Die SV Elversberg gewinnt auch das Saarlandpokalfinale gegen den FCS. Sportlich ohnehin eher zweitrangig, standen zahlreiche Personalien im Mittelpunkt.
Als Elversbergs Kapitän kurz vor 19 Uhr den Siegerpokal in den Himmel des Ludwigsparks reckte, war die Virage Est, die Heimstätte der Fans des 1. FC Saarbrücken schon nahezu verwaist.
Der Drittliga-Meister gewann das Finale um den Sparkassenpokal Saar letztlich nicht ganz unverdient mit 3:2, auch weil Trainer Horst Steffen personell ein wenig mehr nachlegen konnte als der sichtlich geschlauchte FCS. Lukas Pinckert, Nick Woltemade und Ben Bobzien in der Verlängerung trafen für die Elf von der Kaiserlinde, während Adriano Grimaldi und Lukas Boeder für die Blau-Schwarzen erfolgreich waren. Es war ein Spiel um die „goldene Ananas“, beide Teams waren über die Liga bereits für die erste Hauptrunde des DFB-Pokals qualifiziert. Entsprechend fair gingen beide Mannschaften miteinander um, wirklich hitzig wurde es nur selten. „Dass es am Ende eine Verlängerung gab, hat wohl niemandem geschmeckt“, sagte Steffen. FCS-Trainer Rüdiger Ziehl berichtete, dass sich beide Teams auf ein Elfmeterschießen geeinigt hätten. Alleine die Spielordnung des Saarländischen Fußball-Verbands sah diese Regelung, die in anderen Verbänden zum Tragen kam, nicht vor. So quälten sich am Ende die Mannschaften, die zuvor auf Mallorca den Saisonausgang gefeiert hatten, bei sommerlichen Temperaturen über 120 Minuten.
Die Pokal-Helden sagen Servus
Noch einmal waren mehr als 8.000 Zuschauer in den Ludwigspark gekommen, es herrschte eine eigentümliche Atmosphäre: eine Atmosphäre des Abschieds, vor allem beim FCS. Kaum ein Team hat in den vergangenen Jahren die Seele der Fans so berührt wie dieses. Mit Steven Zellner und Tobias Jänicke wurden zwei Pokalhelden verabschiedet. Beim Innenverteidiger aus Primstal spielt der Körper nicht mehr mit, er soll in die Jugendarbeit des Vereins eingebunden werden. „Silberrücken“ Jänicke, der in den letzten sechs Jahren nicht nur Leistungsträger, sondern auch Stimmungsbarometer in der Kabine war, will seine Karriere fortsetzen. Ein Engagement beim Regionalligisten FC Homburg ist denkbar, aber nicht sicher. Im Mittelpunkt stand auch Mike Frantz, der sein Team im letzten Spiel seiner Profikarriere noch einmal als Kapitän aufs Feld führen durfte. Der 36-Jährige sieht sich nach der Karriere weiterhin in der Fußball-Branche, im Sommer wird er in die Agentur seines langjährigen Beraters und Karriereplaners Guido Nickolay einsteigen. Möglicherweise wird er dem FCS in beratender Funktion erhalten bleiben. Emotional wurde es auch bei Adriano Grimaldi. Der „Torfürst“ hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihm seine Familie fehlt. Nach zwei intensiven Jahren zieht es ihn noch einmal in die Zweite Liga zum SC Paderborn.
Elf Spieler hat der FCS am Samstag verabschiedet, möglicherweise kommen noch einige dazu. Dave Gnaase soll vor einem Wechsel zum Zweitligisten Eintracht Braunschweig stehen, Julian Günther-Schmidt wird mit Waldhof Mannheim in Verbindung gebracht. Für Torwart und Identifikationsfigur Daniel Batz gibt es Angebote aus erster und zweiter Liga, Trainer und Manager Ziehl erwartet eine Entscheidung „innerhalb der nächsten 14 Tage“. Die Wochen bis zum Trainingsauftakt am 26. Juni werden intensiv für alle Beteiligten beim FCS. Viele Namen werden diskutiert, spruchreif war zu Wochenbeginn noch wenig. Boné Uaferro und Bjarne Thoelke haben mittlerweile verlängert, bei Kapitän Manuel Zeitz fehlt nur noch die Unterschrift und auch bei Marcel Gaus sieht es nach einer Einigung aus. Neben dem Hamburger Nachwuchsspieler Bryan Hein könnte auch der bisherige Mittelfeldspieler des FSV Zwickau, Yannik Möker, ein Thema werden. Ihn kennt Ziehl aus gemeinsamen Wolfsburger Zeiten. Zum ehemaligen FCS-Akteur Nicklas Shipnoski hat es erste Kontakte gegeben, der 25-Jährige ist allerdings noch zwei Jahre bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf gebunden. Für ihn gibt es zudem zahlreiche, finanzkräftige Angebote aus der 3. Liga. In der Defensive ist der FCS bereits gut aufgestellt, dennoch soll ein weiterer Innenverteidiger kommen. Ein Kandidat: Sami Belkahia, der zuletzt bei 1860 München unter Vertrag stand. Weitaus größere Baustellen sind das zentrale Mittelfeld und das Angriffszentrum, wo durch die Reha von Vizekapitän Sebastian Jacob derzeit kein gesunder Stürmer unter Vertrag steht. Ziehl bemüht sich weiter um Marvin Cuni, doch er und seine Berater sehen die Bayern-Leihgabe eher in der Zweiten Liga. Auf dem Markt ist mit Marvin Pourie ein durchaus schwieriger Charakter. Tore hatte der bisherige Meppener aber überall geschossen. Bekannt ist, dass Ziehl viel von Patrick Hasenhüttl hält, der zuletzt von Austria Klagenfurt an den VfB Oldenburg ausgeliehen war. Der frühere Publikumsliebling Patrick Schmidt liebäugelt zwar immer mal wieder mit einer Rückkehr zu seinem Heimatverein, der 29-Jährige ist allerdings noch beim Ligakonkurrenten FC Ingolstadt gebunden.
SVE setzt auf Spieler mit Potenzial
Wesentlich ruhiger geht es derweil beim Zweitliga-Aufsteiger Elversberg zu. Fast alle Leistungsträger stehen unter Vertrag, lediglich die Absage von Nick Woltemade schmerzt richtig. Der 21-Jährige wurde von seinem Stammverein Werder Bremen zurückbeordert. „Er wird fester Bestandteil unseres Kaders sein und will sich durchsetzen“, kündigte Werder-Sportvorstand Frank Baumann an. Eine von der „Saarbrücker Zeitung“ wiederholt ins Spiel gebrachte neuerliche Leihe, stand ohnehin nicht zur Disposition. Woltemades Vertrag läuft bis Sommer 2024, eine Leihe ist im letzten Vertragsjahr rechtlich nicht möglich. SVE-Sportchef Ole Book will weiter auf junge Spieler mit Potenzial setzen. Alles nach Plan läuft freilich nicht. Halles Tom Zimmerschied war bereits vor Ort zu Verhandlungen, entschied sich aber schließlich aufgrund der eher rudimentären Trainingsbedingungen gegen die SVE und wird sich dem Drittligisten Dynamo Dresden anschließen.