Zum 40. Filmfestival Max Ophüls Preis vom 14. bis zum 20. Januar trifft sich der deutschsprachige Filmnachwuchs in Saarbrücken. Regisseurin Lisa Miller, die Vorjahresgewinnerin, sitzt in diesem Jahr in der Jury Wettbewerb Spielfilm.
Frau Miller, bei der Preisverleihung des Filmfestivals Max Ophüls Preis haben Sie im vorigen Jahr, wie man zu sagen pflegt, richtig abgeräumt …
Ja. (lacht)
Sie haben 2018 den Max Ophüls Preis, den Preis der Ökumenischen Jury und den Fritz-Raff-Drehbuchpreis erhalten. Welche Gefühle haben Sie nach diesen Ehrungen bewegt?
Totale Überwältigung. Wir waren alle total überrascht. Wir haben mit gar nichts gerechnet.
Warum? Es war doch spürbar, dass der Film gut ankommt.
Weil es unser erster Film war, der auch etwas anders war, auch vom Budget her (der Film kam durch Crowdfunding zustande, Anm. d. Red.), und dann sieht man die ganzen tollen Filme der anderen Kollegen, da kann man sich gar nicht vorstellen, dass man da auch eine Chance hätte.
Sie haben das Drehbuch zu „Landrauschen" geschrieben und Regie geführt. „Landrauschen", ein Heimatfilm wie auch eine Komödie mit Tiefgang, erlebte in Saarbrücken seine Uraufführung und war ihr erster Langfilm. Wie ist es denn nach diesen Auszeichnungen für Ihren Film weitergegangen?
Sehr gut. Wir haben auch einen Verleih gefunden. Im Juli 2018 sind wir deutschlandweit im Kino gestartet und hatten trotz des Sommers gute Zuschauerzahlen und mediales Echo.
Und mit Ihnen, der Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin?
Wir sind auf jeden Fall viel herumgekommen. Wir haben ganz Deutschland gesehen, waren in Mexiko, Georgien und in Nizza. Für mich war es schon eine Veränderung, weil ich mein ganzes Studium im Ausland verbracht habe. Ich hatte in Deutschland kein Netzwerk, mich kannte keiner. Mittlerweile hat sich das geändert.
Ist etwas von den 51.500 Euro, die Sie in Saarbrücken bekommen haben, in ein neues Projekt geflossen?
Tatsächlich haben wir viel davon nochmal in „Landrauschen" gesteckt, weil wir eigentlich mit Schulden aus der ganzen Sache herausgegangen sind. Uns hat ein bisschen was gefehlt, das hatten wir uns geliehen, das konnten wir abbezahlen. Ich schreibe auch am nächsten Projekt mit dem Preisgeld vom Fritz-Raff-Drehbuchpreis.
Was halten Sie von der Initiative „Pro Quote", die den Frauenanteil in allen Bereichen der Filmproduktion erhöhen möchte?
Ich halte viel von „Pro Quote", weil uns die Realität lehrt, dass man teilweise an eine Decke stößt, die nicht mehr durchlässig ist. Ich unterstütze „Pro Quote" und habe schon auch das Gefühl, dass sich gerade ganz viel ändert. Ich hoffe, dass die Verhältnisse irgendwann so ausgeglichen sind, dass man keine Quoten mehr braucht.
Sie sind in einem schwäbischen Dorf, in Bubenhausen – dort wurde auch „Landrauschen" gedreht –, geboren und haben in Madrid und London studiert. Von der Provinz in die europäischen Metropolen. Wie haben Sie das gemacht?
Gute Frage. (lacht) Ich hatte schon immer sehr viel Fernweh. Ich wollte schon immer weg. Das war teilweise etwas naiv, aber ich war auch unerschrocken. Ich habe mir das in den Kopf gesetzt und durchgezogen.
Sie haben Visuelle Kunst und Fotografie in Madrid und London studiert. Der direkte Weg zum Film war das nicht.
Ich wollte Fotografie studieren, aber mein Spanisch war noch so schlecht, dass ich nicht gemerkt habe, dass die Hälfte des Studiums Video und Film beinhaltet. Ich bin da so reingerutscht. Das war Zufall. Film hat mich schon interessiert, aber ich hätte mir das selber nicht zugetraut. Ich hatte keine Vorbilder. Irgendwie bin ich bei Fotografie stehengeblieben. Im Studium, als ich Zugang dazu hatte, war dann ganz schnell klar, dass ich das machen möchte.
Worauf legen Sie als Jurorin des Filmfestivals Max Ophüls Preis wert?
Ob mich eine Geschichte mitnimmt, in eine andere Welt führen kann, das ist mir wichtig. Ich schaue darauf: Wie sind die Stereotype ausgespielt? Wie sind die Charaktere gebildet? Ich bin ein politischer Mensch. Ich schaue auch, ob da eine Aussage dahinter steht. Ich durfte dieses Jahr schon ein paar Mal in Jurys sein.
Das Saarland erfreut sich einer hervorragenden regionalen Küche. Hatten Sie im vorigen Jahr, als Sie zum ersten Mal in Saarbrücken gewesen sind, Gelegenheit, diese kennenzulernen?
Ganz ehrlich, mir war die ganze Zeit schlecht, weil ich so aufgeregt war. (lacht) Ich hoffe, dass ich dieses Jahr entspannter bin.