SVE-Trainer Horst Steffen spricht nach dem Spiel von einem übermächtigen Gegner, geht aber auch mit seiner Mannschaft hart ins Gericht. Die deutliche 2:5-Heimniederlage gegen den 1. FC Magdeburg war jedoch hausgemacht.

Mit großem Optimismus ging die SV Elversberg in das Zweitliga-Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg. Doch am Ende standen die Saarländer nach einer furiosen ersten Hälfte und einem dramatischen Einbruch in der zweiten Hälfte mit leeren Händen da. Trotz der anfänglichen 2:0-Führung und beeindruckender Effizienz vor der Pause konnte Elversberg die Dominanz der Gäste nicht kompensieren – die Rote Karte gegen Frederik Schmahl kurz vor der Pause war dabei der Anfang vom Ende. Magdeburg siegte schließlich mit 5:2 und zeigte dabei eindrucksvoll, warum sie als eine der offensivstärksten Mannschaften der Liga gelten.
Die Partie begann jedoch vielversprechend für die Gastgeber. Bereits in der dritten Minute gelang Steffens Team ein Traumstart. Nach einem klugen Angriff über die rechte Seite leitete Muhammed Damar den Ball mit der Hacke zu Kapitän Luca Schnellbacher weiter. Dieser setzte sich stark gegen Magdeburgs Jean Hugonet durch und erzielte das frühe 1:0 für die SVE.
Schmahl nimmt die Schuld auf sich
Magdeburg brauchte einige Minuten, um sich vom frühen Rückstand zu erholen. Doch die Gäste kamen mit Wucht zurück und erspielten sich eine Riesenchance in der zwölften Minute. Kai Kaars setzte nach einem langen Ball zum Abschluss an, scheiterte aber am starken Elversberger Schlussmann Nicolas Kristof. Der Abpraller fiel Mohammed El Hankouri vor die Füße, dessen Schuss jedoch ebenfalls bei Kristof landete. Kurz darauf scheiterte Kaars erneut, als er Florian Le Joncour überwand, doch dieser konnte in letzter Sekunde retten. Während Magdeburg immer stärker wurde und die Hausherren in deren Hälfte einschnürte, nutzte Elversberg erneut eine Gelegenheit eiskalt. In der 36. Minute läutete Lukas Petkov einen Konter ein, bei dem er Daniel Heber im Strafraum der Gäste ausspielte und den Ball kunstvoll in den langen Winkel zirkelte. Obwohl Magdeburg das Spiel dominierte, war es die SVE, die die Tore erzielte.
Kurz vor der Pause kam es zu zwei kontroversen Szenen. Zunächst prüften die Unparteiischen einen möglichen Elfmeter für Magdeburg nach einem vermeintlichen Foul an Kaars, entschieden jedoch gegen einen Strafstoß. Wenig später führte ein misslungener Pass von Nicolas Kristof zu einem folgenschweren Ballverlust. Frederik Schmahl zog gegen El Hankouri die Notbremse und wurde glatt mit Rot vom Platz gestellt – ein herber Rückschlag für die bis dato fairste Mannschaft der Liga. „Es war mein Fehler – so etwas passiert mir nicht mehr“, sagte Schmahl nach dem Spiel. Der anschließende Freistoß von Baris Atik verfehlte das Ziel nur um Haaresbreite.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich die Dynamik der Partie schlagartig. Magdeburg startete mit einem Treffer nach nicht einmal einer Minute in die zweite Hälfte. Eine Flanke von Livan Burcu landete bei Kaars, der aus kurzer Distanz problemlos einnickte. Die Gäste drückten weiter auf das Tempo, blieben aber gleichzeitig defensiv stabil. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Ausgleich fiel. In der 70. Minute bediente Atik Kaars mit einem präzisen Steckpass, der den Ball souverän ins Netz schob. Nach kurzer Überprüfung durch den Videoschiedsrichter wurde das Tor bestätigt. Elversberg schien nun vollends die Kontrolle zu verlieren. Magdeburg setzte weiterhin auf Offensive und wurde belohnt: In der 77. Minute sorgte der eingewechselte Xavier Amaechi für die Führung. Nach einer Vorlage von Kaars schlenzte Amaechi den Ball gekonnt in den Winkel.
In der Schlussphase nahm das Debakel für Elversberg seinen Lauf. Nach einem Foul von Maurice Neubauer an Kaars entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter, den El Hankouri sicher verwandelte (82.). Doch damit nicht genug: In der Nachspielzeit machte Kaars seinen Hattrick perfekt, als er einen Abpraller eiskalt ins lange Eck schoss. Magdeburg siegte am Ende verdient mit 5:2 und hinterließ die Gastgeber tief frustriert. „Das war mein erster Hattrick in meiner Karriere. Ich denke, der Sieg war verdient“, sagte Kaars. Dass der Sieg verdient war, zweifelte nach dem Spiel auch niemand aufseiten der SVE an.

SVE-Sportvorstand Ole Book brachte die Enttäuschung gegenüber der „Saarbrücker Zeitung“ auf den Punkt: „Wenn wir so verteidigen, verlieren wir gegen jede Mannschaft in der Liga.“ Auch Kapitän Luca Schnellbacher fand klare Worte: „Wir waren hinten viel zu offen und haben es heute einfach nicht gut gespielt.“ Trainer Horst Steffen erklärte nach dem Spiel zudem seinen Matchplan: „Wir wussten, wie stark Magdeburg in der Offensive ist, wollten es aber trotzdem darauf ankommen lassen, da wir im Umschaltspiel sehr gut sind. Nach der Pause haben wir als ganze Mannschaft schwach gespielt. Für mich zählt der ganze Verbund. Ich habe nach dem Spiel schon deutliche Worte an die Mannschaft gerichtet. Jetzt haben wir ein paar Tage Zeit, um das Ganze aufzuarbeiten.“ Carlo Sickinger resümierte selbstkritisch: „Wir haben fünf Gegentore in einer Halbzeit bekommen. So etwas darf einfach nicht passieren. Und ich hoffe, wir lernen daraus.“ Steffen ergänzte: „Wir haben in der Viererkette nicht auffangen können, was Magdeburg gespielt hat. In der zweiten Halbzeit war das Gefühl, dass der Gegner übermächtig ist und wir wenig Aktionen selber schaffen. Dann lief das Spiel in eine Richtung, wo es auch mit elf gegen elf schwer wäre, Magdeburg zu verteidigen.“ Dennoch – die Rote Karte war sicherlich entscheidend, auch wenn Magdeburg in der zweiten Halbzeit famos aufspielte.
Trotz der Niederlage bleibt Elversberg in der Tabelle in Schlagdistanz zur Spitze. Der Rückstand auf Tabellenführer Hamburger SV sowie den Drittplatzierten 1. FC Köln beträgt nur drei Punkte. Am kommenden Samstag steht jedoch bereits die nächste Herausforderung an, wenn die SVE um 13 Uhr auswärts in Köln zum Spitzenspiel antritt. Dort wird sich zeigen, ob die Mannschaft die richtigen Lehren aus der schmerzhaften Niederlage gegen Magdeburg gezogen hat und die deutlichen Worte des Trainers angenommen hat.