Andy Cu (26) aus Köln begeistert bei Instagram rund 120.000 Follower mit seinen Fashion-, Lifestyle- und Interieur-Fotos. Im Interview spricht er über seinen Weg zum Erfolg, seinen Stil, Inspirationsquellen und Nachhaltigkeit.
Lieber Andy, wie ist Dein großes Interesse für Mode, Lifestyle und Interior entstanden?
Von klein auf hatte ich bereits großes Interesse an Mode, habe mich aber nie wirklich getraut, verschiedene Stile auszuprobieren. In so einer Kleinstadt wird man dann doch gern mal schief angeschaut, wenn man keine „normale" Kleidung trägt. Das ist heutzutage zum Teil immer noch so. Aber seitdem ich aus meiner Heimatstadt Coesfeld weggezogen bin, ist mir total egal, was die Leute darüber denken. Wichtig ist nur, dass mir mein Outfit gefällt. Lifestyle und Interior kamen mit der Zeit dazu. Ich denke, dass es etwas mit dem Erwachsenen-Dasein zu tun hat. Seitdem ich meine eigene Wohnung habe, interessiere ich mich immer mehr dafür.
Würdest Du Dich eher als Model oder als Influencer bezeichnen?
Ich würde mich weder als Model noch als Influencer bezeichnen. Ich bin einfach nur jemand, der das Glück hat, sein Hobby zum Beruf machen zu können. Mit meinem Content möchte ich diejenigen erreichen, die dieselben Interessen wie ich verfolgen; und vor allem möchte ich sie inspirieren.
Hat man als männliches/r Model/Influencer weniger Konkurrenz als weibliche und es deshalb etwas leichter?
Das würde ich jetzt so nicht sagen. Es gibt ja immer nur ein bestimmtes Budget – sei es Produkt und/ oder monetäre Vergütung –, das für eine Kampagne zur Verfügung gestellt wird. Dadurch, dass die Anzahl an Influencern meines Erachtens nach auch immer wieder steigt, werden ja nicht die Budgets erhöht. Deswegen wird es schon für beide Geschlechter immer etwas schwieriger. Da muss man dann einfach den Kunden mit seinem Content und der Zusammenarbeit überzeugen. Am wichtigsten ist jedoch, dass man nicht nach links und rechts schaut, wie viele Kooperationen Kollegen und Kolleginnen haben. Man muss sich da auf sich selbst konzentrieren.
Fühlst Du Dich als Mann – zum Beispiel bei Events – eher als Exot oder werden es immer mehr?
Noch vor etwa zwei bis drei Jahren hat man sich ein wenig „fehl am Platz" gefühlt, aber es werden nach und nach mehr. Die Brands sind langsam bereit für männlichen Input. Dennoch bleiben die Kolleginnen weiterhin in der Überzahl.
Wie sahen Deine ersten Schritte bei Instagram aus?
Ich würde sagen ziemlich chaotisch (lacht): Das ist alles rein zufällig entstanden. Ich hatte nie die Intention, das professionell umzusetzen, sondern habe vor einigen Jahren einfach angefangen, sporadisch ein paar Outfit-Fotos zu posten. Allerdings ohne irgendeinen Plan. Das heißt, mein Feed sah ganz schön wild aus. Zu dem Zeitpunkt habe ich viele verschiedene Stile ausprobiert und hatte noch keine eigene Bildsprache. Um dann eine passende Bearbeitung für meinen Content zu finden, habe ich mich mehr und mehr mit Photoshop und Lightroom beschäftigt. Und als die ersten Job-Anfragen reinkamen, wurde aus einem Hobby ein Vollzeitjob. Ich bin wirklich sehr froh und dankbar darüber, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte.
Wie genau kam der Erfolg?
Wenn meine Arbeit als inspirierend empfunden und wertgeschätzt wird, dann ist es für mich ein Erfolg. Die Anzahl der Follower spielt hier keine allzu große Rolle. Viel glücklicher machen mich die lieben Kommentare und DMs meiner Follower oder Feedbacks meiner Kooperationspartner. Wenn eine Zusammenarbeit gut verlaufen ist, dann besteht auch die Chance, dass man an die Kollegen weiterempfohlen wird. So spricht sich das dann rum. Natürlich spielt auch die Interaktion auf Instagram eine große Rolle.
Hat sich Dein Profil im Laufe der Zeit thematisch verändert?
Wenn es um Themenschwerpunkte geht, würde ich auf jeden Fall „ja" sagen. Bei mir dreht sich nicht mehr alles nur noch um Fashion, wobei es schon einen Großteil meines Contents ausmacht, sondern auch um ein bisschen Interior, Beauty und Lifestyle. Das sind Themen, die mich mit der Zeit mehr und mehr interessiert haben, und das möchte ich natürlich auch mit meiner Community teilen. Auch das Thema Motivation lasse ich gern mal in meinen Content einfließen.
Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?
Was Mode angeht, gibt es keinen bestimmten Stil, den ich verfolge. Ich probiere gern mal verschiedene Styles aus. Mal bin ich etwas schicker angezogen, mal ein bisschen skandinavischer oder casual sportlich. Aber das ist ja auch das Spannende an Mode. Man kann sich da einfach austoben. Wichtig ist nur, dass man sich in den Sachen wohlfühlt und nicht irgendwie verkleidet. Im Interior-Bereich würde ich aber sagen, dass mein Stil schon eher minimalisch und monochrom gehalten ist.
Hast Du Lieblingsbilder von Dir?
Ja, ich würde sagen, dass die Fotos, die ich für die Kooperation mit Chopard produziert habe, zu meinen Lieblingsbildern zählen. In der Kampagne ging es um die Themen Erfolg, Vision und Inspiration. Hier muss ich zugeben, dass ich eine Weile gebraucht habe, bis ich die richtigen Worte für die Captions fand. Ich musste in mich gehen und mich mit Themen auseinandersetzen, mit denen ich mich vorher nie wirklich beschäftigt habe. Durch die Kampagne habe ich mich selbst besser kennengelernt. Darum verbinde ich die Chopard-Bilder auch immer mit einer etwas tiefgründigen Geschichte.
Wo und wie hast Du gelernt, so gut vor der Kamera zu posen?
Danke für das Kompliment. Ich war ganz am Anfang total schüchtern und kam mir auch ein wenig verloren vor, aber mit der Zeit wurde es dann besser. Man muss sich einfach trauen, und dann wird es mit der Zeit auch.
Wie hältst Du Dich fit?
Ich halte mich mit Ernährung und Sport fit. Mir ist es wichtig, dass ich mich gesund ernähre und nicht ständig Süßigkeiten nasche – wobei mir das ab und zu echt schwerfällt. Dafür gibt es aber einmal die Woche einen Cheat Day. An diesem Tag esse ich einfach alles, worauf ich gerade Lust habe. Da achte ich auch null auf meine Fitness-Fortschritte, aber bereue es schon ein wenig am nächsten Tag. Man denkt sich dann kurz für einen Moment: „Oh nein, die ganzen Sportübungen waren jetzt ein wenig umsonst." Aber so ist es dann einfach. Ich mache Sport einfach unheimlich gern. Er hilft mir, einen freien Kopf zu bekommen. Das ist besonders in der jetzigen Zeit superwichtig.
Wie sieht Dein Alltag aus?
Wenn ich zu Hause bin, dann sieht mein Alltag so aus: Ich starte den Tag mit einer Tasse Kaffee und Acai Bowl und komme erst mal an. Dabei gehe ich automatisch in meinem Kopf auch schon meine To-dos durch und fange unbewusst direkt mit der Arbeit an. Das heißt Videos/Fotos produzieren und bearbeiten, Mails bearbeiten und brainstormen. Sobald ich mit der Arbeit durch bin, treffe ich mich dann gern mit meinen Freunden oder mache Sport. Getreu dem Motto: erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Auf Reisen stehe ich noch vor dem Sonnenaufgang auf und versuche am liebsten, von morgens bis abends Content zu produzieren. Ich will ja die Zeit effektiv nutzen, aber Sightseeing darf da natürlich auch nicht zu kurz kommen.
Welche Deiner Instagram-Beiträge sind die beliebtesten?
Wenn ich ehrlich bin, weiß ich das gar nicht. Ich könnte natürlich auf Instagram bei den Insights nachschauen, welche Posts die größte Reichweite erzielt haben, aber das ist mir im Prinzip relativ egal. Manchmal hat man bei einem bestimmten Foto voll das gute Gefühl und geht davon aus, dass dieses bestimmt richtig gut bei den Followern ankommen wird, aber bekommt dann am Ende viel weniger Likes. Genauso ist es aber auch andersherum. Einige Posts werden leider aufgrund eines Algorithmus nicht bei allen Abonnenten angezeigt. Superärgerlich und schade, aber da sind mir leider die Hände gebunden. Ich kann nur mein Bestes geben und hoffen, dass meine Follower den Post auf ihrer Startseite angezeigt bekommen.
Was waren die Highlights Deiner Karriere?
Die Highlights meiner Karriere sind definitiv die Kooperationen mit Chopard und Porsche. Das waren schon immer Brands, von denen ich dachte, dass sie nicht nahbar wären. Als sie dann aber auf mich zugekommen sind, war ich total überwältigt.
… und welche die verrücktesten Momente?
Verrücktester Moment im positiven Sinne! Für die Porsche-Produktion musste ich innerhalb kürzester Zeit ein Konzept und kleines Team zusammenstellen. Gemeinsam sind wir dann an die Mosel gefahren, um Fotos und Videos zu produzieren. Das war eine sehr tolle Erfahrung und auch eine der größten Produktionen, die ich bisher hatte. Ich bin sehr stolz darauf, weil es an eine Auto-TV-Kampagne erinnert.
Ist Dir Nachhaltigkeit wichtig?
Mir ist Nachhaltigkeit definitiv wichtig. Daher versuche ich nach und nach auch auf meinen Lebensstil zu achten. Seit gut einem halben Jahr benutze ich zum Beispiel nur noch einen Wasserfilter. Das erspart mir zum einen natürlich das Schleppen, aber zum anderen schützt es die Umwelt vor unzähligen Plastikflaschen. Ich bin froh darüber, dass viele Brands mittlerweile auch auf Recyclingmaterial umgestiegen sind. Auch meinen Modekonsum versuche ich so gut es geht zu reduzieren beziehungsweise achte mehr auf die Materialien. Wir müssen alle an den Klimawandel und die damit verbundenen Auswirkungen denken. Das schulden wir der Umwelt und unserer nächsten Generation.
Was hat sich mit der Corona-Krise in Deinem Leben als Influencer geändert?
Die Pandemie hat auf jeden Fall mein Leben als Influencer verändert. Viele Kooperationsbudgets wurden aufgrund der Existenzangst gekürzt. Auch die ganzen Reisen und Events finden aufgrund der aktuellen Lage nicht statt. Das ist zwar superschade, aber da müssen wir jetzt durch. Wenn wir uns alle an die Regeln halten, dann hat das bald ein Ende, und wir können in unser altes Leben zurückkehren. Es ist nur eine Frage der Zeit. Also durchhalten!
Wo sind Deine Fotos in der letzten Zeit entstanden? Und wer fotografiert Dich für Instagram?
Aktuell fotografiere ich oft zu Hause mithilfe eines Stativs oder frage einen Freund, ob er mir kurz helfen kann. Natürlich beachten wir dabei auch die Corona-Regeln. Jeder von uns trägt eine Art Verantwortung gegenüber dem anderen.
Wie sieht es mit dem Reisen aus – wohin wirst Du dieses Jahr reisen und welche Länder fallen flach?
Ich werde dieses Jahr gar nicht verreisen, da ich es für nicht richtig halte. Meiner Meinung nach müsste sich die Lage erst einmal wieder beruhigen. Sobald die Normalität wieder einkehrt, fange ich erst an, darüber nachzudenken. Andernfalls würde man das Virus nur immer wieder verschleppen. Wenn alle einen Gang zurückschalten würden, könnten wir Wunder bewirken. Das Einzige. das ich machen werde, solang es keine Gefahr darstellt, ist, zu meiner Familie zu fahren.
Du hast gerade in deiner Story angeboten, dass Dir Leute, die eine Krise wegen des zweiten Lockdowns haben, schreiben können. Welche Resonanzen hast Du bekommen?
Die Resonanz war sehr positiv. Viele von ihnen fanden es gut, dass sie mal mit einer anderen Person, die sie ja nicht wirklich kennen, über ihre Gefühlslage sprechen können. Die aktuelle Lage belastet sehr viele. Entweder man hockt auf engem Raum mit seiner Familie, Partner/-in oder WG-Mitbewohner rum oder man ist eben alleine. Ich wollte meinen Followern deswegen eine Möglichkeit anbieten, sich mal so richtig auszulassen, da es besonders wichtig ist, dass sich niemand allein oder verlassen fühlt. Wir sitzen alle im selben Boot und sollten deswegen auch füreinander da sein.
Womit bist Du aktuell beschäftigt?
Aktuell versuche ich die Zeit so sinnvoll wie möglich zu nutzen. Dank Youtube habe ich die Möglichkeit, mich in Sachen Bild- und Videobearbeitung weiterzuentwickeln. Des Weiteren habe ich noch mit dem Boxen und dem Malen mit Acrylfarben angefangen. Irgendwie muss man sich ja beschäftigen, um die Zeit totzuschlagen.