Klimaschutz „Made in Berlin" – das ist das Anliegen von rund 150 Berliner großen und mittelständischen Unternehmen. Jetzt haben sie vorgestellt, was bisher erreicht wurde.
Eine illustre Runde: Gemeinsam gründeten der „Verein Berliner Kaufleute und Industrieller" (VBKI) sowie das Beratungsunternehmen Egon Zehnder 2019 das Forum „CEOs for Berlin". Darin sollen CEOs (Chief Executive Officers) der wichtigsten Berliner und Brandenburger Unternehmen und Institutionen zusammenfinden. Das Ziel der rund 150 Mitglieder: Um eine zukunftsorientierte Wirtschaftsstrategie in der Region zu etablieren, soll der Austausch mit politischen Entscheidungsträgern noch besser in Gang kommen.
Ganz oben auf der Agenda steht bei den Managern nach eigenem Bekunden der Kampf gegen den Klimawandel und der aktive Einsatz in der Berliner Metropolregion zum Erreichen der Klimaziele. Dafür hat das Forum mit der Broschüre „CEOs for Berlin – Gemeinsam für eine klimaneutrale Metropolregion" eine Best-Practice-Sammlung veröffentlicht, die als Pdf heruntergeladen werden kann. Mehr als 100 Unternehmensprojekte sollen zeigen, welche Anstrengungen die CEOs bereits unternehmen, um Ressourcen zu schonen und das Klima zu schützen. Zugleich sollen die Beispiele dazu einladen, die eigenen Möglichkeiten zur Verringerung des CO2-Fußausdrucks auszuleuchten und weitere Maßnahmen zu treffen.
Nachhaltige Konzepte in der Kapitale
Die Koordinatoren des Forums betonen die Rolle der Wirtschaft im Kampf gegen den Klimawandel: Neben der CO2-Reduktion im Geschäftsalltag seien innovative und intelligente Lösungen gefordert, um Klimaschutz auf breiter Front zu ermöglichen. Darin stecke auch wirtschaftliches Potenzial: Produkte, Dienstleistungen und Technologien „Made in Berlin" könnten sowohl weltweit zum Klimaschutz beitragen als auch Wohlstand und Arbeitsplätze in der Region mehren. Wie dringlich das Anliegen ist, soll eine dramatische Zahl aus einer Studie des Climate Service Center Germany des Helmholtz-Zentrums Hereon belegen: Demnach steige die Durchschnittstemperatur in Berlin bis zum Ende des 21. Jahrhunderts im Vergleich zum Referenzzeitraum von 1971 bis 2000 um bis zu 5,3 Grad Celsius, wenn die Treibhausgasemissionen nicht reduziert werden.
Städte wie Berlin seien in besonderem Maße für die Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die Konzentration von Menschen, Verkehr, Industrie, Handwerk, Büros und Handel machen urbane Gebiete zu Hotspots des Energieverbrauchs. Gleichzeitig könnten Metropolen einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dafür seien allerdings verstärkte Anstrengungen nötig. Die Broschüre gibt für Berlin das Ziel einer Klimaneutralität vor 2050 vor, was eine Senkung der CO2-Emissionen um 95 Prozent gegenüber 1990 bedeutet. Allerdings sei Berlin auf dem richtigen Weg: Im Vorwort heißt es, dass die Berliner Wirtschaft ihre CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 mit innovativen Produkten und Dienstleistungen schon um über 40 Prozent reduzieren konnte. Etliche Unternehmen hätten sich auf den Weg gemacht, nachhaltige Konzepte für eine umweltbewusste Hauptstadtregion Berlin- Brandenburg zu entwickeln, sich klimaneutral aufzustellen oder Produkte zu entwickeln, die einen Beitrag für die Klimawende darstellen.
Gegliedert ist die Broschüre in sechs Kategorien: „Energie, Wärme, Strom", „Mobilität", „Dienstleistung", „Wohnen, Gebäude", „Industrie" sowie „Handel, Kultur, Bildung". Vertreten sind große Konzerne wie die Berliner Verkehrsbetriebe mit 15.710 Beschäftigten oder die BMW Group mit weltweit 120.726 Mitarbeitern, vor allem aber mittelständische Unternehmen wie die Business School SMT mit 200 Mitarbeitern. Die vorgestellten Unternehmen werden jeweils mit ihrem Geschäftsfeld, der Beschäftigtenzahl und ihrem Umsatz dargestellt, im Fokus steht ihre Nachhaltigkeitsstrategie.
In der Kategorie „Energie, Wärme, Strom" beschreibt sich etwa Thermondo (530 Mitarbeiter, 70 Millionen Euro Umsatz) als führender Heizungsinstallateur für Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland, der bereits mehr als 25.000 Hauseigentümern ein CO2-ärmeres Heizen ermöglicht habe. Jeden Monat verbaue man 700 neue Heizungen, ausschließlich mit effizienten Technologien wie Brennwert, Solarthermie und Brennstoffzelle. Mit jedem Heizungswechsel reduziere man den CO2-Ausstoß pro Haushalt um bis zu 45 Prozent.
Freiwillige CO2-Reduktion
Im Bereich „Mobilität" bezeichnet sich Alstom (9.600 Beschäftigte in Deutschland, 14 Milliarden Euro Umsatz) als führender Anbieter von Bahntechnik für U-Bahnen, S-Bahnen, Straßenbahnen, Regionalzüge, Lokomotiven und Signaltechnik. Als Nachhaltigkeitsprojekt für eine klimaneutrale Stadt wird der Coradia iLint erwähnt: ein emissionsfreier, mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebener Zug, der allererste seiner Art. Er gibt nur Dampf und Wasserkondensat ab und bietet eine Alternative zu Dieselzügen.
Die Berliner Stadtreinigung (6.000 Beschäftigte, 600 Millionen Euro Umsatz) lobt sich als Vertreterin in der Kategorie „Dienstleistung" für ihre Bemühungen um eine nachhaltige Abfall- und Ressourcenwirtschaft. Die BSR sei 2007 das erste landeseigene Unternehmen gewesen, das eine Klimaschutzvereinbarung unterzeichnet hat. „Seither ist es uns gelungen, unsere CO2-Emissionen um insgesamt 237.000 Tonnen zu reduzieren." Für den Klimaschutz verpflichte sich das Unternehmen auf freiwilliger Basis, die CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. Bis zum Jahr 2025 werde man durch gezielte Investitionen und Maßnahmen eine CO2-Entlastung von 67.000 Tonnen erreichen.
Im Bereich „Handel, Kultur, Bildung" verweist der Bio-Supermarkt Bio Company auf Nachhaltigkeit sowohl beim Sortiment als auch bei der Ausstattung der Filialen: Bodenfliesen aus Naturstein und Holzregale aus zertifiziert nachhaltiger und regionaler Forstwirtschaft.
Insgesamt verschafft die Broschüre einen recht guten Einblick in das, was heute im Bereich der unternehmerischen Nachhaltigkeit möglich ist. Vielleicht kann sie den einen oder anderen Unternehmensvorstand – neudeutsch CEO – veranlassen, sich noch etwas mehr mit einem eigenen Beitrag zum Klimaschutz zu befassen.