Regional einkaufen, am besten naturbelassen, liegt im Trend. Wer im Saarland Äpfel kauft, stößt dabei seit nun 50 Jahren auch auf die Erzeugnisse von Peter Schneider, der eine von nur drei Bioapfel-Plantagen im Saarland betreibt.
Von August bis in den November hinein haben Peter Schneider und sein Team dieses Jahr Äpfel geerntet. Zehn Apfelsorten und über 250 Tonnen Äpfel haben sie auf der Obstplantage auf den Höhen von Habkirchen insgesamt eingefahren. Darunter auch Sorten, die zurzeit genau den Geschmack der Käufer treffen. Schneider: „Gerade unsere Sorte Topaz kommt sehr gut beim Verbraucher an. Das ist mal was anderes als die altbekannten Sorten, wie Golden Delicious oder Boskop, die jeder aus dem Supermarkt kennt." Mittlerweile wachsen auf der Obstanlage zehn unterschiedliche Apfelsorten – alle seit 15 Jahren durch Bioland zertifiziert.
Das bedeutet viele Herausforderungen, die es so im konventionellen Apfelanbau nicht gibt: So müssen Flächen, auf denen die Bioäpfel angebaut werden sollen, zum Beispiel erst mal drei Jahre natürlich bewirtschaftet werden, bevor auch das Obst „bio" ist. Auch der verwendete Dünger, hier Pferdedung, muss zertifiziert sein, damit nicht darüber Fremdstoffe in den Apfel eingebracht werden. Außerdem verzichtet Peter Schneider auf umweltschädliche Pestizide. Und selbst bei den Stoffen, die er verwenden dürfte, ist er sehr vorsichtig. „Was nicht jeder weiß, auch Biobäume werden gespritzt, aber es gibt da sehr genaue Vorgaben", so der Biolandwirt, „Aber selbst da wollen wir hier Vorbild sein und nutzen nur ungefähr 30 bis 40 Prozent der Mengen, die durch Bioland genehmigt sind. Unser Ziel ist es, auch in Zukunft unter den Vorgaben zu bleiben und eher noch mehr einzusparen." Daneben kommen auf dem Apfelhof der für Bienen ungefährliche Netzschwefel und andere Naturprodukte, unter anderem auf Algenbasis zum Einsatz. Eine weitere Maßnahme für den Umweltschutz und viele Äpfel: die Wildbienen-Zucht von Schneider. Seit ein paar Jahren hegt und pflegt er die Bienen, die sogar in seinem Kühlhaus überwintern können, die auf insgesamt 20 Hektar nicht nur die umliegenden Blühwiesen, sondern auch die Apfelblüten bestäuben. Eine Maßnahme, von der die Bienen, die Umwelt und Peter Schneiders Betrieb profitieren. Zusätzlich bringen Imker aus der Region ihre Bienenvölker vorbei, die bei der Bestäubung helfen.
Apfelschorf ist ein Problem in der Biolandwirtschaft
Allerdings kann die biologische Landwirtschaft ein Problem nicht so gut lösen wie die konventionelle Landwirtschaft: Apfelschorf. Diese Infektion bildet sich gerade in niederschlagsreichen Wochen und Monaten heraus. Über die nassen Blätter dringt ein Pilz schon früh in die junge Frucht ein und sorgt dort für Flecken und Verfärbungen. Schneider: „Gegen den Apfelschorf gibt es im Biobereich leider keine wirksamen Mittel." Die betroffenen Äpfel sind danach aber nicht ungenießbar: Bis auf die besagten Flecken auf der Schale sind sie weiterhin problemlos für den Verzehr geeignet. Aber im Supermarkt geben die Früchte mit Schorf natürlich eine schlechte Figur gegen ihre makellosen Mitbewerber ab, weshalb aus ihnen in der Regel Most produziert wird. Eine Lösung: eine Verlagerung auf schorfresistente Sorten, wie Topaz.
Aber auch abseits der Erntesaison hat Schneider allerhand zu tun: Sobald keine Früchte mehr an den Bäumen hängen, müssen die Äste der Bäume beschnitten werden, um auch im nächsten Jahr einen guten Ertrag sichern zu können. Das passiert in der Regel ab Ende Januar bis in den März hinein. Im Frühjahr wird dann Dünger unter den Obstbäumen ausgebracht. Danach müssen die Bäume und ihre Früchte regelmäßig auf Schädlinge kontrolliert werden und betroffene Äpfel vom Baum genommen werden. Ein anstrengender Job, die Freude über das gelungene Produkt ist Peter Schneider aber auch nach fünfzig Erntejahren noch deutlich anzumerken – und die Nachfrage nach seinen Äpfeln wächst.
Der Most ist ein wichtiger Teil des Absatzmarkts von Schneider. So ist er der Hauptzulieferer für Äpfel zur Saftgewinnung des Bio-Hofs Wintringer Hof, der nicht weit entfernt von den Apfelbäumen seinen Sitz hat. Daneben finden sich die Äpfel unter anderem in verschiedenen Bioläden und in Filialen von Edeka. Auch bei den vom Konzept her sehr trendigen Unverpackt-Läden, die es im Saarland gibt, stehen die Chancen gut, einen Apfel von Schneider in der Hand zu halten. Ein weiterer Abnehmer, den der Landwirt für seine Ware begeistern konnte, ist Globus. Auch dort will man künftig noch stärker vom Wunsch nach regionalen und biologischen Produkten profitieren. Die Chancen stehen also gut, dass die Existenz des Betriebs auch noch in Zukunft gesichert sein wird.
Apfelsaft gepresst - Foto: FotoSchlichter
Schneider sucht einen Nachfolger für seinen Biobetrieb
Und auch weitere Ideen hat Peter Schneider genug: Könnte man mit anderen Erzeugern aus dem Umfeld nicht zum Beispiel in Lebensmittelautomaten investieren, an denen Bürger ihre Milch, Brot oder eben Obst ganz einfach zu jeder Tages- und Nachtzeit kaufen können? Ähnliche Konzepte sind im Elsass und in Lothringen schon erfolgreich im Einsatz, auch die Metzgerei Schwamm hat schon seit einigen Jahren in Saarbrücken den sogenannten „Wurstomat" im Einsatz. Durch solche Projekte könne man mit den eigenen Produkten vielleicht noch besser Menschen erreichen, ohne den Umweg über andere Händler zu gehen, glaubt Peter Schneider. Auch bei den Apfelverpackungen probiert der Betrieb einiges aus. Die Idee: weg vom Plastik, auch wenn es recycelbar wäre, hin zur Kartonage. Außerdem hat Schneider erst vor Kurzem mit der S+P Frucht GmbH eine Gesellschaft gegründet, mit der er in Zukunft auch anderes, extern zugekauftes Obst im Saarland vertreiben möchte. Sollte die Nachfrage durch diese Projekte und Ideen weiter steigen, gäbe es durchaus noch Platz, noch mehr Äpfel auf seinem Grund und Boden anzubauen.
Nur wie lange er den Job und die Hofpflege noch selbst betreiben und dementsprechend seine Ideen in die Tat umsetzen kann, kann Peter Schneider noch nicht genau sagen. Er sucht zurzeit nach einem Nachfolger für den Betrieb in Habkirchen, den er damals von seinem Vater übernommen hat, da der eigene Nachwuchs die Branche gewechselt hat. Aber er steht schon im engeren Kontakt mit Interessenten, die „sehr umweltbewusst und grün angehaucht sind", wie er selbst sagt und die Bioapfel-Plantage mit ihren Ideen bereichern könnten. Bis 2025 will das Saar-Umweltministerium die Zahl der biologisch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen von 20 Prozent auf 25 Prozent vergrößern.