Was waren die Highlights ihrer Karriere? Wie nachhaltig lebt sie? Und wer hat sie am meisten in Sachen Beauty und Fashion beeinflusst? Diese Fragen und viele mehr hat Fotografin Jana Wind (32) aus Münster beantwortet, die insbesondere mit ihren einzigartigen Bilderwelten und ihrer Kreativität verzaubert.
Liebe Jana, wie sahen Deine ersten Schritte als Bloggerin und bei Instagram aus?
Ich bin ganz klassisch wie so viele einfach reingestolpert. Ich habe tatsächlich schon 2009 mit dem Bloggen angefangen, da gab es Instagram noch gar nicht. Instagram war dann erst mal eine Art Foto-App, mit der man Bilder bearbeiten konnte. Zu einer Community hat es sich erst allmählich entwickelt.
Wie kam schließlich der Erfolg?
Ich glaube, mein Vorteil war erst mal der frühe Einstieg. Bloggen war für viele damals Neuland, und weil ich so früh angefangen habe, konnte ich vieles mitnehmen. Um wirklich herauszustechen, ist es hilfreich, auf Dauer einen guten USP (Unique Selling Proposition; Alleinstellungsmerkmal, Anm. d. Red.) zu entwickeln. Das kann etwa Humor sein oder eine besondere Ästhetik. Bei mir sind es sicher vor allem meine Bildmontagen.
Kannst Du Tipps geben: Wie steigt man am besten in diesen Bereich ein?
Instagram ist der perfekte Ort, um sich einfach auszuprobieren. Ich würde das einfach als Testlabor betrachten. Probiert aus, was gut ankommt und was eher nicht, aber vor allem was euch wirklich Spaß macht.
Wie sieht Dein Alltag aus?
Eine schwierige Frage. Einen wirklich alltäglichen Alltag habe ich nicht, weil ich keine festen Termine habe. Ich habe allerdings gerade ein zweites Studium aufgenommen, das mir in der Pandemie ein Gefühl von Alltag gibt – mit festen Seminaren und anderen Menschen, auch wenn es nur über Zoom ist. Fotografie-Jobs fallen oft weg, dafür habe ich an einem Buch gesessen, das jetzt veröffentlicht wurde. Grundsätzlich fange ich spätestens um 9 Uhr an zu arbeiten und versuche, einen Tag in der Woche als Fortbildungs- und Aneignungstag zu nutzen. Da schaue ich mir dann Tutorials für Programme an oder probiere neue aus.
Inwiefern haben sich Dein Blog und Profil im Laufe der Zeit verändert?
Ich hatte früher meinen Fokus auf Fashion und war mit der Branche irgendwann einfach nicht mehr so glücklich. Es hat einfach nicht mehr zu mir gepasst, jeden Tag ein neues Outfit zu tragen und dann diese Berge an Klamotten zu betrachten.
Das mache ich jetzt nur noch ab und zu, wenn es wirklich passt. Und ansonsten versuche ich, eine breit gefächerte Range an Themen einfließen zu lassen. Auch gerne Politisches oder Gesellschaftskritisches. Und ganz viel Kunst bitte.
Was würdest Du sagen kennzeichnet Deinen Insta-Account?
Ich hoffe, der künstlerische Aspekt. Ich versuche immer etwas einzubauen in meine Bilder, was einen zweimal hinschauen lässt.
Wie würdest Du Deinen besonderen Bildstil beschreiben?
Vielleicht ein bisschen träumerisch? Das was ich zeige, spiegelt oft nicht die Realität wider, sondern eher eine Gedankenwelt.
Hast Du Lieblingsbilder von Dir? Welche sind es und warum?
Ich glaube, eins meiner Lieblingsbilder ist das von dem Fliegenpilzwald. Ich finde das Bild hat etwas Träumerisches und Abenteuerliches. Und ich wäre gerne dort.
Du hattest vor Kurzem unter anderem Kooperationen mit der Handtaschen-Brand Mandarina Duck und der renommierten Brautmoden-Marke Pronovias. Wie sahen diese aus?
Das hat beides wirklich unglaublichen Spaß gemacht. Die Tasche von Mandarina Duck habe ich tatsächlich bis heute so gut wie immer dabei. Ich räume sie gar nicht mehr aus. Und das Shooting für Pronovias war tatsächlich das einzige Mal, dass ich mich herausputzen konnte in dem Jahr. Das habe ich sehr genossen. Am dankbarsten bin ich immer, wenn man in der Umsetzung Freiheit hat und sich ganz offen überlegen kann, wie man die Zusammenarbeit am besten umsetzt.
Welchen Blogs und Influencern folgst Du persönlich am liebsten?
Momentan gucke ich wirklich gern bei Oursweetliving rein, weil sie so eine beruhigende Art hat und ein tolles Auge für Ästhetik. Ich liebe This is Jane Wayne für ihre Texte und Rianne Meijer für ihre lustigen Videos.
Welche Deiner Instagram-Beiträge sind die beliebtesten?
Das finde ich immer unvorhersehbar. Manchmal sind es ernste Texte, die gut ankommen und manchmal lockere Bilder. Ich wünschte, ich würde da ein Muster erkennen.
Was waren die Highlights Deiner Karriere?
Ich durfte eine riesige Häuserwand für eine Kampagne gestalten. Das war wirklich interessant. Und ich habe im letzten Jahr ein Buch veröffentlicht. Ich durfte einfach schon so viele Sachen machen, die ich mir nie erträumt hätte. Einmal habe ich den Kleiderschrank für einen Ikea-Werbespot eingerichtet. Ich meine – wie verrückt ist das?
Ist Dir Nachhaltigkeit wichtig?
Ich glaube, wohl wie so viele, dass Nachhaltigkeit sehr wichtig ist und versuche, mich im Hinblick darauf zu bessern. Ich esse zum Beispiel kein Fleisch, versuche mehr saisonal zu kochen und versuche es zu vermeiden, Essensreste wegzuwerfen. Aber wir leben alle nicht glücklich autark im Wald und versorgen uns selbst. Ich bin sicher nicht perfekt und auch ich habe ab und zu einfach mal Bock auf diese geile Avocadopasta oder auf dieses Paar Schuhe, obwohl ich gar kein neues brauche.
Was hat sich mit der Corona-Krise in Deinem Leben geändert?
Als die Krise losging wurden relativ schnell Jobs abgesagt. Die Lage war wirklich angespannt, und psychisch macht das viel mit einem.
Plötzlich wird einem klar, dass man absolut keinen systemrelevanten Job hat und so etwas macht was mit dem Selbstbewusstsein. Ich weiß, dass es ganz vielen so geht, vielen auch viel schlechter. Und manchmal ist es einfach schwer, nach vorne zu blicken, wo alles so ungewiss scheint.
Was mir geholfen hat, war die Arbeit am Buch, die Aufnahme eines zweiten Studiums und die aktive Teilnahme an der Kommunalpolitik.
Wie ist die Lage aktuell?
Ich habe das Gefühl, dass sich mittlerweile alle ein bisschen an die Lage gewöhnt haben und auch wieder ein paar Budgets geplant wurden. Aber man merkt auch, wie angespannt die Menschen sind. Alles scheint so ungewiss und ein Tag ist wie der andere.
Ich glaube, die Luft ist bei allen so langsam raus.
Wo sind Deine Fotos in der letzten Zeit entstanden?
Fast alle in der näheren Umgebung. In der Innenstadt von Münster, im Wald oder in der Wohnung. Ich habe gelernt, dass man wirklich nicht viel Platz benötigt, um ein gutes Foto zu inszenieren.
Wie sieht es mit dem Reisen aus – wohin wirst Du dieses Jahr reisen und welche Länder fallen flach?
Ich habe noch gar keine Reisepläne geschmiedet und finde das auch bei allem Bangen um eine dritte Welle ein bisschen tricky.
Ich bin allerdings auch gar nicht mehr so unglaublich reiselustig wie vor Jahren, sondern entdecke auch einfach mal gern die nähere Umgebung.
Für welche positiven Dinge möchtest Du Deine hohe Reichweite nutzen?
Ich finde es immer toll, wenn ich Leute dazu inspiriere, ihre Kreativität zu nutzen. Wenn mir zum Beispiel User und Userinnen schreiben, dass sie meinetwegen wieder mit dem Malen angefangen haben, wird mir immer ganz warm ums Herz.