Die Corona-Pandemie und insbesondere der Lockdown im Frühjahr 2020 hatten für die Kulturschaffenden einschneidende Veränderungen zur Folge. Wie hat der saarländische Filmemacher und Medienkünstler Michael Koob die Corona-Krise erlebt?
Herr Koob, wie haben Sie den Corona-Lockdown im März 2020 erlebt beziehungsweise was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie das Ausmaß, das ein Lockdown letztlich bedeutet, begriffen haben?
Auf der einen Seite war das ein Schock, zu realisieren, dass von jetzt auf gleich fast alle geplanten Projekte und Aufträge für die kommenden Wochen, vielleicht sogar Monate, erstmal auf Eis liegen, und daher natürlich kein Einkommen da sein würde. Andererseits ist dieser Zustand des ungewissen „income" für einen freischaffenden Künstler wie mich auch ein Stück weit normal. Ich bin es gewöhnt, mit dem Zustand der Ungewissheit umzugehen. Aber trotzdem kamen Gedanken wie „Muss ich aus dem Atelier ausziehen?" oder „Muss ich das Auto verkaufen?", wenn sich die Situation über Monate hinzieht. Ich habe zwei kleine Kinder, Louis wird jetzt fünf Jahre alt, Moritz ist gerade mal 15 Monate alt. Zum Glück arbeitet meine Frau als Lehrerin, so dass hier eine verlässliche Einnahmequelle da ist. Aber normalerweise tragen wir beide etwas zu diesem Topf bei.
Wie sah ein „Arbeitstag" während des Lockdowns konkret aus?
Zugegeben: sehr stressig und zugleich sehr intensiv. Denn wir waren nun zu viert zu Hause. Meine Frau hat ihren Unterricht online gestaltet, die Kinder mussten bei Laune gehalten werden, und ich habe die Zeit genutzt, um Trailer für das Theater in Aachen fertig zu schneiden. So war die Lockdown-Zeit zwar einerseits von finanziellen Sorgen begleitet, aber andererseits auch eine intensive Familienzeit.
Haben Sie sich auch Gedanken gemacht, wie Sie zusätzlich Gelder akquirieren können? Also haben Sie zum Beispiel an Wettbewerben teilgenommen, die es ja auch im Saarland gab, um Kulturschaffende zu unterstützen?
Zunächst einmal fand ich ganz toll, dass es von vielen Seiten Solidaritätsbekundungen gab. Ich habe ganz unbürokratisch und schnell finanzielle Unterstützung von Bund und Land für Umsatzausfälle und betriebliche Fixkosten erhalten. Das war klasse! Und ich habe 450 Euro aus dem Nothilfefonds des saarländischen Kulturforums der Sozialdemokratie bekommen. Das war auch toll! Denn beim Nothilfefonds wurden keine Bedingungen an ein eigens konzipiertes Projekt gestellt, dazu hätte ich keinen Nerv gehabt. Außerdem habe ich auch zwei Konzepte für den Solidaritätsfonds der Stadt Saarbrücken eingereicht, bislang aber noch keine Rückmeldung erhalten.
Mit Ihrem Atelier „koob film media art" sind Sie seit 2007 im Saarbrücker Kulturbahnhof (KUBA) ansässig. Hier gab es während des Lockdowns die eigens initiierte Aktion „Kunstkaufhaus", bei der für die Künstlerinnen und Künstler eine Plattform geschaffen wurde, um Kunstwerke zu präsentieren und diese auch zu verkaufen.
War das eine weitere Einnahmequelle für Sie?
Ich habe hierüber leider keine Fotos verkaufen können. Ich denke, dass Gemälde für den Käufer an so einer Stelle einfach attraktiver sind.
Neben Ihrer Arbeit als Filmemacher sind Sie auch als Dozent an der Universität des Saarlandes tätig oder geben Workshops im Kuba. Wie hat der Lockdown diese Arbeitsbereiche eingeschränkt oder verändert?
Die Osterferien-Workshops für Jugendliche im Kuba konnten im April natürlich nicht durchgeführt werden. Die mussten wir sofort canceln. Jetzt finden zum Ende der Sommerferien nochmal Film-Workshops im Kuba statt, natürlich mit reduzierter Teilnehmerzahl, und vielen Aktivitäten im Freien. Meinen Kurs im Sommersemester an der Uni konnte ich problemlos online durchführen und hatte Vieo-Gruppenchats eingerichtet. Gerade jetzt war mein Kursthema „Filme für Social-Media" natürlich hochaktuell.
Wie sehen die nächsten Monate aus? Haben Sie schon Pläne, wie auf Eis gelegte Projekte wiederbelebt werden können?
Mein Hauptprojekt ist immer noch meine Mockumentary, also eine Dokufiktion, mit dem Titel „Das Statut", die durch Corona natürlich ins Stocken geraten ist. Ich war jetzt gerade nochmal in Berlin und in Hamburg zum Dreh und hoffe, dass nicht ein neuerlicher Lockdown wieder zu Verzögerungen führt. Die übrige Auftragslage stabilisiert sich zaghaft und einige Aufträge kommen rein. Im Übrigen herrscht vielfach eine Mentalität des Abwartens.