Warum die deutsche Gesamtwirtschaft trotz Corona sehr gut dasteht
Während das Saarland nur zwei Mundarten kennt, nämlich das Moselfränkische auf dem Saargau und das Rheinfränkische im Rest des Landes, und der Berliner sogar nur eine, gibt es in Bayern derer so viele wie Landesbezirke, nämlich sieben: dreimal Franken (Unter-, Mittel-, Ober-), Schwaben, Ober- und Niederbayern und die Oberpfalz.
Am nachhaltigsten hat sich mir dabei eine Lebensweisheit aus Franken im Gedächtnis festgesetzt, die sehr viel über die Lebenseinstellung dieses unbeugsamen Volksstammes aussagt – wichtig für alle diejenigen, die glauben, sich demnächst auf einen „Bundesvater" fränkischer Provenienz einstimmen zu müssen.
„Wird scho wern sagt Frau Kern. Bei da Frau Horn is aa wieder worn"! Oder auf hochdeutsch: Kopf hoch, auch wenn’s schwer fällt.
Und es fällt gegenwärtig vielen sehr schwer, nicht nur den Gastronomen, Hoteliers, Kulturveranstaltern und Künstlern, die schon seit Frühjahr 2020 ohne Publikum und Einnahmen sind. Auch den Geschäftsleuten, Friseuren und kleinen, selbstständigen Dienstleistern mit „körpernahen Dienstleistungen", die nunmehr als Folge der Pandemie und des neuerlich verschärften Lockdowns abermals zum Nichtstun verurteilt sind. Wobei Nichtstun auch Nicht-Einnahmen bedeutet, also quasi ein Berufsverbot. Nicht zu vergessen die fünf Millionen berufstätigen Eltern und 600.000 Alleinerziehenden, deren Nachwuchs weder Schulen noch Kitas besuchen darf und die verzweifelt nach Beaufsichtigung suchen.
Jede Verlängerung des Lockdowns zur Bekämpfung der Pandemie mit aller Härte ist für den Einzelnen der Betroffenen ohne Zweifel ein Drama. Aber aus volkswirtschaftlicher Sicht ist sie unverzichtbar, denn nur eine „gesunde" Wirtschaft kann auf Dauer florieren. Hinzu kommt – oh Wunder –, dass sich trotz des neuerlichen Lockdowns die Wirtschaft als Ganzes sehr wacker hält. Anders als im Frühjahr 2020, als der totale Stillstand der Wirtschaft zu einem brutalen Konjunktur- und Wachstumseinbruch von fast zehn Prozent führte, ist diesmal alles anders. Die Aussichten auf Wachstum und Beschäftigung im Jahre 2021 sind sogar nach Meinung vieler Experten ausgesprochen gut.
Zum einen hängt das damit zusammen, dass die durch den Lockdown am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Wirtschaftszweige wie Restaurants, Hotels, Gast- und Sportstätten, Einzelhandel, Theater, Kunst und Kultur et cetera zwar für das gesellschaftliche Wohlgefühl und die persönliche Psyche einen hohen Stellenwert haben, dass aber deren Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt mit etwa fünf von Hundert eher überschaubar ist. Das ist volkswirtschaftlich ohne große Einbußen verkraftbar.
Zum andern hat die Weltwirtschaft den ersten Corona-Schock überwunden und wächst wieder. Mehr noch – der Welthandel boomt, Frachtcontainer werden weltweit händeringend gesucht, ebenso Frachtschiffe. Die chinesische Wirtschaft, die inzwischen für 20 Prozent der gesamten Weltproduktion steht, ist wieder voll im Aufschwung Der deutsche Export stieg im siebten Monat in Folge, hat seit Oktober sogar wieder deutliche Steigerungsraten gegenüber der Vor-Corona-Zeit erzielt. Und die Auftragsbücher der Industrie sind inzwischen sogar besser gefüllt als vor der Krise.
Stellt man weiterhin in Rechnung, dass der Brexit zwar die britische Wirtschaft trifft, aber weniger die deutsche, dass die Weltwirtschaft von Trumps erratischen Stör-Attacken künftig verschont bleiben wird und dass die deutschen Konsumenten während der Krise 20 Prozent weniger Autos gekauft und kaum verreist sind und dadurch 100 Milliarden Euro zusätzlich gespart haben, die dem Konsum entgegenfiebern, dann kann man der Zukunft mit einigem Optimismus entgegensehen – trotz Corona.
Mit anderen Worten: Es werd scho wern! Oder um in der deutschen landsmannschaftlichen Vielfalt der Mundarten neben dem Franken auch den Kölner zu Wort kommen zu lassen: Et hätt noch emmer joot jejange!