Im Hosenbachtal zwischen Idar-Oberstein und Simmertal kann man die Relikte mehrerer Kupferbergwerke mitten im Wald entdecken. Wiesenpfade, Bachläufe und Panoramablicke sorgen zudem für ein gelungenes Wandererlebnis.
Ich entscheide mich vor der Wanderung an einer Führung durchs Kupferbergwerk teilzunehmen. Ausgestattet mit einem gelben Helm, schließe ich mich ihr an. Durch einen schmalen Stollen gelangen wir in den Bauch des Berges. Bis Ende des 18. Jahrhunderts war das Fischbacher Kupferbergwerk eines der größten Bergwerke Europas. Bis zu 30 Meter hohe Höhlen- und Stollensysteme sind heute für Besucher zugänglich.
Die riesigen Hohlräume sind beleuchtet. Bunte Mineralien verzaubern Decken und Wände. Kristalle und Tropfsteine lassen die Felswände in vielen Farben leuchten. Über 300 Jahre wurde im Hosenbachtal Kupfererz abgebaut. Die riesige Höhle mit etlichen Seitenhöhlen, die über ein Treppensystem verbunden sind, wurde mit Hammer und Meißel von Menschenhand geschaffen. Nur selten wurde eine kleine Sprengung gesetzt. Elektrisches Licht fehlte gänzlich, die spärlich brennenden Öllampen, sogenannte Frösche, boten damals nur im unmittelbaren Bereich des Arbeitsfeldes ein wenig Helligkeit. Eine Schicht dauerte 14 Stunden. Wenn die Arbeiter ihren Arbeitsplatz verließen, brauchten ihre Augen lange, um sich ans Tageslicht zu gewöhnen.
Arbeit im Kupferbergwerk war damals begehrt
Die harte und gefährliche Arbeit unter Tage war begehrt, denn sie war für damalige Verhältnisse gut bezahlt. Um 1715 verdiente ein Kupferbergwerksarbeiter bis zu 80 Gulden pro Jahr. Im Vergleich verdiente ein normaler Arbeiter gerade einmal 20 Gulden.
Laut einer urkundlichen Erwähnung aus dem Jahr 1461 wurde im Hosenbachtal seit 1400 Kupfererz gewonnen. Es wird vermutet, dass bereits vor 2.000 Jahren Kupfererz im Hosenbachtal abgebaut wurde. Im 16. Jahrhundert arbeiteten zwischen 200 und 300 Bergleute in der Grube. Insgesamt sind circa 400.000 Tonnen Kupfererz aus dem Berg abtransportiert worden. Das Kupfer wurde damals unter anderem nach Dinant im heutigen Belgien geliefert. Dort befand sich ein Zentrum der Messingindustrie.
Heute bewundern wir beim Rundgang durch den ausgehöhlten Berg bunte Farben am harten Gestein, dort einen Malachit in leuchtenden Grüntönen, hier eine oxydierte Kupferader. Bergkristalle funkeln im Fels und an einigen Stellen wird Kalkgestein sichtbar.
Weg-Maskottchen „Kupfi-Maus" und „Geisti" begleiten
Die bunte Welt des Berges im Kopf, verlasse ich das Besucherbergwerk, um die 4,5 Kilometer lange Wanderstrecke auf mich zu nehmen. Wenn wir den Ausgang des Bergwerks erreicht haben, halten wir uns rechts, in Richtung einer alten Lore, die früher eingesetzt worden war. Dem schmalen Pfad entlang einer geteerten Fahrbahn (K30) folgen wir einige Meter. Die Wegtrasse des Traumschleifchens dient hier auch als Zuwegung zur Traumschleife Kupfer-Jaspis-Pfad und zum Fernwanderweg Saar-Hunsrück-Steig. Nach etwa 300 Metern überqueren wir die Fahrbahn und anschließend den Hosenbach mittels Brücke. Zwischen 1851 und 1855 wurden nachweislich sechs Achatschleifen direkt am Hosenbach errichtet, von denen nur wenige Überreste erhalten geblieben sind.
Am Waldrand steht eine Informationstafel, weitere werden folgen. Die beiden Maskottchen des Weges, „Kupfi-Maus" und „Geisti", begleiten uns auf der Wanderung und erzählen von Kupfererzen, der Arbeit und dem Leben der Bergleute und verwunschenen Stollen.
Zwischen Weideland und Wald folgen wir der Markierung in den nahen Wald. Auf den ersten eineinhalb Kilometern führt der Weg fast ständig bergan. Gräser, Farne und Waldblumen säumen den Weg. Stolleneingänge zeigen uns, dass an vielen verschiedenen Orten versucht wurde, Stollen in den Berg zu treiben.
Auf dem Weg nach oben wird das Getöse des Baches laut, ein Wasserfall stürzt sich in die Tiefe. Oberhalb des Baches folgen wir den Kehren und Windungen weiter nach oben. Nachdem wir den Wald verlassen haben, folgen wir einem Wiesenweg sacht bergab, bevor wir kurze Zeit später ein letztes Mal steigen müssen. Kurz vor der Steigung passieren wir das „eingestürzte Bergwerk".
Mit dumpfem Grollen war um die Jahreswende 1592/1593 der ausgehöhlte Berg zusammengebrochen. Das Bergwerk „Birfinck" auf der westlichen Hosenbachseite hatte etwa die gleiche Ausdehnung wie das heutige Besucherbergwerk. Offenbar war der Abbau der Erze zu nahe an die Tagesoberfläche gekommen. Möglich ist auch, dass bergmännische Fehler beim Stehenlassen von Gesteinspfeilern zur Stützung des Bergwerks gemacht wurden. Alten Quellen zufolge wurde glücklicherweise niemand verletzt. Der Bergwerksbetrieb war stark eingeschränkt. Fortan wurde im Tagesbruch nach Erzen gesucht. Wenige Überreste sind davon noch zu erkennen. Verschiedene Flechten leuchten im Sonnenlicht.
In der Kupferstube kann man die Tour ausklingen lassen
Nachdem wir den Wald verlassen haben, genießen wir die ausgedehnten Wiesen mit ihren reichhaltigen Blumen- und Kräuterdüften. An einer Weggabelung steht am rechten Platz eine Bank zum Verweilen. Weit unten im Tal sind einige Häuser von Fischbach zu erkennen.
Es geht steil bergab und bald haben wir die Tallage wieder erreicht. Nochmals überqueren wir den Hosenbach, der in Fischbach dem Fischbach sein Wasser übergibt. Die Kupferstube ist der ideale Ort, um die Wanderung ausklingen zu lassen. Das Kuchenbüfett lässt keine Wünsche offen.