungierte zusammen mit seiner Schwester Ute immer als Produzent, so dass er sich nicht an ein bestimmtes Studio binden musste. Nach den großen Erfolgen von „Universal Soldier“ (1992) und „Stargate“ (1994) konnte Emmerich sich vor Angeboten nicht retten, lehnte aber alle ab, um unabhängig zu bleiben: „Ich mache lieber Filme, die ich selbst entwickle, als mich für Blockbuster von anderen anstellen zu lassen.“ Auch wolle er keine Franchise-Filme mit Superhelden drehen, wie es sie heute leider fast nur noch gebe: „Ich frage mich, warum die so gute Kritiken bekommen. Die Marvel-Filme geben für mich keinen Sinn.“

Die Vorliebe für Katastrophenfilme verdankt Emmerich seiner Bewunderung für den Zukunfts-Autor Erich von Däniken, um dessen umstrittene Theorien sein Film „Stargate“ kreist. Mit seinem Werk „2012“ aus dem Jahr 2009 hat er schließlich die „Mutter aller Zerstörungsfilme“ geschaffen: „Ich wüsste wirklich nicht, was ich danach noch zerstören sollte“, kommentierte der „Master of Desaster“ scherzhaft seine Filmarbeiten. Seine Themenwahl setzt sich auch in seinem jüngsten Werk „Moonfall“ fort: In dem 2022 gedrehten Film steuert der durch magische Kräfte aus seiner Umlaufbahn geworfene Mond auf die Erde zu, sodass Astronauten im Weltall die Katastrophe verhindern müssen. Für Emmerich hat „Moonfall“ eine konkrete Verbindung zur realen Klimakrise. Als einer der ersten Hollywood-Regisseure hatte er sich nämlich schon in „The Day After Tomorrow“ gegen den Klimawandel positioniert. Weil er sich auch privat stark für den Umwelt- und Klimaschutz engagiert, hat er 2005 den Euro-Naturpreis für „die filmische Auseinandersetzung mit den Gefahren des Klimawandels“ erhalten: „Ich habe ein wenig den Glauben an die Menschheit verloren. Gucken Sie sich mal an, was gegen die Klima­erwärmung getan wird! Nichts!“, sagt der Starregisseur  und blickt damit skeptisch in die Zukunft.

„Ich mache Filme, bis ich umfalle“

 Schon 2022 hatte Emmerich angekündigt, in „zwei, drei Jahren“ seinen „letzten Film“  zu realisieren, der sich mit Umweltkatastrophen beschäftigt: Es solle darum gehen, „dass die Welt aus den Fugen gerät“, weil die Klimaveränderung zu einer „ganz, ganz grausamen“ Völkerwanderung führen wird. Ob er an diesem Projekt schon arbeitet und ob es wirklich sein letztes sein wird, ist ungewiss. Schließlich hat er bereits mehrfach gesagt: „Ich mache so lange Filme, bis ich umfalle.“ Als Produzent hat Emmerich jedenfalls Ende 2022 den deutschen, auf Mozarts „Zauberflöte“ basierenden Film „The Magic Flute“ ins Kino gebracht. Und trotz seiner Vorbehalte gegen Aufträge von Streamingdiensten drehte er zuletzt in Italien für Amazon Prime Video die erste Staffel der TV-Serie „Those About to Die“ über Gladiatoren im alten Rom. Die Serie startete 2024, eine zweite Staffel könnte im Sommer 2026 folgen.

Da Emmerich vor ein paar Jahren eine schwere Krebserkrankung und zwei Gehirntumor-Operationen überstehen musste, hat er sein Leben inzwischen umgestellt: „Ich nehme mir jetzt mehr Zeit für mein Privatleben. Freundschaft. Gutes Essen. Liebe.“

Die ARD würdigt ihn jetzt mit einer ausführlichen Dokumentation, die unter dem Titel „Meister der Apokalypse“ ab 5. November in der Mediathek zur Verfügung steht. 

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