Von einem finnischen Tech-Unternehmen kommt eine Echtzeit-Abstandswarnung, die trotz Corona wieder mehr Nähe ermöglichen könnte.
Ganz allmählich kehren die Menschen aus dem Homeoffice und vom Home Theatre in Bürotürme und zu Live-Konzerten zurück. Fußballspiele und andere Veranstaltungen dürfen wieder mit Zuschauern stattfinden. Damit man sich nicht versehentlich in der scheinbaren Normalität zu nahe kommt, hat das 2014 gegründete, finnische Unternehmen Noccela Oy ein Sensibilisierungssystem entwickelt, das am Arbeitsplatz und bei Großveranstaltungen für mehr Sicherheit sorgen soll.
Bei der Social Distancing Solution (SDS) warnt ein akustisches Signal Menschen, sobald sie den Mindestabstand unterschreiten. Die umgehende Alarmierung basiert auf einer Echtzeit-Positionsbestimmung für Innenräume, deren Präzision auf der UWB-Technologie (Ultrabreitband) aufbauen soll. Außerdem überwacht SDS Personenkontakte in Echtzeit, wodurch Ansteckungsketten – anders als bei der Corona-Warn-App – nach Herstellerangaben ohne Handy schnell zurückverfolgt werden sollen. Das heißt, auch in Innenräumen, wenn Smartphones beispielsweise am Arbeitsplatz oder in der Schule nicht mitgeführt werden dürfen.
Mitarbeiter, Schüler oder Veranstaltungsbesucher tragen dafür eine Smartcard wie einen intelligenten Dienstausweis oder eine Akkreditierung mit sich. Sobald der definierte Mindestabstand zu anderen Menschen unterschritten wird, ertönt ein akustisches Signal. Das unverkabelte, aufladbare Tool im Kartenformat speichert bis zu 3.000 Kontakte pro Tag, sodass sich im Fall einer Infektion mit Corona die komplette Kontaktkette des Betroffenen nachvollziehen lassen soll. Dabei werden alle Unterschreitungen des Mindestabstands in einem cloudbasierten System gespeichert. Die Daten werden über einen von Noccela bereitgestellten Sender automatisch an das „Wolken“-Speicher-System geschickt, sobald sich die Smartcard in dessen Nähe befindet.
Die Smartcard kann bis zu 3.000 Kontakte speichern
Den Herstellern zufolge ist die SDS-Lösung umstandslos einsetzbar, da keine weitere Infrastruktur erforderlich sei. Die Karte könne auch mit zusätzlichen Funktionen kombiniert werden, beispielsweise mit einem SOS-Knopf. Auch in der Nach-Pandemie-Zeit soll die Lösung für Sicherheitszwecke weiter nutzbar sein. Nicht nur von Personen, sondern auch von beweglichen Gegenständen könne die Position auf zehn Zentimeter genau bestimmt werden, wenn das System durch ein Sensoren-Netzwerk ergänzt wird.
Das Finnische Institut für Arbeitsmedizin (FIA) mit Sitz in Helsinki hat das Tool nach eigenen Angaben intensiv getestet, nachdem es – schon vor Corona –
bei Noccela das SDS im Rahmen eines Forschungsprojekts angefragt hatte. Dabei ging es – pandemieunabhängig – um Gesundheit am Arbeitsplatz und präzise Technologien zur Positionsbestimmung in Innenräumen. „Nun stellte sich heraus: SDS ist ideal, um zu einer gewissen Normalität zurückzukehren und risikofreie Umgebungen im Rahmen von Hygienekonzepten zu schaffen“, sagt Jussi Virkkala, Medizinphysiker beim FIA zu SDS in Zeiten von Covid-19.
Das SDS-System ist über Noccelas Vertreter Conquesta Corp (Noccela DACH) in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich ab 49 Euro pro Smartcard erhältlich.