Eltern müssen sich ganz schön was einfallen lassen – wegen der Corona-Maßnahmen ist vieles, was man sonst gern mit Kindern in den Ferien unternimmt, nicht möglich. Zu entdecken gibt es in Berlin und Umgebung trotzdem reichlich. FORUM-Autorin Sabine Loeprick hat einige Ideen.
Was haben der Potsdamer Platz inmitten des Großstadtgetümmels, der Treptower Park oder die Kuppe des Teufelsbergs im Berliner Grunewald gemeinsam? Wer mit den richtigen Koordinaten ausgestattet und bereit ist, kniffelige Rätsel zu lösen, kann hier den einen oder anderen „Schatz" finden. Vor über zehn Jahren schwappte die Geocaching-Welle aus den USA hinüber nach Deutschland, seitdem hat sich auch hierzulande die Szene rasant entwickelt. Allein in Berlin sprechen die Fans von Hunderttausenden sogenannter Caches, Verstecken in Form kleiner Dosen und Schachteln, die man beispielsweise festgebunden unter Parkbänken, hinter Straßenschildern oder auch vergraben finden kann. Eine Schnitzeljagd der digitalen Art, die man als Team, Familie oder auch einzeln machen kann – Anleitungen zu Einsteigertouren oder anspruchsvolleren Varianten gibt es dazu im Internet zuhauf.
Manch eine Route führt auch ins Berliner Umland. Warum also nicht gleich den Ausflug in die Natur etwas spielerischer gestalten? So hat das Team der ZDF-Sendung „Löwenzahn" beispielsweise gleich mehrere Geocaches im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft versteckt – ganz im Süden Brandenburgs. Startpunkt einer der Touren ist das Industriedenkmal „Brikettfabrik Louise", eine eindrucksvolle Anlage vom Ende des 19. Jahrhunderts – und die älteste Brikettfabrik Europas. Normalerweise organisiert ein Verein Führungen durch das historische Gebäude, diese Angebote sind wegen der Corona-Pandemie momentan ausgesetzt. Ende April aber soll wieder einer der sogenannten Dampftage mit Vorführungen stattfinden.
Ein gemütlicher Spaziergang zu frei lebenden Wildpferden
Das Museumsdorf Glashütte in Baruth hingegen, ebenfalls im Süden Brandenburgs, hat unter Auflagen wieder geöffnet. Nach Anmeldung und unter Einhaltung der geltenden Hygieneregeln kann man hier erleben, wie an dem Standort vor bereits 300 Jahren Glas hergestellt wurde. Eindrucksvoll der Blick in die große Ofenhalle, im Inneren des Ofens ist noch der erstarrte Glasblock zu erkennen. Auch die kleinen Galerien und Manufakturen auf dem einstigen Industriegelände hatten bei Redaktionsschluss wieder geöffnet – aktuelle Informationen dazu finden sich auch auf der Seite des Landkreises Teltow Fläming.
Garantiert nicht von möglichen erneuten Schließungen betroffen ist der Fläming-Skate, der auf rund 230 Kilometern durch Wälder und Wiesen und meist fernab vom Straßenverkehr verläuft. Hier können sich auch kleinere Radfahrer und Skater sicher fühlen, und weil das Streckennetz in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut wurde, gibt es mittlerweile Rundparcours und Abschnitte für jeden Fitness- und Konditionsgrad. Dabei kann man entlang von Schlössern oder alten Gutshäusern radeln oder skaten, Klosteranlagen beispielsweise in Zinna (zumindest von außen) bestaunen, einen Blick auf alte Windmühlen werfen oder ein Picknick an einem der vielen kleinen Seen machen. Und mitunter ganz schön ins Schwitzen geraten, denn einige Strecken haben durchaus Steigungen und Gefälle aufzuweisen. Das Praktische: Viele der Start- und Endpunkte sind auch gut von Berlin aus mit der Regionalbahn zu erreichen.
Genug vom Radfahren oder Skaten? Wie wäre es mit einem gemütlichen Spaziergang zu Wildpferden oder den beeindruckenden Wisenten? In der Döberitzer Heide nur wenige Kilometer westlich von Berlins Stadtgrenze hat die Heinz-Sielmann-Stiftung auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz ein einzigartiges Naturschutzprojekt entwickelt. Auf einem Areal, das ungefähr 17-mal so groß ist wie der Berliner Tiergarten, leben heute rund 980 geschützte Tier- und Pflanzenarten. Vom Wiedehopf bis zum Wisent und dem Przewalski-Pferd. Die beiden letzteren Arten waren im letzten Jahrhundert außerhalb von Zoos oder Wildgehegen ausgestorben – in der Döberitzer Heide leben heute zwei Dutzend der Wildpferde. Ein Aussichtsturm bietet einen fantastischen Rundblick über das gesamte Gelände und bis hin zum Berliner Fernsehturm. Bleibt man lieber am Boden, dann stehen insgesamt 55 Kilometer Wanderwege zur Verfügung.
Von wuchtigen Vierbeinern zu grazil wirkenden Vögeln – das Dorf Linum im Nordwesten Brandenburgs zählt mit der umgebenden Teichlandschaft zu den Hotspots für Vogelbeobachter und Naturfans. Im Herbst kann man mit etwas Glück Zehntausende Kraniche beobachten, die hier Rast machen – und ab dem Frühjahr ist Linum eines der brandenburgischen Storchendörfer. Die Nabu-Station in Linum, die „Storchenschmiede", bietet daher zahlreiche Veranstaltungen und geführte Touren rund um Kranich und Weißstorch – von der Vogelwanderung über den Fotowalk bis hin zum Besuch der Linumer Storchenhorste. Vorausgesetzt, die aktuellen Corona-Maßnahmen lassen solche Angebote unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln zu.
Auf dem Bauernhof kann man alte Haustierrassen treffen
Ganz unabhängig von etwaigen Rücknahmen der bisherigen Lockerungen aber kann man sich per Fahrrad oder zu Fuß auf den Berliner Mauerweg begeben, einmal die gesamte Stadt umrunden, was zugegebenermaßen bei der Gesamtlänge von 160 Kilometern ein ambitioniertes Projekt wäre. Wie praktisch, dass die einzelnen Abschnitte überwiegend gut mit S-, U- oder Regionalbahn zu erreichen sind – 14 Einzelstrecken mit Längen zwischen sieben und 21 Kilometern können so abgefahren oder -gelaufen werden. Je nach Geschmack lassen sich Strecken durch die Stadt wie zum Beispiel der Abschnitt vom Potsdamer Platz zur Warschauer Straße oder durch die grünen Außenbezirke wählen. Mal geht es durchs Stadtgewusel vorbei an Ministerien, am ehemaligen Ausländergrenzübergang Checkpoint Charlie und dem Engelbecken bis hin zur Eastside Gallery mit den 2009 fast komplett erneuerten Kunstwerken. Dann wieder an der Stadtkante entlang und dem Gelände der ehemaligen Geisterstadt „Parks Range", einem Truppenübungsgelände der US-Armee, bis hin zur Kirschbaumallee. Japanische Bürger haben die Bäume zur Erinnerung an die deutsche Wiedervereinigung gestiftet.
Und sollte das Wetter wirklich einmal zu schlecht für „Draußen-Aktivitäten" sein, dann haben immerhin einige Berliner Museen mittlerweile wieder geöffnet. Allerdings muss man sich online vorab Tickets kaufen, der Besuch der jeweiligen Häuser ist nur mit medizinischer beziehungsweise FFP2-Maske möglich. Macht nichts, wenigstens kann man auf diese Weise mal wieder den Dinosauriern im Naturkundemuseum einen Besuch abstatten. Immer wieder beeindruckend: der Diplodicus im Lichthof des Museums, das Skelett eines gewaltigen Pflanzenfressers. Nur eines von vielen, das Wissenschaftler des Museums Anfang des 20. Jahrhunderts im heutigen Tansania ausgruben – 230 Tonnen Dinosaurier-Knochen wurden dabei zutage gefördert. Klar, dass das Museum davon nur einen kleinen Teil zeigen kann, anhand einiger Skelette und dazugehöriger Animationen kann man sich aber recht gut vorstellen, wie vor Jahrmillionen tonnenschwere Tiere über die Erde stapften, die die Meere oder die Luft bevölkerten.
Ganz quicklebendige Tiere kann man jetzt wieder in Zoo und Tierpark (auch hier müssen Onlinetickets vorab gekauft werden) besuchen, vielleicht einen Blick auf den Gorilla-Nachwuchs erhaschen oder auf die drei Junglöwen, die Anfang des Jahres nach Berlin gekommen sind. Oder man macht einen „Ausflug auf den Bauernhof" – auf dem Gelände der Domäne Dahlem nämlich gibt es allerhand fast ausgestorbene Haustierrassen zu entdecken – vom „Rauwolligen Pommerschen Landschaf" über das „Rote Höhenvieh" bis hin zur Hühnerrasse „Deutscher Sperber".