Sie gewann als einzige Spielerin den Golden Slam und dominierte ab 1987 ein Jahrzehnt lang das Damentennis. Heute kümmert sich die 56-Jährige mit ihrer Stiftung „Children for Tomorrow“ um traumatisierte Kinder und ist Gesellschafterin von „Mrs. Sporty“.
Die Karrierebilanz von Steffi Graf ist beeindruckend: Ihr gelangen 22 Siege bei Grand-Slam-Turnieren, sie gewann siebenmal Wimbledon, sechsmal die French Open, fünfmal die US Open, viermal die Australian Open und ist Rekordhalterin mit 377 Wochen auf Platz eins der Weltrangliste. In ihrem besten Jahr 1988 gewann sie als damals dritte Spielerin alle vier Grand-Slam-Turniere und krönte das Jahr mit der olympischen Goldmedaille in Seoul, was ihr als bisher einziger Spielerin den „Golden Slam“ bescherte. Insgesamt erreichte sie 107 Turniersiege, womit sie hinter Martina Navratilova und Chris Evert auf Platz drei der „ewigen Bestenliste“ landet.
Pause wegen Knie-Operation
Ihre glanzvolle Laufbahn wurde Mitte der 90er-Jahre unterbrochen, als erste Anzeichen körperlichen Verschleißes sie 1995 und 1996 zum Verzicht auf die Australian Open zwangen. 1997 musste Graf nach einer Knieoperation sieben Monate pausieren und wurde daher 1998 nicht mehr in der Weltrangliste geführt. Zudem belastete sie die Steueraffäre ihres Vaters, der dem Finanzamt Millioneneinnahmen seiner Tochter verschwiegen hatte und zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt wurde.
1999 kehre Steffi Graf aber auf die Tour zurück, gewann das Grand-Slam-Turnier in Paris und erreichte wieder Platz drei in der Weltrangliste. Trotzdem beendete sie im August 1999 wegen erneuter Knieprobleme ihre Karriere, in der sie insgesamt etwa 100 Millionen DM Einnahmen aus Preisgeldern, Werbe- und Sponsorenverträgen und Schaukämpfen erzielte.

Nachdem Graf sich 1999 von ihrem langjährigen Partner, dem Rennfahrer Michael Bartels, getrennt hatte, heiratete sie 2001 Tennis-Ass André Agassi und zog in die USA. Sie machte sich seitdem in der Tennisszene rar und schottete ihr Privatleben weitgehend von der Öffentlichkeit ab. Während Tennis zuletzt bei Graf immer mehr in den Hintergrund gerückt ist, hat sie mit ihrem Mann während der Corona-Pandemie mit Pickleball eine neue Sportart für sich entdeckt und dadurch neue Freunde kennengelernt. Pickleball ist ein leicht zu erlernendes Rückschlagspiel, das Elemente aus Tennis, Tischtennis und Badminton kombiniert und mit einem weichen Kunststoffball auf einem Badmintonfeld gespielt wird. Im Februar dieses Jahres gewannen Graf/Agassi bereits zum zweiten Mal in Folge das renommierte Showturnier „Pickleball Slam“ und kassierten für ihren Sieg über das Duo Andy Roddick/Eugenie Bouchard eine Million US-Dollar Preisgeld.
Steffi Graf und ihr Mann, deren Sohn Jaden inzwischen in der deutschen Baseball-Nationalmannschaft spielt, wollen nun international für ihren neuen Sport werben. Im März traten sie dafür sogar bei der „Pickleball Legends Tour 2025“ in China und Vietnam an und waren von den asiatischen Fans beeindruckt: „Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, vor ihnen zu spielen“, schwärmt Graf, die auf ihrem Instagram-Account auch Fotos von dem Asienaufenthalt gepostet hat.
Steffi und André spielen heute „mindestens dreimal pro Woche“ Pickleball und haben dabei ein Prinzip: „Wir spielen nicht gegeneinander. Wir ziehen es vor, auf derselben Seite des Spielfeldes zu stehen.“ Das recht öffentlichkeitsscheue Paar hat beim Schwärmen über Pickleball jüngst sogar ein paar Einblicke in seinen Alltag gewährt. Steffi sei morgens „der Wecker“ der Familie, stehe meist zwischen 5:30 und 6 Uhr auf und sei gleich topfit, berichtet Agassi. Danach genieße man es, „in den Morgenstunden gemeinsame Zeit zu haben“. Beim Pickleball-Spielen ist Graf aber deutlich ehrgeiziger, wie ihr Mann verrät: „Ich schlage einfach nur ein paar Bälle und sie macht daraus ein Training und rennt gern. Sie hat es einfach drauf. So wie immer. Sie schlägt mich in allem!“
Hilft jährlich rund 500 Kindern
Das Hauptaugenmerk von Steffi Graf liegt aber weiterhin auf ihrer Stiftung „Children for Tomorrow“, die sie 1998 mit dem Hamburger Kinderpsychologen Peter Riedesser entwickelt hat. Ziel ihrer preisgekrönten Stiftung ist die Förderung der psychischen Gesundheit von Flüchtlingskindern, die als Opfer von Krieg, Flucht oder organisierter Gewalt traumatisiert wurden. Im Hamburger Universitätshospital Eppendorf hilft heute ein internationales, interkulturelles Ärzte- und Betreuerteam jährlich bis zu 500 Kindern dabei, gesund zu werden und sich in einem sicheren familiären Umfeld besser integrieren zu können. Seit 2017 kooperiert „Children for Tomorrow“ in dem Projekt „HonigHelden! – Kinder für morgen stark machen“ mit der regionalen Schulbehörde. Das Projekt bietet Flüchtlingskindern von sechs bis zehn Jahren, die von sich aus nicht in eine Arztpraxis kämen, aufsuchende Psychotherapien an ihren Schulstandorten an. Ein geschäftliches Standbein hat sie sich mit ihrer Beteiligung an dem 2005 entstandenen Fitness-Konzept „Miss Sporty“ geschaffen, das sie 2008 auch in einem Buch vorgestellt hat.