Mit dem Auto lässt sich vieles transportieren: Gepäck, Einkäufe und schließlich auch sich selbst und Mitfahrende. Oft aber ist die Ladung überschaubar, sitzt man allein am Steuer, und ein Fahrrad würde es auch tun. Ein Aufruf mit Produktvorschlägen.

Jeremy Clarkson steht an einer Schnellstraße. Für jedes vorbeibrausende Auto, mit dem jemand allein ohne Mitfahrer unterwegs ist, wirft der Moderator eine Münze in eine Spardose. Und siehe da: Ruckzuck ist ein kleines Vermögen zusammengekommen. Das Experiment des Hosts des weltweit beliebten TV-Automagazins „Top Gear“ zählt zu den Klassikern der Serie, und es zeigt: Ziemlich viele Menschen fahren in ziemlich kurzer Zeit ziemlich viel ungenutztes Blech umher; kaum taxierbares Transportpotenzial verpufft. Dabei gibt es Alternativen. Zumindest in der Stadt sind die Situationen vielfältig, in denen sich das Fahrrad anbietet. Und auch die passenden Produkte gibt es dazu – vom Allrounder Lastenrad bis zum schnellen Pendlervehikel. Eine Übersicht.
Kita, Office, Reise – Wege mit dem Lastenrad: Längst ist das Lastenrad den Kinderschuhen entwachsen. Anfangs noch als kippelige Kiste, bevorzugt von renitenten Ökos gefahren, argwöhnisch beäugt, hat sich das Marktangebot inzwischen so aufgefächert, dass es hier nichts mehr zu lästern gibt – so ausgefuchst, so verfeinert sind die Cargo-Bikes mittlerweile. Mit Sitzen und Sicherheitsgurten, mit Regenverdeck und crash-optimierten Transportboxen dienen sie als Elterntaxi. Erhöhte Unfallgefahr vor Grundschule oder Kita, Parkplatzmangel und Stau vor der Kita gehörten der Vergangenheit an, wenn alle mitmachten und das Auto stehenließen. Und gleich weiter ins Büro düsten.
Lastenräder gibt es für jeden Anlass
Es gibt sogar Bikes für die Großfamilie mit Platz für bis zu vier Kids. Der Einkauf, die Getränkekiste finden in den meisten Cargo-Bikes für den Kids-Transport auch Platz – zumindest, wenn der Nachwuchs nicht an Bord ist. Optimiert für den Transport von Waren aber sind Cargo-Bikes mit Halterungssystemen ausgestattet, um die Ladung zu verzurren, mit Plattformen ohne Seitenwände für Sperriges, oder sie halten ein paar Extra-Kilo mehr aus. Und die Ladeplattformen sind oft so gestaltet, dass genormte Kisten und oder gar ganze Euro-Paletten, Speziallösung fürs Gewerbe, passgenau sitzen. So dienen Lastenräder als Plattform für Kurierdienste oder etwa fahrbare Gastro- oder Marktstände. Der Anteil der E-Bikes unter den Pedal-Lasteseln wächst dabei konsequenterweise auch immer mehr.
Es gibt Long-Tail-Räder für bis zu zwei hintereinander angebrachte Kindersitze auf dem extralangen Gepäckträger, einspurige Long-John-Bikes oder dreirädrige Lastenräder mit Kisten, die Sitzplätze und Anschnallgurte für bis zu vier Kinder bieten. Und selbstverständlich taugen vor allem einspurige Lastenräder auch prima als Reise-Vehikel – man spart sich immerhin die nicht ganz billigen Fahrradtaschen. Koffer in die Kiste, und los geht’s!
Produktbeispiel Ca Go CS 90 Allroad: Ein Beiname wie ein Audi, auch bei dem Autohersteller tragen robuste Versionen „allroad“ im Titel. Das E-Lastenrad der CS-Reihe des Koblenzer Herstellers kommt mit breiten Reifen und erweiterter Ladekapazität. Der konventionelle Gepäckträger verträgt 27 Kilo und ist Kindersitz-kompatibel, das verlängerte Frontrack für Outdoor-Gepäck darf mit bis zu 18 Kilo und das untere Lade-Compartment (Getränkekisten-kompatibel!) mit 35 Kilo belastet werden. Für Vortrieb sorgt ein Bosch-Mittelmotor der Reihe Performance Line SX im Zusammenspiel mit einer Shimano Nexus 8-Gangschaltung, Marktstart: Anfang 2025, Preis: ab 5490 Euro.
Vom Speckgürtel in die City – schnell, schneller, S-Pedelec: Ein Problem, wenn man es das empfindliche Quäntchen zu weit zur Arbeit hat, ist der Reiz des Autos – reinsetzen, losfahren, es bequem haben. Vermeintlich bequem. Es drohen Staus zur Rushhour und wieder dieses lange Herumgurken auf der Suche nach einem Parkplatz, wenn der Arbeitgeber nicht gerade eine Tiefgarage betreibt. Man könnte auf die Öffis umsteigen, aber Verspätungen und Zugausfälle machen unfrei. Hier kommen die schnellen Elektro-Bikes ins Spiel. S-Pedelecs unterstützen bis zu 45 Stundenkilometer und bringen Pendlerdistanzen zum Schmelzen. Bis zu 20 Kilometer zur Arbeit sind in vertretbarem Zeitrahmen gut zu bewältigen. Wer sportlich ambitioniert ist, schafft auch mehr und tut zugleich etwas für seine Fitness.
Starker Akku sorgt für Reichweite

Doch es gibt ein paar prinzipielle Hürden: S-Pedelecs gelten verkehrsrechtlich als Kraftfahrzeuge. Man benötigt wenigsten einen Führerschein der Klasse AM. Auch mit der Pkw-Fahrerlaubnis darf man aufsatteln. Wohl größtes Hindernis: Aufgrund ihres Status als Kleinkraftrad (Versicherungskennzeichen erforderlich) dürfen sie grundsätzlich nicht auf Fahrradwege – auch manche Abkürzung über Forst- oder Waldwege ist damit tabu. Im Straßenverkehr bei den Autos mitzumischen, ist für viele zu gefährlich. Verkehrsexperten sprechen S-Pedelecs auf Pendelstrecken aus dem Speckgürtel in die City ein besonders großes Verlagerungspotenzial vom Auto zu. Ihr ideales Areal wären Radschnellwege als Einfallsrouten – doch davon gibt es bislang nur wenige. Es gibt allerdings erste Kommunen, die ein Verkehrsschild zur Radwegefreigabe für S‑Pedelecs aufstellen. Ein Produktbeispiel ist das Opium S-LR der Revolt Zykling AG. Das Pedelec mit Hecknabenmotor – erdacht in Belgien, gefertigt in der Schweiz – soll das Auto ersetzen, und so vollgepackt mit technischen Highlights ist es auch: ABS ist an Bord, eine schlüssellose Wegfahrsperre, GPS-Ortung als zusätzlicher Diebstahlschutz und schließlich so viel Batteriekapazität, dass manches E-Auto dagegen alt aussieht. Allein der Haupt-Akku kommt auf 1.600 Wattstunden, was unter Idealbedingungen für rund 280 Kilometer Reichweite sorgt. Weitere 84 Kilometer kommen hinzu, wenn der Range-Extender (470 Wh) an Bord ist. Wie bei jedem S-Pedelec liegt die vom Motor maximal unterstützte Geschwindigkeit bei 45 km/h. Das S-LR kommt noch 2024 auf den Markt und kostet ab 9.990 Euro.
Beim Autokauf steht man vor der Entscheidung: mit oder ohne Anhängerkupplung? Ein paar Hundert Euro Unterschied macht das schon, und Nachrüsten geht oft nicht. Beim Fahrrad ist das simpler. Viele Fahrräder lassen sich nachträglich mit einer Kupplung bestücken. Das jeweilige Modell muss aber vom Hersteller dafür freigegeben sein. Und warum nun das Anhängsel und nicht gleich ein Lastenrad? Das ist natürlich Geschmackssache, aber ein paar handfeste Argumente gibt es: Ein Gespann aus Fahrrad und Lastenanhänger kostet weniger als ein Cargo-Bike, und hat man ein umzurüstendes Bestandsbike, muss nur der Hänger für rund 500 Euro angeschafft werden.
Ein paar Zahlen: Gängigerweise können Lastenanhänger mit bis um die 50 Kilo belastet werden, das Stauvolumen größerer Modelle liegt um die 140 Liter – ein Golf I hatte auch nur 80 Liter mehr, und voll beladen fährt man im Auto ohnehin meist nur in den Urlaub. Weiterer Vorteil: Hat man seinen Krimskrams von A nach B gekarrt, kuppelt man den Cargo-Hänger einfach wieder ab und hat wieder ein ganz normales Fahrrad, mit dem man flexibler unterwegs ist als mit einem schweren und meist auch sperrigeren Lastenrad. Nur einen sicheren Stellplatz für den Hänger muss man haben.
Das Fahrverhalten eines Gespanns bedarf einiger Übung
Spezialisten unter den Hängern sind Reiseanhänger fürs Bike, oft für Steckachsen entwickelt und einspurig ausgelegt und mit bis rund 30 Kilo Gepäck beladbar. Es gibt Kombi-Anhänger für Kinder und Lasten. Und regelrechte Wohnwagen gibt es auch – wie fürs Auto, jedoch geschrumpft und oft nur für eine Person gedacht.
Ganz ohne Medaillenkehrseite geht es natürlich auch hier nicht: Das Fahrverhalten eines Gespanns ist gewöhnungsbedürftig. In Kurven gilt es auszuholen, weil der Hänger enger zirkelt als das Zug-Bike. Man muss auf Bordsteine und Hindernisse achten, um nicht hängenzubleiben. In schnell gefahrenen Kurven können Hänger kippen. Spezielle Federungssystem sollen hier Abhilfe leisten, indem sie für eine bessere Straßenlage sorgen. Mit Bremsmanövern muss man in Kurven ebenfalls vorsichtig sein, denn die Ladung, die ganze ungebremste Masse des Anhängers, läuft aufs Rad auf und kann das Hinterrad zur Seite drücken. Abhilfe: Fahrradanhänger mit Auflaufbremse, die allerdings teurer sind. Auch zu beachten: das Gesamtgewicht, das Grenzen setzt. Ist beispielsweise ein Trekkingrad auf 120 Kilogramm zugelassen, kommen fürs Rad etwa 15 Kilo, für die Person im Sattel angenommene 75 Kilo und für den Hänger zehn Kilo zusammen, bleiben also für die Ladung noch 20 Kilogramm über. Ein Zugfahrrad, das mehr verträgt, sei empfohlen.
Produktbeispiel: Bei vielen Produkten geht nur das eine oder das andere; der Yuuna vom Hersteller Croozer kann beides, den Nachwuchs transportieren und Getränkekisten oder Großeinkauf. Der Kniff: Der Hänger ist modularer konzipiert. Die Kindersitze lassen sich herausnehmen, auch eine Vorrichtung zum Transport des Hundes gibt es. Und es gibt einen Schiebebügel. So wird der gefederte Yunaa zum Kinderwagen. Verdeck und Wände haben einen Lichtschutzfaktor von 50+. Ab Ende 2024 im Handel. Der Preis: ab 1.050 Euro.
Hop-on-hop-off – mit dem Faltrad intermodal zur Arbeit: Ist man bereit, das Auto in der Garage oder am Straßenrand zu lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, ist ein Anfang gemacht. Aber Sie kennen das: Der Bus als Zubringer zur S-Bahn kommt nicht, oder von der nächstgelegenen U-Bahn-Haltestelle sind es bis zum Office noch ermüdende 1.000 Meter – eine gute Viertelstunde zu Fuß. Für solche Szenarien bietet sich kein anderes Fahrrad so sehr an wie ein Faltrad: Man radelt zur Haltestelle, legt das Gerät zusammen und trägt es wie eine Tasche zum Sitz- oder Arbeitsplatz.

Je nach Verkehrsverbund sind Falträder in Bus und Bahn Gepäckstücken gleichgestellt. Ihr Transport kostet dann keinen Cent extra. Bedingung: Sie müssen auch wirklich platzsparend zusammengefaltet sein, sonst könnte das Begleitpersonal motzen und ein kostenpflichtiges Fahrradticket fällig werden. Unsere Empfehlung: auf Elektrifizierung verzichten. Denn die Extra-Kilos, die ein Falt-E-Bike wiegt, können das gefühlte Quäntchen zu viel an Gewicht sein, wenn das Fahrrad über den Bahnsteig oder im Doppelstock-Regionalexpress nach oben getragen werden soll. Intermodalen Verkehr nennen Experten das, wenn man unter Nutzung mehrerer Verkehrsträger ans Ziel kommt. Diese Kombination gilt als ein Mittel, Städte vom Autoverkehr zu entlasten.
Neben dem Pendler-Potenzial, das Falträder haben, können sie teils aber selbst auch ganz schön viel vertragen: Den Modellklassiker Brompton kann man mit vier Lowrider-Taschen behängen und zum Reiserad mit leichtem Gepäck umfunktionieren. Seit Oktober 2024 ist auch die Brompton G Line mit 20- statt 16-Zoll-Laufrädern im Handel – erdacht speziell für Fahrten jenseits der Stadtgrenzen. Und es gibt auch ganz spezielle Typen. Etwa Falttandems, ideale Vehikel fürs Reisen im Duett. Wermutstropfen: Startet man nicht von Zuhause, transportiert man das Origami-Doppel-Bike im Auto, und wenn es gut läuft, findet man einen der kostenpflichtigen Stellplätze in der Bahn.
Produktbeispiel: Es gibt Radreisende, die schwören aufs Faltrad. Zugegeben – mit einem Brompton unter dem Po fährt man mit leichtem Gepäck, an Lowrider-Halterungen kommen kleinere Fahrrad-taschen unter. Für Extra-Stauraum sorgt die Brompton-Tasche an der Vorbauhalterung, die auch als Bürotasche dienen kann. Ob Tour oder Alltag: Sachdienlich ist die Zwölf-Gang-Schaltung. Die klassische Drei-Gang-Nabe von Sturmey-Archer wird dabei mit vier Ritzeln ergänzt. Das entsprechende Brompton P-Line, Modell Explore, wiegt 10,5 Kilogramm und kostet ab 3.020 Euro.